KaufberatungWing-Größe – welche Abstufung zum Wingfoilen Sinn macht

Manuel Vogel

 · 04.06.2025

Kaufberatung: Wing-Größe – welche Abstufung zum Wingfoilen Sinn machtFoto: Duotone
Kaum jemand, der ins Wingsurfen einsteigt, legt sich gleich eine komplette Palette an Wings in unterschiedlichen Größen zu. In den meisten Fällen ist es das Ziel, mit nur einem Wing erstmal einen möglichst großen Windbereich abzudecken. Welche Wing-Größe Sinn macht, hängt vor allem von Körpergewicht und Revier ab. Wir haben exemplarisch erfahrene Wingsurfer aus dem Binnenland und von der Küste nach ihren Wing-Abstufungen gefragt.

Die meisten Hersteller bieten Wings in Größen zwischen 2,5 und sieben Quadratmetern an. Wer erstmals mit dem Gedanken spielt, sich Material zu kaufen, steht dann vor vielen Fragen: “Brauche ich einen großen 6qm Wing oder ist der Unterschied zu einem 5er gar nicht so groß? Welche Abstufung macht Sinn, wenn ich mir zwei Wing-Größen kaufen will – 6er und 5er? Oder doch lieber 6qm und einen kleinen 4er Wing für viel Wind? Und welche Marke sollte es am Ende sein?”

Was unsere Testerfahrung gezeigt hat: Die Unterschiede zwischen den einzelnen Marken sind durchaus markant. Deshalb testen wir regelmäßig die neuesten Modelle und verraten dir, welche Wings Sinn machen und welche nicht. Bezüglich der passenden Wing-Größe und der perfekten Abstufungen der Wings haben wir exemplarisch einige Wingsurfer aus dem ganzen Land zu ihren Erfahrungen befragt. Dabei haben wir bewusst Wingsurfer ausgewählt, die nicht als voll gesponsorte Pros mit einem prall gefüllten Sortiment unterschiedlicher Wings durch die Welt jetten, sondern erfahrene Hobby-Winger.

“Wingsurfen ist der perfekte Sport für böige Binnenreviere”

Michael Ferchert und Sebastian Potyka sind als angefressene Wingsurfer nördlich des Ruhrgebiets zu Hause haben schon Material von vielen Herstellern in ihren Händen gehabt. Michael: “Bei uns an den Binnenseen ist der Wing oft böig. Hauptsächliche winge ich am Auesee bei Wesel. Mit 90 Kilo würde ich persönlich für den Start immer ein Brett mit etwa 120 Liter und einen leistungsstarken 5er Wing wählen, wenn ich mich für eine Wing-Größe entscheiden müsste – damit decke ich einen Großteil der Windbedingungen hier ab. Wichtig ist mir persönlich beim Wing immer, dass er ein Fenster hat.”

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Michael Ferchert am Auesee bei WeselFoto: PrivatMichael Ferchert am Auesee bei Wesel

“Eine sinnvolle Lösung mit zwei Größen sähe bei mir so aus: Ein 6er Wing für Leichtwind macht immer Sinn, den Unterschied zum 5er merkt man schon deutlich. Als kleine Ergänzung würde ich dann einen Wing wählen, der eine gute Kontrolle oben raus hat, in der Größe 5qm – ich persönlich nutze z.B. Duotone Wings in 6 und 5qm. Wählt man eher kraftvoll abgestimmte Wings würde ich eine Kombination mit 6 und 4,5qm wählen. Die leichteren Fahrer und Fahrerinnen in unserem Verein RTG-Wesel landen bei einer Ein-Wing-Lösung oft bei einem 5er Wing, bei einer Lösung mit zwei Größen dann bei der Kombination 5 und 4qm.”

Sebastian Potyka am AueseeSebastian Potyka am Auesee

Auch für Sebastian Potyka, der seit knapp drei Jahren mit dem Wing unterwegs ist, ist der 5er DIE Allroundgröße für Einsteiger: “Auch mit meinen 90 Kilo wäre ein 5er Wing immer meine erste Wahl. Bei einer 2-Wing-Lösung wären es die Größen 5qm und 4qm. Ich beobachte bei Neueinsteigern oft, dass zu Beginn sehr große Boards gekauft werden. Das ist für die ersten Sessions natürlich hilfreich, allerdings wird das Brett dann schnell zu groß. Mein Tipp: Erst groß leihen, dann etwas kleiner kaufen!”

Dahinfliegen ohne Schaumkronen, das ist es, was ich liebe.

Steffi Wahl lebt in fußläufiger Entfernung zum Ostseestrand Kalifornien und ist ebenfalls fasziniert vom Wingen. Als eine der besten Windsurferinnen Deutschlands hatte sie natürlich beste Voraussetzungen und eine entsprechend steile Lernkurve, Foilen war für sie allerdings noch Neuland, als sie im August 2020 erstmals mit dem Wingen begann.

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Foto: Bulgenslag

“Am liebste winge ich an der unteren Windgrenze bei 10-15 Knoten. Ich finde es einfach sensationell, dass man mit dem Wing fliegen kann und kaum eine Schaumkronen dabei sieht. Für meine Belange reichte zu Beginn eine Wing-Größe zwischen 4,4 und 5 qm völlig aus. Bei einer Zwei-Wing-Lösung war meine Abstufung 4,4 und 5,4 oder 4,0 und 5,0 – je nach Hersteller. Dazu nutzte ich ein Wingsurfboard mit 70 Litern. Da wir auch viel im Winter auf dem Wasser sind und das ganze Neopren auch sein Gewicht hat, wollte ich nicht so ein super kleines Brett. Bei mir war es das Körpergewicht (63 Kilo), plus etwas Puffer. Da ich gerne bei Leichtwind rausgehe, wollte ich es mir auch nicht so schwer machen und noch gut darauf dümpeln können”, erklärt Steffi ihre Materialzusammenstellung. Mittlerweile habe ich mein Materialkontingent sogar reduziert. Ich nutze aktuell einen 4,0er Vayu Aura II Wing. Bei Board und Foil nutze ich jetzt etwas kleinere Varianten - ein 55 Liter Brett und ein Foil mit 950 cm2 Fläche.”

Auch Dominik Röckl ist viel auf der Ostsee unterwegs und liebt das Wingen in der Welle: “Wingen gehe ich im Windbereich von zehn bis 25 Knoten. Ich wiege 73 Kilo, auch bei mir war zu Beginn ein 5er Wing die Allroundgröße, mit der ich den größten Bereich abdecken konnte. Für die windigen Tage war ein 4,2er als Ergänzung meine erste Wahl. Mittlerweile habe ich nur noch einen Wing - einen 4,5er. Damit decke ich alle Windbereiche ab. Beim Foil bin ich im Laufe der Jahre flächenmäßig etwas runter gegangen und nutze jetzt ein 1290er Foil von Liftfoils.”

Dominik RoecklFoto: BulgenslagDominik Roeckl
Zwei Wings reichen für fast alle Windtage!

Philipp Kümpel macht mit dem Wing die Seen in Ostdeutschland unsicher. Sein Homespot ist der Cospudener See bei Leipzig, wo es meist moderat mit acht bis 15 Knoten weht.

surf/img-20250124-wa0000_54cebf4c0f610444c80c4b093cd44906Foto: Privat

“Mit 90 Kilo Gewicht war zu Beginn meiner Wingkarriere meine Ein-Wing-Lösung eine Größe um die 6,4 qm. Mit guter Pumptechnik und einem 1800er Foil konnte ich damit schon bei knapp acht Knoten ins Fliegen kommen. Meiner Meinung nach reichen am Anfang maximal zwei Größen, um fast alle Windbedingungen abzudecken – bei mir waren das die Größen 6,4 und 4,2 qm. Für Tage mit starkem Wind hatte ich zusätzlich zum großen 1800er Frontflügel noch einen 1200er angeschafft. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass man mit steigendem Fahrkönnen fast einen Quadratmeter kleinere Wings fahren kann als zu Beginn.”

Die Seen im Allgäu sind Homespot von Daniel Schenk, der ebenfalls im Frühjahr 2020 das erste Mal einen Wing in der Hand hatte. Die Herausforderung an den Bergseen besteht vor allem darin, dass Frontenwetter oft für wechselhafte Windbedingungen sorgt:

Daniel Schenk wingt vorzugsweise mit Blick auf die AlpenkulisseFoto: Daniel SchenkDaniel Schenk wingt vorzugsweise mit Blick auf die Alpenkulisse

“Ich winge hier bei Wind zwischen acht und 40 Knoten, die Kaltfronten haben es teilweise in sich. Das tolle am Wingsurfen ist, dass man die Windlöcher problemlos durchfliegen kann, wenn man erstmal oben ist. Mit einer 10-12 Knoten Böe komm ich ins Fliegen (5er Wing und 1300er Frontflügel). Einmal oben kann es auch runter gehen auf 6-8 Knoten. Teilweise kommt es mir dann so vor, als sei da überhaupt kein Wind mehr. Mit meinen 77 Kilo wäre ebenfalls die 5qm Wing-Größe die Allroundlösung, bei einer Abstufung mit zwei Wings würde ich 5er und 4er wählen.”

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