Die Zeiten, in denen die boot-Halle 2 mit den Surfshops und ihrer Flut an Auslauf-Material (auch liebevoll “Hölle 2” genannt) der trubeligste Basar Europas war, sind lange vorbei. Dass aber immer noch viele Besucher nach Düsseldorf kommen, um einen Schnapper zu schießen, ist deutlich zu spüren. Was hat die boot 2025 für Schnäppchen-Jäger zu bieten?
Erster Eindruck: Nein, ich will kein iSUP. Wie immer in den letzten Jahren hat F2 neben den Neuheiten einen zweiten Stand mit einer bunten, um nicht sagen sehr bunten Auswahl an aufblasbaren Boards. Einige Test-Modelle sind gerade einmal dreistellig, ein schwerst abgerocktes Exemplar ist sogar für nur 99,00 Euro zu haben. Schnell weiter, um die Ecke stehen ein paar Windsurf-Boards. Ebenfalls aus Test-Beständen, aber augenscheinlich gut erhaltene Freerider um 130 Liter erregen das Interesse mehrerer Kunden. Gerade den Surfkurs gemacht, schnappe ich aus einem Verkaufsgespräch auf - hoffentlich hat der Mann Glück mit dem Kauf und macht weiter, denke ich. Knapp 1000,00 Euro sind ja immer noch eine ordentliche Summe.
Der Shop Surfer’s Paradise hält ebenfalls die Windsurf-Fahne hoch und hat ganz oben ein paar Gebraucht-Bretter an den Stand geschnallt. Ein angetagter JP, eine RRD-Slalomsemmel, ein Exocet Cross und ein paar ältere F2’s warten als Einzelstücke auf neue Besitzer. Wie lange werden die wohl schon mitgeschleppt? “Die gehen weg, wir haben gestern schon drei Boards verkauft”, erzählt Verkäufer Andreas. Im Anhänger habe er noch mehr und hole immer wieder welche in die Halle. Fragen lohnt sich also. “Viele Käufer kommen aus Holland und gucken sich hier um!” Auch ein paar einzelne Segel, hauptsächlich von kleineren Marken und ein paar Masten und Gabeln sind da. Dazu die obligatorischen Wühlkisten mit Mastfüßen und Finnen. Immerhin keine iSUPs.
Eine große Auswahl gibt es in Sachen Wings: Mehrere Stände haben diverse Linien in nahezu allen Größen angepriesen, da scheinen die Lager voll zu sein. Auch ein Wing-Board sollte sich auf der boot finden lassen, hauptsächlich breite Allrounder sind an den Ständen zu sehen, aber auch einige Downwind-Stäbchen. Kites gibt es auch, Zahlen hinter dem Komma sind weder bei Preisen noch Größen zu sehen.
Nächste Ecke, noch mehr iSUPs, unter die sich das eine oder andere Schlauchboot geschmuggelt hat. Wer das Paket nicht mit über die Messe schleppen möchte, kann sich sein neues Board auch gleich nah Hause schicken lassen. Die Arme müssen ja frei bleiben für all die anderen Surfer-Devotionalien: Hawaii-Hemden, Hula-Girls für Armaturenbrett, US-Nummernschilder, Mützen, T-Shirts, Sitzbezüge - wer sich nicht nur auf dem Wasser, sondern auch für den Lifestyle ausstaffieren möchte, wird auf jeden Fall fündig.
Krasser Gegensatz zu den Ständen mit knallbunten Klamotten: Jede Menge Neopren, dass seinen Duft in der Halle verteilt. Neo-Schuhe in allen Varianten, Mützen, Stirnbänder, Auftriebswesten und reihenweise Neoprenanzüge zu teils attraktiven Größen. Wer die Würdelosigkeit der Anprobe in einem engen Kabuff nicht scheut, kann sich nach Herzenslust durchprobieren. Auch erstaunlich viele klobige Trockenanzüge, die man eher auf einem Segelboot vorstellen kann (oder einem iSUP?). Deutlich einfacher zum Anprobieren sind nun mal Trapeze. Eine große Wand mit diversen Modellen (auch Sitztrapeze!) bei Surfer’s Paradise, eine Wühlkiste mit 100-Euro-Schnäppchen, darunter teilweise sogar hochwertige Hartschalen. Leider nicht in der passenden Größe - letzte Weihnachts-Nachwirkungen?
Während ich an den Schnallen zerre um nicht länger den Bauch einziehen zu müssen, zucke ich zusammen, als direkt hinter mir ein lautes Zischen ertönt. Wieder ein iSUP verkauft, das vor den leuchtenden Augen des neuen Besitzers zusammengerollt wird. Wieder ein neuer Wassersportler, denke ich. So ein iSUP ist ja doch irgendwie eine nette Einstiegs-Droge.