Yentel Caers ist ganz oben angekommen – mal wieder. Mit dem Sieg auf Fuerteventura und einem starken zweiten Platz auf Sylt holt sich der Belgier seinen dritten Weltmeistertitel im Freestyle. Doch wer denkt, der 30-Jährige lehnt sich jetzt zurück, irrt gewaltig. Im Gespräch zeigt sich Yentel fokussiert, aber auch reflektiert: über den Wettkampfdruck, wilde Heats mit Jungstar Lennart Neubauer, das Älterwerden im Profisport – und die pure Freude am Windsurfen. Zwischen Triple Moves, intensiven Trainingsstunden am Comer See und dem anstehenden Trip nach Brasilien bleibt vor allem eins hängen: Yentel liebt, was er tut, und möchte den Freestyle-Spirit und sein Leben als Profi noch so lange wie möglich aufrechterhalten.
Ja, ich wollte Fuerte unbedingt gewinnen, weil es DAS reine Freestyle-Event des Jahres ist, wo jeder am Start ist und alle besonders hungrig sind. Nachdem ich dort gewonnen hatte, lief alles sehr gut und ich war im Flow. Durch Lennarts kleinen Patzer (6. Platz auf Fuerte) war der Titel für mich bereits zum Greifen nahe. Er ist aktuell definitiv der Jungstar, den es zu schlagen gilt.
Ich kann ganz gut unter Druck Leistung bringen, das hilft mir, noch härter zu arbeiten. Ich hatte einen guten Sommer in meiner zweiten Heimat am Comer See und war viel auf dem Wasser. Je mehr Zeit man auf dem Wasser verbringt, desto besser ist man für alle Bedingungen gewappnet.
Im Finale gegen Lennart hatte ich den Titel schon sicher, nachdem ich gegen Steven (van Broeckhoven) gewonnen hatte. Den meisten Druck hatte ich also vorher, im Viertel- und Halbfinale. Ich war sehr konzentriert und habe solide Heats hingelegt. Damit bin ich sehr zufrieden. Das Finale war dann das i-Tüpfelchen des Tages. Lennart hat unglaublich abgeliefert – das war ein wahnsinniger Heat.
Der Titel war für mich nach Fuerte bereits zum Greifen nahe.
Ich denke, sie preisen ihn vielleicht zu sehr als neuen Move an. Es war auch nicht der erste in einem Wettbewerb, sondern der erste im einem World Cup Heat. Wie auch immer, riesigen Respekt an Lennart, den dreifachen Culo hier in diesen Bedingungen im Wettbewerb zu zeigen. Das ist irre und definitiv ein Schritt nach vorne, und das ist wirklich schön zu sehen.
Ich habe auch einen versucht, aber ich hatte nicht wirklich den richtigen Lauf dafür. Aber eigentlich waren die Bedingungen ganz gut dafür. Ich denke, wenn ich mich richtig darauf konzentrieren würde, könnte ich ihn hier auch schaffen. Im Finale hat es aber nicht geklappt. Aber ich weiß, dass Lennart und ich, wenn wir zum Beispiel in der Flachwasser-Lagune auf Fuerte surfen, dem Move mittlerweile gut im Griff haben. Es ist wirklich cool zu sehen, dass er ihn jetzt hier im Heat geschafft hat.
Ich fühle mich auf meinem Höhepunkt der letzten Jahre. Sicherlich gibt es den Druck der jüngeren Fahrer. Aber eigentlich mag ich diesen Druck gerne. Denn ich mag die Art des extremen Freestyles und das Drängen auf das Doppelte und Dreifache, und noch Radikalere. Und ich denke, ich lege die Messlatte für die Jungspunde ziemlich hoch. Und das ist vielleicht auch ein Grund, warum Lennart jetzt zum Beispiel so sehr pusht. So wie ich es damals wegen Fahrern wie Steven oder Kiri (Thode) getan habe. Sie haben Druck gemacht, sie haben schon alles doppelt gesprungen, als ich noch an den Single-Manövern gefeilt habe. Dann konnte ich irgendwann das Level hochschrauben und jetzt dränge ich die nächste Generation dazu, noch mehr zu tun. Es ist also wie eine rollende Sache, die unsere Freestyle-Szene wachsen lässt. Das macht sie extremer, verrückter. Wer weiß, was die jungen Japaner in Zukunft tun werden. Aber ich weiß, dass ich unter bestimmten Bedingungen bei bestimmten Dingen immer noch einen Vorteil gegenüber der jüngeren Generation habe.
Es ist wirklich cool zu sehen, dass Lennart den dreifachen Culo hier im Heat rausgehauen hat. Das ist definitiv ein Schritt nach vorne.
Um ehrlich zu sein, sollte ich auf Holz klopfen. Denn ich habe so gut wie nie Schmerzen bei irgendetwas. Es ist nicht so, dass ich nicht vielleicht mal ein bisschen Muskelkater hätte. Aber ich habe zum Glück nie wirklich Probleme mit irgendetwas. Ich mache viel Ausdauertraining und ich surfe halt viel. Ich bin schon immer schon sehr viel gesurft – mein Körper ist ziemlich stark. Also noch mal, ich werde auf Holz klopfen.
Ja, auch wenn wir zum Beispiel Shifty-Shakas oder Ähnliches machen – die Wave-Jungs landen bei den meisten Sprüngen schön sanft mit der Nose zuerst oder auf dem Heck – wir landen oft flach auf den Vorderfüßen, mit viel Gewicht auf dem Mastfuß. Der Aufprall ist hart. Man muss in der Lage sein, mit Stößen umzugehen. Früher waren die Dinge vielleicht ein bisschen eleganter, flexibler. Jetzt braucht man mehr Explosivität und Steifigkeit, um den Aufprall wirklich abzufangen. Damit man sich nicht die Schultern oder die Knie oder was auch immer zerreißt. Es ist definitiv extremer geworden und man muss fitter sein.
Der Aufprall ist hart. Man muss in der Lage sein, mit Stößen umzugehen.
Sagen wir, wenn ich trainiere, mache ich etwa eine Stunde konzentriertes, richtiges Training. Aber dann mache ich anschließend oft noch eine weitere Stunde nur hier und da einzelne, fette Moves. Nicht mehr so viele Kombinationen. Die Intensität geht somit ein bisschen zurück, aber ich bin einfach zu süchtig nach Windsurfen, um aufzuhören. Die erste Stunde ist der Sweet Spot des Trainings, sogar nur 45-Minuten, würde ich sagen. Und danach fahre ich halt nur noch zum Spaß und mache die Moves, die sich anbieten.
Natürlich, solange ich weiter pushen kann und dieses Niveau halte, werde ich es versuchen.
Mein Ziel für Brasilien ist es, den dreifachen Air-Culo zu schaffen! Ich bin mir zu einhundert Prozent sicher, dass eine dreifache Air-Rotation früher oder später passieren wird.
Ich mache viel Ausdauertraining und ich surfe halt viel.
Ich mag das Foil, stehe aber immer noch mehr auf die Finne. Ich finde es eine wirklich gute Option, wenn der Wind leicht ist. Ich bin nicht der Typ für große Segel. Wenn es also mit 5,2 und Finne dünn wird, ist es schön, 4,8 mit dem Foil zu fahren oder sogar 4,4. Ich habe im Frühling ein bisschen auf dem Foil trainiert, aber nachdem ich auf Fuerte gewonnen hatte und dann bis hierher, habe ich das Foil nicht mehr angerührt. Da habe ich eher auch mit größeren Segeln und Finne trainiert, denn hier weiß man nie, was man bekommt. Das Foiling ist für mich eher eine Spaßsache, ein Extra. Aber ich sehe viel Potenzial darin.
Es wird auf jeden Fall viel schwieriger. „Status“ ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber ich habe diese Sponsorensache, weißt du, mit den Weltmeistertiteln, mit meinen konstanten Resultaten… Meine Sponsoren wissen, dass ich hart arbeite. Also nicht nur während der Veranstaltung, sondern auch beim Testen, beim Fotografieren, etc. So hält man den Vertrag aufrecht. Aber es ist aktuell definitiv sehr schwer für Nachwuchsfahrer, die wirklich gut sind, dieses Niveau zu erreichen, weil sie einfach nicht die Unterstützung bekommen. Es gibt noch viel weniger echte Profis als man denkt. Und die, die Profis sind, machen das aus Leidenschaft, weil es nicht viel Geld bringt. Ich habe genug Geld, um momentan davon zu leben, aber es wird nicht meine gesamte Zukunft ausmachen. Eines Tages werde ich einen „normalen“ Job machen müssen. Ich lebe jetzt meinen Ruhestand und werde später arbeiten (lacht).
Ich habe genug Geld, um momentan vom Windsurfen zu leben, aber es wird nicht meine gesamte Zukunft ausmachen. Eines Tages werde ich einen „normalen“ Job machen müssen.
Was wir jetzt erleben, ist so wahnsinnig. Wir reisen um die Welt, man ist einfach mit seinen Freunden unterwegs, man surft zusammen. Das Leben ist also fantastisch. Es gibt Druck, und manche Dinge sind nicht einfach, aber es gibt so viel mehr gute als schlechte Seiten.
Auch interessant: