Seit dieser Saison gibt es mit der Disziplin Wave eine weitere spannende Facette auf der GWA Wingfoil World Tour. Der Stopp in Dakhla/Marokko war nach Sal/Kapverden und Saquarema/Brasilien der dritte und letzte Wave-Event des Jahres. Auch in Marokko wurden die Athleten nicht enttäuscht, gleich an mehreren Tagen gab es taugliche Wavebedingungen mit moderatem Wind und Wellen bis zwei Metern Höhe.
Dramatisch war die Entscheidung um den WM-Titel bei den Damen. Die Deutsch-Spanierin Nia Suardiaz und die US-Amerikanerin Moona White waren vor Beginn des Events punktgleich. Das bedeutete: Wer beim World Cup Dakhla weiter vorne landete, wäre Weltmeisterin. Im Halbfinale kam es dann auch zum direkten Aufeinandertreffen der Konkurrentinnen. Es war ein Heat voller Dramatik, der eines Finales würdig gewesen wäre. Whyte startete dominant und erzielte zwei gute Wellenwertungen, bevor sie auf einer Welle stürzte und ihre Leash riss. Sie verlor den Wing und damit wertvolle Zeit - Zeit, die Suardiaz nutzte, um die Führung an sich zu reißen. Sekunden vor Schluss schaffte White es aber eine weitere hohe Wertung (6,90 Punkte) einzutüten - es war die Welle zum WM-Titel:
Ich kann es im Moment wirklich nicht glauben. Ich bin irgendwie schockiert, aber unglaublich glücklich, den ersten WM-Titel in der Welle gewonnen zu haben
Der Sieg gegen Suardiaz sicherte Whyte, neben dem WM-Titel, noch einen Platz im Finale gegen Bowien Van der Linden. Whyte zeigte, warum sie bereits Weltmeisterin geworden war: Flüssige Ritte, bei denen sie die einzelnen Sections der Welle gekonnt verband und Turns im steilsten Teil der Welle waren zu viel für Van der Linden, die mit dem zweiten Platz in Dakhla das Podium der WM-Wertung komplettierte.
Der US-Amerikaner Cash Berzolla, der bereits den zweiten World Cup in Brasilien gewonnen hatte, surfte auch in Dakhla in einer eigenen Liga. Flüssige Wellenritte, Air-Manöver und 360s auf dem Wellenface ließen kaum Zweifel daran aufkommen, wer den World Cup Dakhla gewinnen würde. Dass Berzola trotzdem keine Chance auf den WM-Titel hatte, lag nur daran, dass er den ersten Event auf den Kapverden verpasst hatte. Gleiches galt für Malo Guénolé aus Frankreich, dem die fehlenden Punkte des ersten Events jegliche Titelchancen raubten. Das hielt Guénolé aber nicht davon ab, auch die WM-Chancen seines Landsmanns Clement Roseyro zunichte zu machen, als die beiden im direkten Duell aufeinandertrafen.
Und somit kristallisierte sich mit dem Kapverdianer Wesley Brito mit jeder überstandenen Runde ein weiterer Kandidat auf den WM-Titel heraus. Dazu musste Brito allerdings noch einen Viertelfinal-Heat überstehen, gegen den Franzosen Noe Cuyala. Aber Brito verlor, der Titel schien dahin. Allerdings hatte Cuyala bei einem Airmanöver auf der Welle entgegen der Regeln seine Power-Handle benutzt. Dem Protest von Brito wurde somit stattgegeben, es kam zur Wiederholung des Heats. Auch diesmal hatte Brito zunächst Probleme die Schlagzahl von Cuyala mitzugehen. Während Cuyala Welle und Welle ritt, wartete Brito stattdessen geduldig auf ein größeres Set. Dieses kam kurz vor dem Ende des Heats und Brito wusste es zu nutzen - eine 9,0-Punkte-Wertung reichte für den Sieg in diesem Heat und den WM-Titel:
Es ist das Beste, was mir im Wingfoilen je passiert ist. Ich wollte schon immer nur Wellen surfen. Jetzt einen WM-Titel in der Welle zu gewinnen, ist einfach nur ein Traum
Brito´s Party war von kurzer Dauer, denn schon bald war er wieder auf dem Wasser für sein Halbfinale. Er traf auf einen in Topform surfenden Cash Berzolla, gegen dessen elektrisierenden Stil er keine Mittel mehr fand. Das Finale des World Cup Dakhla geriet somit zum Aufeinandertreffen zwischen Berzolla und dem Franzosen Malo Guénolé. Während des 25-minütigen entscheidenden Heats lieferten sie sich einen engen Fight mit neuen Tricks und nur marginalen Differenzen auf dem Scoreboard. Berzolla´s massive Wellenwertung von 9.57 sorgte letztlich dafür, dass er die Nase mit 0,21 Punkten vorn hatte. Berzolla:
Es war knapp im Finale, zu eng für meinen Geschmack. Er hat mich in Brasilien besiegt, also fühlt es sich gut an, mich revanchieren zu können.
Die Highlights des World Cup Dakhla könnt ihr euch im folgenden Clip nochmal ansehen:
Die kompletten Rankings der GWA Wingfoil World Tour findet ihr HIER. Für die Wave-Spezialisten ist die Saison damit beendet. Die Freestyler treten vom 11. bis 14. Oktober wieder beim World Cup Tarifa gegeneinander an. Wir halten euch auf dem Laufenden.