WingboardsUnter vier Kilo! Das steckt hinter den Boards von Airinside

Manuel Vogel

 · 22.02.2025

Am Heck ist ein Ventil integriert, welches Druckunterschiede automatisch reguliert
Foto: Manuel Vogel
Wingboards mit unter vier Kilo Gewicht - das klingt nach Märchenstunde. Doch hinter den Brettern von Airinside steckt eine besondere Technologie. Welche genau, erfährst du hier.

Light is right, dieser Spruch gilt - zumindest wenn man das reine Fahrgefühl zugrunde legt - bei Wingfoilboards eigentlich immer. Ein leichtes Brett fühlt sich am Fuß einfach spritziger und angenehmer an. Je nach Bauweise und Größe schwanken die Brettgewichte meist zwischen sechs und acht Kilogramm. Gemessen daran lässt das Versprechen der schweizer Marke Airinside von vier Kilo leichten Boards natürlich aufhorchen. Produziert werden die Modelle bei der slowenischen Partnerfirma Flikka. Wir haben uns mit Markus Schüpbach von Airinside über die Besonderheiten der Konstruktionen unterhalten.

Markus, wie sieht der Aufbau eines Airinside Wingboards aus im Vergleich zu einem konventionellen Board?

Bei einem konventionellen Board hat man innen ja einen Schaumkern, auf den dann die einzelnen Lagen auflaminiert werden. Airinside-Boards werden in Negativbauweise gebaut, sind innen hohl und bestehen aus zwei Doppelsandwich-Halbschalen, die in einem Autoclave-Ofen bei etwa 150 Grad Celsius gebacken und anschließend zusammengeklebt werden. Im Inneren werden die Kräfte mit Stringern stabilisiert. Die Schale besteht aus einem Doppel-Sandwich, PVC und Honeycompwaben und Prepreg-Carbon.

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Die Boards wiegen zwischen 3,2 und 4,2 Kilo. Trotzdem musst du sie nicht behandeln wie ein rohes Ei

Die Airinside-Idee ist nicht neu, bereits in den 90ern gab es Versuche, Windsurfboards mit dieser Technologie zu bauen. Alle Versuchen scheiterten damals am Thema Haltbarkeit.

Das stimmt, aber die Entwicklung schreitet einfach immer weiter voran. Firmengründer Stefan Waelchli hat jetzt über 30 Jahre Erfahrung mit diesem Thema und mit Luka Jures, dem Shaper unserer Partnerfirma Flikka, haben wir endlich auch einen Produzenten und Geschäftspartner gefunden, der extrem viel Knowhow mitbringt und das Konzept zur Marktreife weiter entwickelt hat. Bestimmte Komponenten wie Kleber und Prepreg-Materialien wurden von uns selbst entwickelt, fast alle Rohmaterialien kommen aus der EU. Früher gab es Probleme mit der Dichtigkeit, auch das ist jetzt nicht mehr der Fall. Die äußere Hülle ist absolut dicht, hinten im Heck sitzt ein Goretex-Ventil, welches Druckunterschiede ausgleicht, die durch Temperaturschwankungen entstehen. Und natürlich haben wir die Technologie ausgiebig von Profi-Foilern testen lassen, bevor wir sie auf den Markt gebracht haben.

Muss man die Boards vorsichtiger behandeln als herkömmliche Bretter?

Die Boards wiegen, je nach Größe, zwischen 3,2 und 4,2 Kilo. Man kann sie so behandeln wie jedes andere Board, die Hülle ist genauso stabil. Man kann damit die gleichen Dinge tun - Cruisen, Wellen abreiten und im normalen Rahmen Springen. Von den Boards die wir bislang verkauft haben, ist kein einziges reklamiert worden. Und unter den Kunden waren auch ambitionierte Freestyler.

Unser Testboard mit 84 Litern Volumen durchbrach die Vier-Kilo-SchallmauerFoto: Manuel VogelUnser Testboard mit 84 Litern Volumen durchbrach die Vier-Kilo-Schallmauer

Aber was passiert, wenn mal ein Loch entstanden ist? Läuft das Board dann voll wie ein leckgeschlagener Tanker?

Beschädigungen müssen und können auf die gleiche Art und Weise repariert werden wie bei normalen Boards, weil sonst natürlich immer mehr Wasser eindringt. Es ist fast unmöglich, dass sich ein Board komplett mit Wasser füllt, dazu müsste ja auch die ganze Luft entweichen können. Abgesehen davon generiert das Sandwichmaterial genügend Auftrieb, der das Board mit Foil unsinkbar macht. Einen großen Unterschied gibt es aber, wenn durch eine Beschädigung Wasser eindringt: Bei herkömmlichen Konstruktionen dringt Wasser in den EPS-Schaumkern ein und bleibt dort, es ist nahezu unmöglich, das Wasser komplett wieder raus zu bekommen. Bei einem Airinside Board machst du einfach das Ventil auf und lässt das Wasser wieder rauslaufen. Die Struktur des Boards bleibt unbeschädigt - das ist der Vorteil.

Mal weg von der Konstruktion - welches Shapekonzept verfolgt ihr bei Airinside? Für wen sind eure Bretter gemacht?

Wie haben zwei Jahre lang Prototypen getestet und gleichermaßen von Profis und Einsteigern testen lassen. Unsere Shapes sind nicht extrem kurz, durch die Streckung ergibt sich eine paralellere Outline und ein flacher Rockerverlauf, dies unterstützt frühes Abheben ohne großen Pumpeinsatz. Im Bereich der Kanten schrägen wir nur moderat an und die Abrisskante im Heck ist scharf - all das soll den Fahrwiderstand reduzieren und einen frühen Takeoff ermöglichen. Bei der Volumenverteilung haben wir darauf geachtet, dass das Brett schön stabil im Wasser liegt. Man kann nach dem Aufstehen sofort in die Schlaufen und entspannt abheben. Aus diesem Grund ist die Zielgruppe sehr breit gefasst und reicht vom Einsteiger bis hin zum erfahrenen Foiler. Ein spezielles System verbauen wir auch bei den Fußschlaufen.

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Was hat es damit auf sich?

Die Footstraps werden bei uns nicht, wie üblich, in einen Plug aus Kunststoff geschraubt. Stattdessen sitzen die Straps in einer Carbon-Finnenbox, in der eine kleine Gewindeplatte sitzt. Dadurch lassen sich Position und Breite der Schlaufen millimetergenau an jede Fußform anpassen und obendrein können keine Plugs ausreißen.

Was kosten eure Modelle?

Wir haben aktuell zwei Boardserien im Portfolio - einen Allrounder namens Superfly und ein noch etwas längeres Midlength-Modell namens Superflow (Infos und Tests zu Midlength-Boards findest du HIER, die Redaktion). Diese kosten, je nach Größe, zwischen 2000 und 2200 Euro. Weil wir in der EU produzieren, macht der Produktionspreis 60 Prozent des Verkaufspreises aus, das ist natürlich ungleich höher, als bei asiatischer Produkten der Fall. Für den Endkunden ist das gut, weil es nachhaltiger und qualitativ hochwertig ist. Fußschlaufen gehören zum Lieferumfang und auch die Farbe kann man wählen. Eine dritte Boardserie namens Supernova, die zwischen den Superflys und den Superflows positioniert ist, wird zur Zeit entwickelt. Diese Boards werden in der zweiten Jahreshälfte bestellbar sein. Erste infos findet man unter www.airinide.ch.

Markus, danke für das Gespräch!


Einen Test des Airinside Superfly 84 lest ihr schon bald hier auf der Website.

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