FinnensystemeKehrt die Trimmbox wirklich zurück?

Manuel Vogel

 · 27.08.2021

Finnensysteme: Kehrt die Trimmbox wirklich zurück?Foto: Manuel Vogel

Schnell montiert, aber mit festgelegter Position – das ist die etablierte Powerbox. Jörg Kock hat ein neues System geschaffen. Mehr dazu im Interview...

Jörg Kock hat ein System entwickelt, mit dem sich die Position von Powerboxfinnen variieren lässt – vor allem bei Seegrasfinnen könnte das eine spürbare Verbesserung der Fahrleistungen bedeuten.

Jörg Kock
Foto: Jörg Kock

Jörg, vor langer Zeit gab es mal das Power- Trimm-System, bei der sich die Finnenposition in einer Schiene verändern ließ. Durchgesetzt hat es sich nicht. Was ist dein Antrieb, ein Powerbox-System zu entwickeln, welches ein Verschieben der Finne erlaubt?

Ich bin Maschinenbau-Ingenieur im Bereich der Autoindustrie und habe mich vor fünf Jahren selbständig gemacht, auch, um mehr Zeit zum Surfen zu haben. Ich habe die lange Corona-Zeit genutzt, um einige Ideen voranzutreiben, die mich schon sehr lange beschäftigen. Eine davon war die Verbesserung des Powerbox-Systems.

Welche Probleme waren Anlass?

Ich habe bei meinen eigenen Boards festgestellt, dass die Finnenposition abhängig vom Einsatzbereich nicht immer perfekt passt. Dies betrifft vor allem Bretter mit Powerbox, bei denen die Finnenposition ja naturgemäß festgelegt ist. Als Hobbysurfer hat man leider nicht für jeden Windbereich das ideale Brett und muss seine Boards in unterschiedlichen Bedingungen verwenden. Meinen Fanatic FreeWave oder mein Lorch Freemoveboard beispielsweise nutze ich bei Leichtwind im Flachwasser, aber eben auch bei Starkwind in kleiner Welle. Ideal wäre es, wenn man bei weniger Wind und mit größeren Segeln die Finne zurückschieben könnte, um mehr Richtungsstabilität zu erreichen. Für Manöver und zum Wellenabreiten wäre es ideal, die Finne nach vorne zu versetzen, um die Dreheigenschaften zu verbessern. Daher kam die Idee, ein System für Powerboxen zu entwickeln, welches ein Verschieben der Finne ermöglicht.


„Das Versetzen der Finne erweitert den Einsatzbereich vieler Allroundboards deutlich.“ Jörg Kock

Wie funktioniert dein System konkret?

Inspiriert ist das System vom Power-Trimm- System der vergangenen Jahre. Ein neues Finnensystem ist natürlich auf dem Markt nicht durchsetzbar, solange nicht alle großen Anbieter mitmachen. Daher habe ich Schritt für Schritt begonnen, den Kopf der Finne anzupassen, damit man die Finne in der Powerbox versetzen kann. Ich fräse den Kopf der Finne kleiner und setze zwei weitere Gewinde ein. Man hat jetzt die Möglichkeit, die Powerbox-Finne in normaler Position und jeweils um 1,5 Zentimeter nach vorne oder hinten versetzt einzubauen. Da der Finnenkopf nach dem Bearbeiten natürlich kleiner ist als die Box, braucht man passende Adapter, mit denen die jeweiligen Lücken aufgefüllt werden können.

Könnte dein System auch für Seegrasfinnen eine sinnvolle Lösung sein?

Ja, absolut. Bei Seegrasfinnen hat man ja generell das Problem, dass der Druckpunkt der Finne aufgrund der Neigung sehr weit nach hinten wandert – was Gleitleistung, Dreheigenschaften und vor allem das Höhelaufen verschlechtert. Mit meinem System kann man die Seegrasfinne in der Box wahlweise um 1,5 oder drei Zentimeter weiter vorne montieren, wodurch der negative Effekt reduziert wird.

Das Bearbeiten des Finnenkopfs ist ja scheinbar nicht so easy. Wie soll der Umbau erfolgen?

Es gibt zwei Möglichkeiten: Im Rahmen einer Kooperation mit Maui Ultra Fins können diese Finnen bei mir mit bereits modifiziertem Kopf und passendem Adapter gekauft werden. Zusätzlich ist der Umbau einer bereits vorhandenen „Lieblingsfinne“ möglich. Wer möchte, sendet mir seine Seegras- oder Serienfinne zu, diese wird entsprechend umgefräst, mit zusätzlichen Gewindeeinsätzen versehen und mit passendem Adapter zurückgeschickt. Ab dem Sommer 2021 sollen die Finnen lieferfähig sein.

Danke Jörg für das Gespräch!