Keine andere Brettklasse auf dem Markt ist so sehr darauf ausgelegt, die Fahreigenschaften über die Wahl der Finnen zu verändern. Was beim Wechsel zwischen Singlefin und Thruster-Set-up wichtig ist und welche Besonderheiten für Seegrasfinnen gelten, verraten wir euch hier.
Bump & Jump, Freestyle-Wave, Crossover – so vielfältig wie die Begriffe für diese Brettklasse, so verschieden sind auch die Einsatzmöglichkeiten dieser Allrounder. In Größen zwischen 75 und 115 Liter sollen sie als Starkwindbrett zum Heizen auf Flachwasser, als Waveboard in der Ostseewelle, als Bump & Jump-Untersatz zum Springen und Loopen oder sogar für Basis-Freestyle-Manöver herhalten.
Unsere Testerfahrung zeigt, dass es innerhalb dieser Brettklasse große Unterschiede gibt und die Hersteller die Schwerpunkte teilweise sehr unterschiedlich setzen. Dies lässt sich nicht nur am Shape festmachen, sondern vor allem an der mitgelieferten Finnenbestückung. Singlefins oder Thruster (Dreifinner) sind auf dem Markt vertreten. In den allermeisten Fällen hat man beide Optionen, da auch als Singlefin ausgelieferte Freestyle-Waveboards in der Regel drei Finnenkästen verbaut haben.
Wer mit einem zweiten Finnen-Set-up den Einsatzbereich seines Brett erweitern will, steht vor folgenden Fragen:
Finnen beeinflussen Gleitleistung, Drehfreudigkeit und Kontrolle eines Bretts massiv und erweitern bei richtiger Abstimmung den Einsatzbereich. Generell gilt: Das Weglassen der Seitenfinnen (Seitenkästen verschließen!) und der Tausch der Thruster-Mittelfinne gegen eine größere Singlefin verbessert:
Ein Thruster-Set-up mit deutlich kürzerer Mittelfinne und kleinen Seitenfinnen verbessert:
Leistung und Drehfreudigkeit der Finnen hängen neben dem Profilverlauf vor allem von Fläche und Länge ab. Wichtigster Faktor ist hierbei die Finnenlänge – je länger, desto höhere Hebelkräfte wirken und desto mehr Auftrieb (=Gleitleistung) wird erzeugt.
Da eine Pauschalaussage nach dem Motto „beim Wechsel auf Thruster einfach immer drei Zentimeter kleinere Finnen montieren“ in der Praxis nicht funktioniert und je nach Brettgröße andere Abstufungen Sinn machen, haben wir eine Grafik erstellt, welche die durchschnittlichen Kombinationen darstellt. Damit sollten dir die größten Schnitzer beim Finnenkauf erspart bleiben.
Ein Beispiel: Du suchst Finnen für dein 95-Liter-Brett? Ziehe eine senkrechte Linie an dieser Stelle (1). Dort, wo diese die entsprechenden Linien der Finnen kreuzt, ziehe eine horizontale Linie, um die passende Größe abzulesen. In diesem Fall würden unsere Empfehlungsbereiche lauten: Singlefin mit 27-29 Zentimeter (4) // Thruster mit 23-25er Mittelfinne (3) und Seitenfinnen mit 11-13 Zentimeter (2).
Weil auch immer das Körpergewicht eine Rolle spielt, sollten Leichtgewichte (<70 Kilo) stets zum unteren Ende des Empfehlungsbereichs tendieren (in diesem Beispiel: Singlefin 27, Thruster-Mittelfinne 23, Seitenfinnen 11). Schwere Surfer (>90 Kilo), die zwangsläufig größere Segel im gleichen Windbereich fahren, orientieren sich eher am oberen Ende des Empfehlungsbereichs (29/25/13). Wer wie beschrieben wechselt, verschiebt zudem die Bandbreite der nutzbaren Segelgrößen um etwa 0,3 bis 0,5 qm nach oben (Singlefin) oder unten (Thruster).
Was es bei der Wahl der richtigen Seegrasfinne zu beachten gibt, liest du im Folgenden.
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Im Sommer geht ohne Seegrasfinne an vielen Spots Europas nichts. Die richtige Größe zu finden, stellt viele Surfer vor echte Probleme – vor dem Hintergrund, dass man für drei Seegrasfinnen für einen Thruster schnell 150 bis 200 Euro auf die Ladentheke blättern muss, tut ein Fehlkauf doppelt weh.
Seegrasfinnen haben aufgrund ihres flacheren Neigungswinkels bei gleichem Tiefgang deutlich mehr Fläche. Zudem liegt der Druckpunkt der Finne weiter hinten, was bestimmte Änderungen des Fahrverhaltens mit sich bringt: Tauscht man z.B. eine 26er-Mittelfinne gegen eine gleich lange Seegrasfinne aus, hat diese nicht nur, je nach Marke, 25-35 Prozent mehr Fläche, sondern den Druckpunkt auch mehrere Zentimeter weiter hinten. Die Folge: Vergleichbare Leistung, aber spürbar schlechteres Drehen, z.B. beim Wellenabreiten. Möchte man stattdessen die Dreheigenschaften konstant halten, müsste man von der 26er auf eine Seegrasfinne mit nur 20 bis 22 Zentimetern wechseln, diese hat dann jedoch spürbare Nachteile bei Gleitleistung, Speed, Höhelaufen und der Eignung für große Segel. Deshalb sind wir nach unseren Tests mit verschieden großen Finnen-Setups zu folgender Empfehlung gelangt, die einen für Freestyle-Waveboards passenden Kompromiss verkörpert – der Verlust von Gleitleistung bleibt ebenso im Rahmen wie die Minderung der Drehfreudigkeit.
Ein Beispiel: Du suchst Seegras-Finnen für dein 105-Liter-Brett (1). In diesem Fall würden unsere Empfehlungsbereiche lauten: Singlefin mit 29-31 Zentimeter (6) // Singlefin Seegras mit 27-29 Zentimeter (5) // Thruster mit einer Mittelfinne von 25-27 Zentimetern (4) und Sidefins mit 11-13 Zentimeter (2) // Thruster Seegras mit Mittelfinne von 23-25 Zentimetern (3) und Seitenfinnen mit 11-13 Zentimetern (2)
Auch bei diesen Empfehlungsbereichen orientieren sich Leichtgewichte (<70 Kilo) zum unteren Ende der Range, schwere Surfer (>90 Kilo) halten sich an das obere Ende des Empfehlungsbereichs.
surf-Tipp: Wer es sich einfach machen will, spart sich die „normalen“ Seitenfinnen und nutzt seine kleinen Seegras-Sidefins einfach ganzjährig – das spart Geld und mindert den Surfspaß in keinster Weise! Im Gegensatz zur großen Mittelfinne wirkt sich die Art der Seitenfinnen weder bei der Gleitleistung noch bei den Dreheigenschaften spürbar nachteilig aus.