Spot GuideDas sind die besten Windsurf-Spots auf Naxos in Griechenland

Manuel Vogel

 · 20.01.2017

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Weil sich Touri-Massen bekanntlich nicht immer positiv auf die Entwicklung griechischer Inseln ausgewirkt haben, schwören Griechenland-Kenner auf den unverdorbenen Charme der Kykladen-Insel Naxos. Warum das auch in Zukunft so bleiben dürfte, verraten wir euch im Spot Guide.

Noch immer hängen die mit Erde und Stein beladenen Behälter an den rostigen Strängen der Seilbahn von Moutsouna – als stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Vor 50 Jahren endete hier ein Kapitel, welches die Geschichte Naxos‘ maßgeblich geprägt hatte, lange bevor die ersten Touristen hierher kamen: Schmirgel. Zur Gewinnung des weltweit als Schleifmittel gefragten „Naxos Schmirgel“ wurde das bergige Hinterland seit dem 18. Jahrhundert durchlöchert wie ein Schweizer Käse, der Verkauf brachte den Dorfgemeinschaften bescheidenen Wohlstand, bevor auch hier die billigere Konkurrenz und die synthetische Herstellung des Schleifmaterials die neun Kilometer lange Seilbahn zum Stillstand brachten. Irgendwie würde es ein im Zuge der Griechenland-Krise oft gedroschenes Ressentiment befeuern, darauf herumzureiten, dass sich hier seit 50 Jahren fast nichts getan hat und auch der mit EU-Geldern geförderte Bau einer Museums-Anlage halbfertig zum Erliegen kam – weil das Geld ausging.

Das Schöne ist, dass Naxos derartige Attraktionen gar nicht nötig hat. Die größte aller Kykladen-Inseln gilt unter Griechenland-Kennern als eine Perle,­ die nicht mit überdimensionierten Clubs, Hotelburgen oder sonstigen Attraktionen überzeugen muss – weil sie selbst Attraktion genug ist. Authentizität und landschaftliche Schönheit sind hier auch in Zeiten des Massentourismus weitgehend erhalten geblieben, auch weil Naxos bis heute nicht über einen internationalen Flughafen verfügt. Was manche als Wettbewerbsnachteil gegenüber Kreta, Rhodos oder Karpathos ansehen, bewahrt somit die Seele der Insel: Einsame Buchten, fruchtbare Olivenhaine und ein dünn besiedeltes, bergiges und für griechische Verhältnisse überraschend grünes Hinterland, über dem der Zas – mit 1001 Meter der höchste Kykladenberg – thront.

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Wer also die Anreise mit dem Flugzeug über Athen oder mit der Fähre auf sich nimmt, hat Lust auf Ruhe, die griechischen Köstlichkeiten wie Oliven oder den aus Blättern des Zedratbaumes hergestellten Likör „Kitra“ – und den Sommerwind Meltemi, der Naxos laut Statistik an bis zu 240 Tagen im Jahr belüftet. Vor allem an der flacheren Westküste finden sich, bedingt durch die Meerenge zur benachbarten Insel Paros, die für eine lokale Verstärkung sorgt, tolle Windsurfbedingungen für alle Könnensstufen. Südlich von Chora, so wird in Griechenland der Hauptort einer Insel oder Region genannt, finden sowohl Anfänger als auch Wellenfans ihr Glück. In Agios Georgios können die Kinder im stehtiefen Wasser planschen, Frau in der geschützten Lagune am Wasserstart feilen und Mann am vorgelagerten Riff am Frontloop üben – oder Frau loopt und Mann planscht. Und auch wenn hier und an den weiteren Hot Spots wie Mikri Vigla oder Plaka Beach, zumindest im Hochsommer, von Ruhe und Einsamkeit weniger zu spüren ist, findet man einige Kilometer weiter südlich doch, was Naxos so einzigartig macht – Unverdorbenheit, Natur und ja, auch die rostigen Überreste einer längst vergangenen Zeit.

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Die besten Windsurf-Spots auf Naxos

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1. Amiti

​Knapp zehn Kilometer vom Hauptort Naxos entfernt liegt Amiti, ein Spot, der eher für Wellenfreunde passt. Meltemi weht hier auflandig und türmt am langen Sandstrand üppige Brandung auf, die schnell die Zwei-Meter-Marke knackt. Die Brecher können bei starkem Wind kraftvoll werden und ermöglichen ein paar Onshore-Wellenritte, man startet am besten am rechten Ende der Bucht. Allerdings sammelt sich auch hier immer wieder Müll und Treibgut und auch die Felsen am linken Ende der Bucht tragen wenig zur Entspannung bei. In Summe ist Amiti kein Spot für Wellen-Novizen. Agios Georgios ist die deutlich bessere Alternative mit entsprechender Infrastruktur und obendrein deutlich besseren Spotbedingungen.

2. Agios Georgis/St. George Beach

​Der schöne Strand unweit südlich des Örtchens Naxos vereint im Prinzip alles, was das Windsurfherz begehrt: Eine teils stehtiefe Lagune eignet sich als perfekte Übungspiste für alle Aufsteiger und Flachwasserfans, auch bei Sturm bleibt das Wasser hier, abgesehen von ein paar Chops, wie glattgebügelt. Der Grund dafür ist das vorgelagerte Riff, welches nicht nur die dahinterliegende Lagune abschirmt, sondern obendrein an starken Tagen noch amtliche Wellen brechen lässt. Bei Sideonshorewind von rechts sind dann feine Rampen mit bis zu zwei Metern drin. Der Durchgang durchs Riff ist gekennzeichnet. Am Ufer tummeln sich auch viele Badegäste, die beiden Flisvos Center und der Naxos Surf Club bieten Kurse und aktuelles Leihmaterial an. Auch sonst findet man alles, was man braucht: Übernachtungsmöglichkeiten in allen Preisklassen sowie nette Bars, Tavernen und Restaurants sind in unmittelbarer Spotnähe zu finden.

3. Plaka Beach

​Etwa fünf Kilometer südlich findet man den etwas mehr NW-SO ausgerichteten Strandabschnitt Plaka. Typischer Nordwind weht hier auf den ersten 100 bis 150 Metern etwas ablandig und daher leicht böig, weiter draußen stabilisiert sich der Wind dann und bietet eine schöne Flachwasserpiste mit, je weiter raus man fährt, größer werdenden Chops zum Springen. Wer mit dem Womo angereist ist und nicht täglich zum Hauptspot Agios Georgios wechseln will, kann sich auch hier auf einem der beiden Campingplätze einmieten. Mit Plaka Watersports hat sich zudem eine Surfstation dort etabliert, an der man Material leihen und Kurse belegen kann.

4. Mikri Vigla

​Neben Agios Georgios der zweite Hot Spot der Insel: Besonders wenn es weiter nördlich zum Gleiten nicht ganz reicht, lohnt sich der Weg hierher, denn dank lokaler Verstärkung weht es in Mikri Vigla immer ein paar Knoten stärker. Der Spot ist auch unter Kitern und bei Badegästen sehr beliebt, in der Hauptsaison kann es mitunter voll werden, etwas Umsicht ist dann geboten. Auf dem Wasser gibt es ebenfalls kleinen Chop, der Wind weht sideshore bis sideonshore von rechts. Vorsicht ist lediglich vor den Felsnasen in Lee geboten. Vor Ort gibt’s Parkmöglichkeiten, Sandstrand, Surfcenter sowie einige Tavernen und Einkaufsmöglichkeiten – ein absolut familientaugliches Plätzchen also!

5. Glyfada/Kastraki

​Rund einen Kilometer südlich des kleinen Örtchens Kastraki macht der Uferverlauf einen Bogen, weshalb hier typischer Meltemi aus nördlichen Richtungen nahezu sideshore ankommt. Am breiten Sandstrand tummeln sich auch immer wieder einige Kiter, auf dem Wasser gibt es aber reichlich Platz zum Freeriden. Auch hier gibt’s nur kleinen Chop. Weiter nach Luv wird das Wasser im Uferbereich glatter, der Wind aber auch etwas böiger. Im nahen Kastraki gibt’s einige kleine Tavernen für ein Feierabendbier oder den kleinen Snack am Mittag.

6. Alyko

​Die Gegend um Alyko, die ihren Namen dem Salzabbau verdankt („Alyki“ bedeutet übersetzt „Salzpfanne“), ist dank ihrer Sandsteinformationen und schönen Strände bei Badegästen äußerst beliebt. Geparkt werden muss hier weiter entfernt an der Straße und auch sonst gibt’s am schmalen Sandstrand für Surfer keinerlei Infrastruktur. Meltemi weht von rechts und baut weiter draußen kleine Rampen zum Springen auf. Bei Materialbruch hat man aufgrund der exponierten Lage wenig Optionen. Auf der Südseite der Landzunge kann man dafür auch bei Sturm geschützt am Strand chillen.

7. Pyrgaki

​Je weiter man sich auf Naxos nach Süden bewegt, desto ruhiger geht es zu – zumindest an Land. Die drei schönen Sandbuchten von Pyrgaki sind eher nach Südwesten ausgerichtet, was bedeutet, dass Meltemi hier fast ablandig weht. Man startet am besten am südlichsten der drei durch kleine Felsnasen getrennten Strandabschnitte. Im Uferbereich weht es immer etwas böig, dafür bleibt das Wasser aber auch bei Starkwind wunderbar glatt – ideal zum Heizen und dem Üben von Manövern. Einziges Manko: Wer ein Problem oder Materialbruch hat, treibt schnell ab Richtung Paros Ios – und die Nachbarinsel ist knapp 25 Kilometer entfernt. Alleine sollte man hier daher besser nicht aufs Wasser gehen.

8. Agiassos

​Der Spot 25 Kilometer südlich von Naxos Stadt erwacht eigentlich erst im Winterhalbjahr zum Leben – wenn Tiefdruckgebiete über die Ägäis ziehen und starker Süd- bis Südwestwind weht. Dieser kommt dann sideshore bis leicht sideonshore von links in die langezogene Bucht und hat 20-30 Kilometer Anlauf, um moderate Wellen aufzubauen, die an einem recht flach auslaufenden Sandstrand (meist mit 1-1,5 Meter) brechen. Der Spot erlaubt Sprünge und Wellenritte, ohne, dass es sonderlich gefährlich wird – somit sind hier auch Wellen-Aufsteiger durchaus richtig. Die Anfahrt erfolgt entweder über eine Schotterstraße von Pyrgaki (3 km) oder die asphaltierte Straße von Sangri. Vor Ort gibt’s auch einige kleine Tavernen am Strand mit guter, lokaler Küche

9. Azalas

​Die einstündige Fahrt von Naxos Stadt an die Ostküste lohnt vor allem dann, wenn der Meltemi mal mit leicht nordöstlichem Einschlag auf Naxos ankommt – an vielen Spots der Westküste ist der Wind dann ablandig und böig. Kurz vor dem Örtchen Moutsouna biegt man links ab Richtung Azalas. Gesurft wird am Luvende der steinigen Bucht, mit Blick auf die Felsformationen in Lee. Der Einstieg ist aufgrund der Steine und Felsen im Uferbereich nicht ganz einfach, auf dem Wasser erwartet einen dann recht konstanter Wind und kleine Windwellen, die auch den einen oder anderen Sprung zulassen. Normaler Meltemi aus Nord bis Nordwest ist hier allerdings abgedeckt, dann bleibt man besser an der Westküste.

Revier-Infos Naxos

​Anreise

Man kann per Flieger oder mit dem Auto nach Naxos anreisen. Flüge gibt es von vielen Flughäfen via Athen. Den oft längeren Zwischenstopp in Athen kann man verfluchen, oder für eine Sightseeing-Tour nutzen. Local-Tipp: Man kann die Flüge teilweise bei Aegean Air (www.en.aegeanair.com) als „connected flights“ buchen, dann sind die Anschlusszeiten kürzer. Bedingt durch die kleinen Maschinen (ca. 35 Sitzplätze) muss man sehr zeitig buchen, Surfmaterial kann man leider nicht mitnehmen und sollte dieses daher vor Ort leihen. Eine Alternative hat man, wenn man Flüge nach Mykonos und Santorin bucht und von dort jeweils mit der Fähre weiter nach Naxos reist. Fährzeiten Mykonos – Naxos: 35-50 Minuten, Santorin – Naxos: 1,5-2 Std.

Wer mit dem Camper anreist, bucht am besten eine Fähre von Italien (z.B. Ancona, Triest, Venedig) nach Patras. Von Patras macht man sich auf den gut 220 Kilometer langen Weg (ca. 3 Std.) nach Piräus, von wo die innergriechischen Fähren ablegen. Die Überfahrt nach Naxos dauert, je nach Fährlinie, zwischen 3,5 und fünf Stunden.

Wind, Wetter & Neoprenempfehlung

Wie die gesamte Ägäis wird auch Naxos vom Sommerwind Meltemi belüftet. Dieser entsteht aufgrund des Luftdruckgefälles zwischen dem im Sommer ausgedehnten Azorenhoch und einem Hitzetief, welches sich über der arabischen Halbinsel und Südwestasien ausbildet. Der trockene Wind weht aus nördlichen Richtungen und versorgt die Westküste Naxos‘ im Hochsommer an rund 60 Prozent der Tage mit Gleitwind über zwölf Knoten. Durch den Düseneffekt mit der benachbarten Insel Paros wird der Meltemi zudem lokal verstärkt. Auch sehr windige Tage mit über 30 Knoten sind keine Seltenheit, ein kleines Segel sollte immer im Gepäck sein. Auch in der Vor- und Nachsaison kann eine Reise nach Naxos lohnen, die windsicherste Zeit ist aber definitiv zwischen Juni und Oktober. Die Wassertemperaturen knacken im Hochsommer die 25-Grad-Marke, der Meltemi sorgt dafür, dass die Lufttemperaturen erträglich bleiben. Bleibt er mal aus, wird es schnell brüllend heiß. Im Sommer reicht auf dem Brett ein Shorty oder Lycra-Shirt, im Frühjahr und Herbst tut es ein Kurzarm-Neo mit 4mm. Schuhe sind an manchen Spots von Vorteil. Auch für den Winter weist die Statistik viele Windtage aus, allerdings gehen diese auf Kosten häufig wechselnder Windrichtungen, weshalb das Winterhalbjahr eher weniger ein Tipp ist.

Wohnen & Campen

Naxos hat den Charme, dass man im Hauptort („Chora“) unmittelbar in Spotnähe wohnen kann. Direkt hinter dem Flisvos Surfcenter befinden sich beispielsweise das Hotel Naxos Beach, die Olga Appartements, die neuen Flisvos Studios. Alle diese Angebote sind auch über den Surfreiseveranstalter Sun & Fun (www.sunandfun.com) buchbar.

Naxos gilt unter Campern als Geheimtipp: Zwar ist auch hier, wie überall in Griechenland, Wildcampen verboten, allerdings gibt es – durchaus eine Seltenheit auf griechischen Inseln – einige Campingplätze in Spotnähe. Hier kann man mit dem Womo oder auch nur mit dem Zelt unter schattigen Bäumen campen. Diese befinden sich allesamt südlich von Naxos Stadt:

  • Agios Georgios/St.George Beach: Naxos Camping
  • Plaka Beach: Camping Plaka & Camping Maragas

Surfcenter

Wer mit dem Flieger kommt, kann den Transportstress getrost umgehen – es gibt vor Ort professionelle und bestens ausgestattete Surfcenter:

  • Flisvos Sportclub
  • Naxos Surf Club
  • Laguna Beach Park
  • Plaka Watersports
  • Thala Sea

Alternativprogramm

Wenn der Meltemi mal Pause macht, lädt die reizvolle Landschaft zu einer SUP-, Kat- oder MTB-Tour ein. Auch eine Wanderung zum Sonnenaufgang auf den Zas, mit 1001 Metern der höchste Berg der Kykladen, lohnt sich.

Schattenseiten

An den Spots mit auflandigem Wind wird die Freude leider oft durch Plastikmüll im Wasser getrübt. Einen sinnvollen Beitrag kann jeder leisten, wenn er im Supermarkt auf die in rauen Mengen verteilten Tüten verzichtet.


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