Manuel Vogel
· 04.05.2023
Wer sich nicht überwinden kann, verzweifelt vielleicht am Spinloop. Wer einmal durchgedreht hat, sagt, er sei leichter als eine Powerhalse. Wir zeigen euch im zweiten Teil unserer Frontloop-Serie den richtigen Dreh. Jetzt auch mit Video!
In diesem Artikel:
Der Spinloop ist in erster Linie Kopfsache. Einerseits, weil der Kopf die Rotation steuert – dazu später mehr. Andererseits, weil das Kopfkino vor dem ersten Loop in der Regel auf Hochtouren läuft: „Ist das nicht gefährlich? Kann man sich verletzen?“ – solche Fragen treiben jeden um.
Die Erfahrung aus vielen Loop-Kursen haben aber auch gezeigt, dass das Verletzungsrisiko beim Loopen nicht außergewöhnlich hoch ist – mit einer Ausnahme: Gelegentliche Verletzungen an Ohr und Trommelfell sind nicht von der Hand zu weisen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, zum Üben des Spinloops Ohrenstöpsel zu verwenden. Positiver Nebeneffekt: Diese schützen obendrein noch vor dem „Surfers Ear“, einem langsamen Verknöchern der Gehörgänge infolge des wiederkehrenden Eintritts von kaltem Wasser.
Alternativ oder ergänzend zu Ohrenstöpseln sollte man über das Tragen eines Wassersporthelms nachdenken. Nicht weil Kopfverletzungen beim Lernen des Loops besonders häufig wären, sondern in erster Linie, weil man damit dem Kopfkino meist erfolgreich den Stecker zieht und die Mission Spinloop mit mehr Mut und Selbstbewusstsein angehen kann.
Wer den Spinloop lernen will, tut dies am besten mit einem leichten Wave- oder Freemovesegel. Cambersegel sind ein No-Go. Der ideale Windbereich liegt zwischen 20 und 30 Knoten, man sollte gut angepowert aber nicht überpowert unterwegs sein, das Segel sollte idealerweise nicht größer als 5,7 Quadratmeter sein. Beim Board eignen sich Wave-, Freestyle-Wave-, oder kleine Freemovebretter mit einem Volumen von unter 115 Liter am besten.
Ein Tipp zum Finnen-Setup: Eine halbwegs freie Gleitlage und genügend Speed sind wichtig, um beim Absprung nicht kleben zu bleiben. Wer also die Möglichkeit hat, von einem Twinser- oder Quad-Setup auf ein Setup mit großer Centerfinne (als Thruster oder Singlefin) zu wechseln, profitiert davon spürbar.
Unser Fotofahrer Flo Jung, der seit Jahren den Loop in seinen Wave Camps unterrichtet, kennt noch einen Knackpunkt: „Es passiert immer wieder, dass Loop-Aspiranten beim Eindrehen das Brett verlieren. Vor allem, wenn die Schlaufen seitlich zu wenig Halt bieten. Für schmale Füße kann man die Schlaufen enger schrauben, indem man eigentlich nicht zusammengehörende Dübel verwendet.“
Sogar an den Spinloop kann man sich schrittweise herantasten – und das ziemlich gefahrlos. Nahezu die komplette Rotationstechnik lässt sich 1:1 üben, ohne zu springen. Damit brennt sich nicht nur die Technik ins Gedächtnis ein, sondern man verliert nach und nach auch den Respekt vor der ungewohnten Rotation.
Der Spinloop ist kein Überschlag nach vorne, sondern eher eine seitlich gesprungene Rotation.” (Flo Jung)
Die frühen 90er waren das goldene Zeitalter des Windsurfens – unvergessen die Duelle zwischen Robby Naish, Björn Dunkerbeck, Josh Angulo und Robert Teriitehau. Einer der „Big Moves“ war damals der „Killerloop“, ein komplett übers Top gedrehter Frontloop. Seinen Namen verdankte der Killerloop der Tatsache, dass man als Pilot den Landepunkt erst ganz am Ende sah – das führte zu vielen Bruchlandungen und zerstörten Boards.
In den Zeiten danach setzte sich deshalb eine andere Looptechnik mit eher aufrechter Rotationsachse und folgerichtig seitlicher Rotation durch, die bis heute das Maß der Dinge ist. Der Vorteil: Quasi während der gesamten Drehung kann man als Pilot das Wasser sehen und die Rotation auch kontrolliert stoppen oder beschleunigen. Ohne diese Technik wären weder die turmhohen, verzögerten Forwards, noch kontrollierte Doppelloops möglich, die heute im World Cup zum festen Repertoire der Elite gehören. Und auch der auf Flachwasser gesprungenen Spinloop funktioniert mit dieser Technik – schon 50 Zentimeter Sprunghöhe reichen aus, um ohne Wasserkontakt zu rotieren.
Kein anderer Sprung beim Windsurfen hat so einen hohen Wow-Faktor wie der Spinloop.
Vereinfacht gesagt wird der Spinloop durch ein Verschieben des Segels nach vorne und ein extremes Dichtziehen der Segelhand eingeleitet. Der Blick geht dabei nach hinten Richtung Gabelbaumende und unterstützt die Rotation.
Bei drei bis fünf Windstärken kannst du nur mit dem Rigg das Eindrehen simulieren. Suche dir dazu einen Ort, wo du das Segel auf sandigem Untergrund in etwa knietiefes Wasser stellen kannst. Perfekt sind Spots, an denen der Wind ablandig über den Strand oder eine Sandbank weht und hinter denen es schnell tief wird. Unbedingt beachten: Stelle sicher, dass in Lee keine Hindernisse, andere Surfer, flache Stellen oder gar Steine im Wasser sind, an denen du dich verletzen könntest! Stelle dich in normaler Fahrposition auf und überprüfe den freien Raum in Lee.
Wenn du Übung 1 bereits gemacht hast, oder die örtlichen Gegebenheiten (z.B steiniger Untergrund) diese nicht erlauben, kannst du die gleiche Technik auch von einem Longboard oder Wind-SUP üben. Ideal sind zwei bis vier Windstärken und ein handliches Wavesegel. Hole auf leichtem Raumwindkurs Schwung. Schiebe die Segelhand weit nach hinten.
Springe leicht vom Brett ab und ziehe mit der Segelhand voll dicht. Drehe auch hier den Kopf so, dass du deine Segelhand beim Dichtholen beobachten kannst und lass dich vom Segel herumwirbeln. Auch hier landest du idealerweise nach einer halben bis dreiviertel Rotation auf dem Rücken im Wasser unter dem Segel.
Die gezeigten Vorübungen zum Spinloop ringen dir nur noch noch ein müdes Lächeln ab? Und auch die normalen Sprünge aus dem ersten Teil der Frontloop-Serie sind für dich kein Problem? Dann bist du reif für den kompletten Spinloop.
Der Helm sitzt, der Wind pfeffert und du bist bis in die Haarspitzen motiviert? Gönne dir ein paar Probeschläge, um zu sehen, ob dein Segel passt. Ideal sind 20 bis maximal 30 Knoten Wind und ein angepowertes aber nicht überpowertes Segel. Kommen dir dann noch ein paar kleine Chops oder Dünungswellen in die Quere, kann es gleich losgehen.
Wer beim Rotieren seine hintere Hand sehen kann, macht vieles richtig!
Erst wenn du über größere Rampen eindrehst und mehr Sprunghöhe hast, ist es an der Zeit, die Landephase bewusster zu kontrollieren. Wie du den Übergang vom Spinloop zum (verzögerten) Frontloop bewältigst, zeigen wir dir im dritten und letzten Teil der Frontloop-Serie in surf 1-2/2023 und bald hier auf surf-magazin.de!
An dieser Stelle sei nochmal eine Lanze gebrochen für all die Camps, Fahrtechnik-Clinics und Loop Challenges. Zusätzlich zu den hilfreichen Tipps der Coaches erfüllen diese noch einen wichtigeren Zweck: Sie sorgen für den manchmal nötigen „Tritt in den Hintern“, der es dich am Ende durchziehen lässt. Natürlich tun es auch motivierte Freunde, die mal eine Runde hinterherfahren, anfeuern – und am besten gleich mitmachen! Eines können wir dir versprechen – aus eigener Erfahrung und als Beobachter: Wenn du schaffst, einmal durchzuziehen und deinen ersten Loop zu drehen, wirst du diesen Moment nie wieder vergessen. Du wirst jubeln wie ein kleines Kind - und es immer wieder tun.
Wie steil oder flach du rotierst, hängt davon ab, wie das Segel beim Eindrehen verschoben wird. Kippt der Mast nach Lee übers Board, rotierst du senkrecht – und bleibst dabei schnell mit dem Topp hängen. Idealerweise verschiebst du den Mast daher auf der Segelebene, einer gedachten Ebene, in der auch die Segelsteuerung (Anluven/ Abfallen) normalerweise stattfindet. Der Mast verschiebt sich dabei leicht nach Luv und vorne. Eine flache Rotation ist nicht nur beim Spinloop, sondern auch beim Stalled Forward, dem verzögerten Frontloop, Trumpf – den wir dir in surf 1-2/2023 präsentieren.
Das Eindrehen zum Spinloop ist reine Überwindungssache – und nicht selten startet im Moment des Absprungs das Kopfkino und alle guten Vorsätze sind dahin. Viele Loop-Aspiranten verzweifeln an der eigenen Hemmschwelle, brechen die Versuche immer wieder ab und geben irgendwann frustriert auf.
Um aus dieser Endlosschleife herauszukommen, spule erstmal zurück auf Anfang. Setze dich nicht unter Druck und nimm dir Zeit. Hole dir über die gezeigten Vorübungen das nötige Selbstbewusstsein für das Einleiten der Rotation. Je öfter du diese gemacht hast, desto natürlicher wird es sich für dich anfühlen. Fühlst du dich bei den Vorübungen sicher, starte einen neuen Versuch. Gehe am besten mit anderen Windsurfern gemeinsam aufs Wasser und genehmige dir zwei normale Jumps zum Aufwärmen – und beim dritten ziehst du durch!
Du verlierst beim Eindrehen immer wieder das Board? Dies kann zwei Gründe haben: Vor allem der seitliche Halt in den Schlaufen ist wichtig, um während der Rotation einen sicheren Kontakt zum Brett zu haben. Schraube notfalls deine Schlaufen in nicht zusammengehörende Plugs, damit dein Fuß an den Seiten Kontakt zur Schlaufe hat.
Ein weiterer Grund für das unkontrollierte Verlieren des Boards kann sein, dass du beim Absprung am Wasser kleben bleibst. Versuche daher vor dem Take-off mehr Speed zu holen – vor allem, wenn du von hinten über einen Wellenrücken abspringen möchtest oder musst. Besser geeignet zum Üben sind Wellen, die (schräg) von vorne kommen. Auch Boards mit sehr satter Wasserlage tendieren manchmal dazu, beim Absprung kleben zu bleiben. Über eine etwas größere Centerfinne oder den Wechsel vom Quad auf ein Thruster-Setup (sofern möglich) kannst du deinem Brett hier mehr Absprungpower verpassen.
Du rotierst zwar, schaffst aber nie die komplette Rotation? Auch hierfür gibt‘s zwei mögliche Ursachen. Ist dein Segel zu klein, gerät die Rotation naturgemäß langsamer. Drehst du trotz eines gut angepowertem Segels nur in Zeitlupe, hat dies meist den Grund, dass du nicht konsequent dichtziehst. Verbleibt deine Segelhand in der normalen Position am Gabelbaum ist ein extremes Dichtholen kaum möglich.
Verschiebe deshalb schon vor dem Absprung die Segelhand weit nach hinten Richtung Schothorn. Wenn du nun explosiv dichtholst, schiebst du das Rigg automatisch am Körper vorbei, mit dem Mast Richtung Bug und du wirst staunen, wie viel Power dein Segel plötzlich generieren kann.