Durch die nicht allzu große mentale Hürde juckt es jeden irgendwann in den Fingern – oder besser gesagt: Füßen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein manöverorientierter Windsurfer einfach mal aus den Schlaufen springt. Wie du dann, wenn es so weit ist, elegant hinterm Brett übers Wasser gleitest und die richtige Balance zwischen Absaufen und Schleudersturz findest, zeigen wir dir hier. Ein gewisser Wasserkontakt ist bei diesem Manöver offensichtlich unvermeidbar. Wenn es in diesem Sommer zu warm für den Neo wird, sollten beim Üben Boardshorts oder Bikini gut sitzen: Denn einer der beliebtesten Fehler ist es tatsächlich, den gesamten Body durchs Wasser schleifen zu lassen, während bei einem sauber ausgeführtem Bodydrag eigentlich nur die Beine nass werden.
Der schmale Grad zwischen Punktlandung und Katapult: Ein durchgeglittener Bodydrag sieht flüssig und lässig aus.” - Julian Wiemar, surf Redaktion
Wer ein paar wichtige Knackpunkte beachtet, kann die klassischen Fehler von vornherein vermeiden – und den Bodydrag bestenfalls in diesem Sommer aufs Wasser zaubern. Viel Spaß beim Nass-Schliff!
Eine sichere Gleitfahrt ist Grundvoraussetzung für den Bodydrag. Vorkenntnisse zu Brett- und Segelsteuerung in Carving-Manövern, können nicht schaden.
Auch wenn man sich mit der richtigen Technik prinzipiell von jedem Material hinterherziehen lassen kann, sind camberlose, manöverorientierte Segel mit kurzer Gabel am einfachsten zu steuern und zu kontrollieren. Bei großen Feeridesegeln (ab sechs Quadratmetern) schleift beim Bodydrag schnell das Unterliek mit durchs Wasser. Auf das breite Heck eines Freestyle- oder Freemoveboards springt man einfacher wieder drauf – als auf ein kleines Waveboard oder die Speedneedle.
Je glatter das Wasser, umso einfacher der Bodydrag. Ablandige Freestyle- oder Speedspots, wo Kabbelwellen von Sand oder Molen geblockt werden, laden förmlich dazu ein, es einmal schleifen zu lassen. Wer das erste Mal absteigt, sollte guten Druck im Segel haben, jedoch nicht gnadenlos überpowert sein. Mit zu viel Druck geht es schnell vorne rüber – zu wenig Segelzug kann wiederum frustierend sein, da es schwieriger ist, wieder aufs Brett zu kommen.
Stelle vor dem Absteigen sicher, dass du genügend Platz um dich herum hast: Bei den ersten Versuchen lässt sich manch einer gerne von dem ungewöhnlichen Gefühl überwältigen, das Brett nicht mehr direkt über die Füße steuern zu können – und lässt das Rigg los: Das Material fährt dann besatzungslos weiter geradeaus. Bei der Anfahrt ist es wichtig, sich über eine Sache bewusst zu sein: Bei einem sauberen Bodydrag fällt man während des Manövers – in einer dezenten, aber konstanten Kurve – leicht auf Raumwindkurs ab, und nicht bereits vor dem Absteigen. Der Schub der Kurve (Slingshot-Effekt) wird genutzt, um wieder mit genügend Schwung aufs Brett zu springen. Dies ist besonders bei weniger Wind essenziell, um das Manöver durchzugleiten. Man sollte immer etwas Puffer nach Lee haben, um nicht im toten Punkt zu enden – und somit keinen Druck mehr zum Aufsteigen generieren zu können.
Bei einem durchgeglittenen Bodydrag schwebt man während des Aufsteigens für eine kurze Zeit über dem Brett. Das verlangt einiges an Übung und Feingefühl für den Impuls nach vorne – denn hier bewegt man sich auf einem schmalen Grad zwischen Punktlandung und Katapult über den Bug. Versuche den Impuls zu Beginn in Maßen zu halten, indem du das Segel zwar dicht, aber weit hinten hältst. Zuerst kommt das hintere, dann das vordere Bein zurück aufs Brett.
Wenn du bei den ersten Versuchen nicht gleich schwerelos angeflogen kommst, kann man sich auch wasserstartartig mit dem hinteren Bein hochdrücken und den Bodydrag trotzdem vollenden. Hier kann man sich schön herantasten, Bodydrags machen einfach Spaß und sind nicht gefährlich.
Doch jetzt schnell zurück in die Fußschlaufen und so tun, als wäre nichts gewesen. Oder direkt die Halse einleiten – die Möglichkeiten fühlen sich unbegrenzt an, wenn dieses lässige Manöver erst mal sitzt.
Schauen wir uns die beiden größten Fehler einmal genauer an. Bei den ersten Versuchen können oft zwei Dinge passieren: Entweder man säuft mit gestreckten Armen ab (Bild 1, siehe unten) – oder es geht im Raketenflug über den Bug nach vorne (Bilder 2-3, weiter unten). Es gilt durch eine angepasste Körperhaltung in Kombination mit mäßiger Segelsteuerung, den richtigen Winkel und somit den schmalen Grad zwischen Absaufen und Schleudergang zu treffen. Im Prinzip gibt es nur zwei große Fehlerquellen beim Bodydrag:
Aus Respekt vor dem Schleudergang nach vorne springst du weit nach hinten raus. Der gesamte Körper schleift mit gestreckten Armen durchs Wasser und erzeugt viel Widerstand – du bremst schnell ab und hast keine Chance mehr, zurück aufs Brett zu kommen.
TIPP: Arme durchgehend angewinkelt halten und den Gabelbaum zur Brust ziehen. Dadurch bleibst du aufrecht und verlagerst das Körpergewicht über die Masthand auf den Mastfuß. Zweitens: Nicht mit beiden Beinen gleichzeitig abspringen – das erzeugt in der Regel so viel Widerstand, dass du dem Segeldruck nicht standhalten kannst, und sich die Arme automatisch durchstrecken.
Du versuchst sehr aufrecht zu bleiben, um dieses Mal auf jeden Fall hoch und zurück aufs Brett zu kommen – doch es geht im Schleudergang nach vorne. So kann man den Spinloop vorüben – kein Spaß! Und genau das ist der Fehler: Das Segel richtet sich durch aktives Dichtholen zu abrupt auf, was zu einer Abfallbewegung mit gestrecktem Mastarm führt. Das Brett dreht sich nicht mit, und du kriegst, wie bei einem Spinloop, plötzlich einen starken Impuls nach vorne. Oft passiert dies, wenn man den Bodydrag zu sehr auf Raumwindkurs einleitet.
TIPP: Das Segel zwar dicht, aber hinten halten – versuche, das Schothorn in Richtung Wasser zu drücken. Auch eine Einleitung auf Halbwind- bis leichtem Amwindkurs hilft, das Katapult über den Bug zu vermeiden.
Sollte es soweit kommen, ist es in der Regel tatsächlich besser fest- und dichtzuhalten, nach hinten zu schauen und sich in einen Spinloop ohne Brett einzudrehen. Die Chance, dass du auf dein Material knallst oder der Mast deine Brettspitze zerdonnert, ist dadurch deutlich geringer. Ein komplettes Spinloop-Tutorial findest du übrigens hier