Auch Anton Munz träumte als kleiner Junge vom Meer – denn seine Heimat, der Chiemsee, ist ein ziemliches Flautenloch. Aber statt sich seinem Schicksal zu ergeben, begann Anton mit Windskaten. „Die meisten Manöver“, so Anton, „konnte ich auf dem Windskater, lange bevor ich sie auf dem Wasser gemacht habe. Als ich dann nach Kiel umgezogen bin, lernte ich Windsurfen wie im Zeitraffer, einfach weil mir die Bewegungen schon vertraut waren und ich beim Skaten das nötige Segelgefühl bekommen hatte.“
Dem Vorurteil, dass Windskaten nur was für ein paar junge verrückte Freestyler ist, entgegnet Anton schnell: „Windskaten geht fast immer. Man kann auf jedem Level und für jede Disziplin etwas lernen, und das bei zwei Windstärken: Erste Halsen, Segeltricks bis hin zu krassen Freestyle-Moves.“
Die günstigste Variante mit dem Windskaten zu beginnen, ist ein Longboard. Kurz vor oder hinter die vordere Achse bohrst du mit einem 8er- Bohrer ein Loch für die Mastfußplatte. Falls möglich wähle möglichst große und weiche Rollen – diese haben mehr Grip und kleine Steinchen verursachen nicht gleich eine Vollbremsung. Von kurzen Skateboards rät Anton komplett ab: „Zu unkontrollierbar, zu schwierig zu fahren“, so seine Erfahrung.
Wer die Ideallösung sucht, dem empfiehlt Anton ein Mountainboard. Diese wurden eigentlich zum Landboarden mit dem Kite konzipiert, sind aber auch zum Windskaten geeignet, sofern man eine Adapterplatte zukauft oder nachbaut. Schlaufen sorgen dann für Halt bei Sprüngen, geben aber auch Sicherheit bei Halsen. Zum Anfangen kann man ein solches Board natürlich auch ohne Straps fahren – man umgeht dadurch das Fahren in Switch Stance und kann die Fußstellung in Manövern normal umstellen. Möglichst große Luftrollen bieten maximalen Grip und erlauben Ausflüge aufs Gras oder den rumpeligen Feldweg. Neupreis: Ab 200 Euro.
Mit einem Segel zwischen 4,5 und 5,2 kombiniert man bestes Handling und ausreichend Zug für den Ritt auf Asphalt. Segel und Mast bekommen, so versichert Anton, wenig ab, die Gabel leidet aber. Am besten verwendest du eine alte Alugabel.
Dein Surfspot kann jetzt überall sein! Ein Parkplatz bei Aldi oder ein Feldweg – Hauptsache es gibt etwas Platz und Wind. Wenn du mit dem Skateboard übst, achte darauf, dass nicht zu viele Steinchen im Weg liegen und dass der Asphalt nicht nass ist. Sobald du den Wind im Gesicht spüren kannst, kann es losgehen, fünf bis zwölf Knoten sind mit einem 5,0er-Segel perfekt. Bei mehr Wind wird’s haarig, aber dann beginnt ja auch der Spaß auf dem Wasser.
„In vielen Jahren Windskaten habe ich mich noch nie verletzt“, erklärt Anton seine Gesundheitsbilanz – angesichts von Antons Trick-Repertoire eigentlich unglaublich. Auf einen Helm verzichtet er trotzdem nicht und für den Beginn können auch gängige Knie- und Ellbogenprotektoren aus dem Skatebereich keinesfalls schaden.
Wie auch beim Windsurfen willst du gleich auf Halbwindkurs, das ist der Kurs quer zum Wind, starten. Die erste Aufgabe vor der du stehen wirst: Board umdrehen.
Folgender Grundsatz ist beim Umdrehen wichtig: Drehe das Board nie mit dem Bug, bzw. der Nase nach Luv! Der Gegendruck im Segel wird bei stärkerem Wind kräftig – du riskierst dann nach hinten weggedrückt zu werden und auf dem Asphalt zu landen.
Wie bereits erwähnt, willst du gleich auf Halbwindkurs starten. Bei richtiger Positionierung des Boards steht dein Segel, nur am Mast gehalten, genau im 90-Grad-Winkel zum Brett.
Bei wenig Wind können einige Pumpzüge – oder, wenn du Skate-Erfahrung hast, Anschwung mit dem vorderen Bein – helfen etwas Grundgeschwindigkeit zu erreichen. Mit steigendem Speed steigt durch den Fahrtwind auch der relative Wind und damit der Zug im Segel – was dazu führt, dass du auch bei wenig Wind schon ungeahnt schnell werden kannst.
Generell können beim Windskaten sowohl Manöver nach Luv (z.B. Helitack) als auch nach Lee (z.B. Halsen) gefahren werden. Einzig Tricks, bei denen du vorne um den Mast die Segelseite wechselst (z.B. schnelle Wende), sind aus Platzgründen nur eingeschränkt möglich. Als Vorbereitung für die ersten Manöver empfiehlt Anton erst mal beim Slalomfahren ein Gefühl für das Board, die Kurven und den Grip der Rollen zu bekommen.