Julian Wiemar
· 13.01.2023
Besser spät als gar nicht. Eine Frontloop-Challenge mit seinem Vater brachte ihn dazu, die Sache mit dem Windsurfen nach vielen Jahren etwas ambitionierter anzugehen. Und siehe da: Einmal in der Luft, war Nico Bagschik aus Goslar im Harz nicht mehr zu stoppen. Im Interview berichtet er nun von seiner ersten Wettkampferfahrung.
Er nimmt die langen Wege auf sich: Vom Harz an die Küste – vom Frontloop in Püttsee zu den Profis bei den Danish Open. Im Urlaub? Nach Hookipa! Nico hat in der Welle Feuer gefangen – und das auch im Wettkampf. Zeit, euch Nico vorzustellen.
Mein Opa war einer der ersten Windsurfer in Deutschland, der hat meinen Vater damals einfach „gezwungen“ mitzukommen. Das hat mein Vater dann bei mir so fortgeführt. Also klassisch. Mein erstes Segel damals war ein 2.8er Grommet.
Angefangen habe ich im Harz, so mitten in Deutschland, also etwas schwierig. Aber so richtig weitergekommen bin ich auf Fehmarn: Am Wulfener Hals, in Gold, Altenteil und Püttsee. Das sind zwar auch gute drei Stunden Fahrt von mir zuhause, aber ich hatte das Glück, dass meine Eltern früher fast jedes Wochenende nach Fehmarn gefahren sind. Wir hatten unseren Wohnwagen bei Freunden auf der Insel stehen.
(lacht) Das ist geht ziemlich gut, sage ich mal. Ich arbeite mittlerweile in der Firma meines Vaters und der ist überdurchschnittlich surfverrückt.
Nein, ganz und gar nicht. Erst als ich 17 war, ein paar Wochen vor meinem 18. Geburtstag, zeigte mein Vater mir ein Video von einem Frontloop, weil er den schon immer unbedingt lernen wollte. Ich dachte mir dabei: 'Das kann doch nicht so schwer sein, das zeige ich dir schon!' Wir waren dann in Püttsee auf Fehmarn und ich hab’s einfach mal ausprobiert und habe tatsächlich einen Loop während der ersten Session gestanden. Am Abend meinte ich dann ganz nebenbei zu meinem Vater: Ach übrigens, den Frontloop, den habe ich doch schon mit 17 gestanden. (lacht)
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Ja, genau! Ich surfte ja sozusagen schon mein ganzes Leben, aber irgendwie hat’s dann erst Klick gemacht. Ich war zwar immer gerne auf dem Wasser und hatte auch schon früher den Traum, mal richtig gut im Windsurfen zu werden und mal einen Con- test mitzufahren, aber erst nach dem ersten Frontloop mit 17 Jahren habe ich richtig Feuer gefangen – plötzlich wollte ich alle Sprünge lernen.
Vorher, im Alter von 14, 15, wäre ich auch mal gerne an einem windigen Wochenende zuhause geblieben, um etwas mit meinen Schulfreunden zu unternehmen. Daran war, nach dem ersten Frontloop an einem super Tag, nicht mehr zu denken. Ich wollte nur noch aufs Wasser und weiter trainieren.
Also man muss dazu sagen, dass meine Familie und ich schon seit dem ersten Tag Kunden beim Surfshop Fehmarn sind und Michi und Basti mittlerweile sehr gut kennen. Als sie von meinem Fortschritt mitbekamen und merkten, dass ich richtig motiviert bin, sprachen wir eines Tages während eines Shop-Besuchs unverbindlich über ein paar Möglichkeiten, was neues Material angeht. Die beiden haben einen sehr guten Draht zu Axel Wallem von Duotone und Fanatic. Und als ich dann wieder zuhause war, flatterte plötzlich eine E-Mail mit einem fertigen Shoprider-Vertrag rein – ich konnte es kaum glauben.
Ich hätte mir da ein wenig mehr Übersichtlichkeit gewünscht – beim Multivan Windsurfcup und auch bei den Danish Open hatte ich meine Probleme. Zum Beispiel: Was sind die Grundvoraussetzungen für die Teilnahme? Benötige ich Segelnummer, Verein, Versicherung? Welche Klassen gibt es (Wave A, Wave B)? Ich hatte ja keine Ahnung. Unser Surfclub hier im Harz ist zum Beispiel nicht in der GWA, also konnte ich die Mitgliedschaft nicht nutzen. Das war alles schwierig herauszufinden. Als Google mir nicht mehr weiterhelfen konnte, habe ich einfach mal Klaas Voget angeschrieben und nachgefragt. Er hat mir dann glücklicherweise sehr nett geantwortet und den Surfclub Kiel empfohlen. Vielleicht würden sich mehr Newcomer einfach mal anmelden, wenn das irgendwo alles ein bisschen übersichtlicher aufgeführt wäre.
Ich stand da als Newcomer so ein bisschen im Leeren.
Ganz gut! Da kann ich nur jedem Newcomer empfehlen, sich mit den anderen Teilnehmern zu vernetzen. Vor Ort gibt es halt nur ein normales Skippers Meeting, aber keine richtige Einführung für Erstteilnehmer oder so. In dem Chaos, bei Wind und Wetter am Strand, meinte mein Vater nur: Für mich hast du schon gewonnen, wenn du deinen Heat triffst. Zum Glück habe ich auch da wieder einfach nachgefragt und Nick Spangenberg hat mir dann netterweise gezeigt, wie ich meinen Timer richtig einstelle, so dass ich in der Heat-Sequenz bleibe. Und so habe meinen ersten Heat dann auch tatsächlich getroffen.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Das war etwas ganz anderes als im freien Fahren! Unter Zeitdruck zu surfen und währenddessen auf die natürlichen Elemente angewiesen zu sein, ist einzigartig. Wenn die perfekte Welle für den Backloop in der letzten Minute des Heats kommt, dann kommt sie – wenn nicht, dann eben nicht. Den generellen Wettkampfdruck bin ich jedoch gewöhnt, vom Kunstturnen früher. Damit kann ich gut umgehen. Ich bin aus Unwissenheit halt direkt bei Wave A, also sozusagen bei den Profis, mitgefahren. In der Hinrunde bin ich sofort rausgeflogen – in der Rückrunde bin ich eine Runde weitergekommen.
Es hat mir ziemlich geholfen, den erfahrenen Teilnehmern während ihrer gesamten Heats genauer zuzuschauen – auch schon in den frühen Runden. Und dann zum Schluss einem Marc Paré live im Finale zuzuschauen, wie er seine Doubles und Push-into-Forwards da raushaut als wäre es nichts, war natürlich auch ein Highlight.
Auf jeden Fall! Die Atmosphäre vor Ort war einfach super. Die Surfcommunity ist so nett und herzlich. Ich habe neue Leute kennengelernt und viele haben mir sehr weitergeholfen. Danke dafür! Ich freue mich schon auf den nächsten Contest.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.