Kieler WocheSebastian Kördel – ”Platz eins ist die beste Position für die Zukunft”

Tatjana Pokorny

 · 18.06.2023

Sebastian Kördel im Einsatz vor Mallorca
Foto: Sailing Energy/Trofeo Princesa Sofía Mallorca
Sebastian Kördel freute sich am Sonntagnachmittag bei der Kieler Woche auf seinen ersten Start. Der amtierende iQFoil-Weltmeister zählt zu den Hoffnungsträgern für die olympische Regatta 2024. Der 32-jährige Radolfzeller lebt mit seiner Partnerin Helene Wanser in Kiel und startet für den Norddeutschen Regatta Verein. Das Heimspiel zur Kieler Woche will er genießen und zum Training für die Jahreshöhepunkte nutzen.

Sebastian, an Tag eins der olympischen ersten Hälfte der Kieler Woche konntet ihr in der Sommerflaute noch nicht gleich loslegen. Auch an Tag zwei mussten die Rennen zunächst verschoben werden. Was macht ein Weltmeister, wenn er nicht lossurfen kann?

Ich bin einfach morgens etwas länger zuhause, wenn ich in Schilksee AP über den Zahlenwimpeln Zwei oder Drei sehe. Ich brauche zum Olympiazentrum etwa 20 Minuten mit dem Fahrrad. Dann komme ich ganz entspannt her und bin ein bisschen beim Deutschen Segler-Verband, wo auch viele andere aus dem German Sailing Team sind. Wenn ein Renntag komplett ausfällt, gehe ich ins Gym.

Der Kieler Woche fehlt in diesem Jahr in vielen olympischen Klassen eine starke internationale Beteiligung, auch wenn die Besten vom German Sailing Team fast komplett antreten. Die Nähe zu zwei Jahreshöhepunkten, die mit der olympischen Testregatta in Marseille im Juli und der Segel-Weltmeisterschaft für alle olympischen Disziplinen im August der Kieler Woche folgen, hat viele Stars in diesem Jahr vom Kurs Kieler Woche abgebracht. Wie sieht es im iQFoil aus?

Ziemlich gut, finde ich. Viele machen jetzt gerade ein Trainingslager in Marseille, fahren dann noch einmal nach Hause und dann wieder nach Marseille zum olympischen Testevent. Das erklärt, warum einige fehlen. Aber es sind sogar noch ein paar mehr internationale Starter da als im letzten Jahr. Wir haben im iQ sogar zwei, die aus Asien angereist sind. Korea und Japan sind am Start, einer davon ist aus meiner Trainingsgruppe. Das sind Fahrer, die auch bei der olympischen Testregatta am Start sein werden. Wir bauen unser Feld bei der Kieler Woche weiter auf und sind da auf dem richtigen Weg. Wenn wir die nächsten Jahre weiter pushen, wird das besser.

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Man merkt, dass alle schauen: Was macht er?” Sebastian Kördel

Du hast im vergangenen Jahr mit neun Wettfahrtsiegen den Kaiserpokal für den erfolgreichsten Kieler-Woche-Akteur bekommen, aber die Kieler Woche gar nicht gewonnen…

Bei uns im iQFoil ist es so, dass wir ein spezielles Medaillenrennen fahren. Da geht es in nur einem Rennen darum, wer gewinnt. Derjenige hat dann – ohne Einfluss der vorherigen Ergebnisse – das Event gewonnen. Das einzige, was man aus der gesamten Woche mitnimmt, ist, dass der Erste direkt ins Finale einzieht und der Zweite und Dritte fürs Halbfinale gesetzt werden. Das ist der Bonus für die Wochenleistung. Im Finale mit drei Leuten aber im Kampf um die Medaillen alles wieder offen. Da hatte ich im letzten Jahr ein bisschen Pech, dass ich etwas Seegras abbekommen habe und meinen ersten Platz aus der Woche nicht verteidigen konnte. So ist das Spiel, so sind die Regeln.

Du bist amtierender Weltmeister im vorolympischen Jahr. Eine Idealvoraussetzung für die olympische Medaillenjagd?

Ich versuche ja schon ein bisschen länger Weltmeister zu werden. Weil ich ja schon länger Profiwindsurfer bin. Ich habe es mir immer noch ein bisschen krasser vorgestellt. Du denkst ja immer, wenn du Weltmeister wirst, dann ist alles rosarot. So ist es nicht ganz. Es ist natürlich ein unglaubliches Gefühl, wenn man es geschafft hat. Aber dann amtierender Weltmeister zu sein, das ist in erster Linie viel Druck. Man merkt einfach, dass alle schauen: Was macht er? Es wird sehr viel von einem erwartet. Aber Platz eins ist die beste Position für die Zukunft. Deswegen bin ich sehr froh darüber.

Ist ein WM-Titel das Zeugnis dafür, dass du bei Olympia 2024 um die Medaillen mitsurfen kannst?

Definitiv. Es werden dieselben Leute sein, gegen die ich bei der Weltmeisterschaft gefahren bin. Ein paar weniger, weil bei Olympia nur ein Starter pro Land zugelassen ist. Was im Grunde eine gute Sache ist (lacht). Im Moment sind es so vier, fünf Leute, die die absolute Weltspitze im iQ ausmachen. Mal ist der eine schneller, mal der andere. Dann schauen wir, wer seine beste Woche zusammenbekommt und wer im Medaillenrennen die Nase vorn hat.

Egal, was kommt. Ich kann gut fahren.” Sebastian Kördel

Verrätst du uns deine Schokoladenseiten als Windsurfer und deine Schwächen?

Wir haben fast alles trainiert im Winter. Ich kann recht selbstbewusst sagen, dass ich bei allen Bedingungen vorne mitmischen kann. Es kommt natürlich immer auf ein bisschen was anderes an. Wenn sehr viel Wind und viel Welle sind und Strömung herrscht, dann kommt es immer darauf an, wie man an dem Tag eingestellt ist. Und ob man seine Leistung auch abrufen kann. So ein Tag ist formabhängig. Wobei es bei einfacheren Bedingungen einfach drauf ankommt, ob man sein Material gut eingestellt hat und den Grundspeed hat. Aber ganz ehrlich: Egal, was kommt, ich kann gut fahren.

Manche olympische Bootsklassen bekommen ihr Material bei den Spielen komplett gestellt. Wie ist es bei euch neu-olympischen Windsurfern im iQFoil?

Für Olympia wird das jetzt gerade entschieden. Wir hatten am Mittwoch noch einmal ein außerordentliches Klassen-Meeting, wo dann drüber abgestimmt wird, was genau mit dem Material bei Olympia passiert. Die bevorzugte Variante bei uns ist, dass wir Material relativ weit vor den Olympischen Spielen bekommen und uns dann aus dem Pool für jeden qualifizierten Fahrer das Material aussuchen, das wir bei den Olympischen Spielen fahren. Es sind noch weitere Vorschläge auf dem Tisch, aber es wird auf jeden Fall gestellte Ausrüstung geben. Man darf also nicht sein eigenes Material mitnehmen. Da hoffen wir natürlich, dass wir dieses Material so früh wie möglich bekommen, damit der Fahrer nicht einfach Pech haben kann und schlechtes Material bekommt, sondern jeder aus dem Pool auswählen kann und nachher alle auf einem einigermaßen gleichen Level sind.

Hast Du eigentlich den dicken Kaiserpokal, den Du im vergangenen Jahr für deine neun Wettfahrtsiege in Folge bekommen hast, mit nach Hause genommen und musst ihn jetzt wieder rausrücken?

Nein, den durfte ich nur auf der Bühne in Händen halten und hochheben, aber nicht mitnehmen. Man bekommt aber ein Bild davon.

Dann musst Du die mächtige Silbertrophäe immerhin jetzt nicht aufwändig putzen.

Ja, es hat auch seine Vorteile (grinst).


Das Interview mit Sebastian Kördel von unseren Kollegen der YACHT im Video

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