Speedsurfen“Speed ist wie Skispringen” - Gunnar Asmussen im Interview

Manuel Vogel

 · 23.02.2025

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Foto: Jaco Wolmarans
Gunnar Asmussen konnte bei der Lüderitz Speed Challenge seinen deutschen Rekord verbessern. Was ihm noch zum Weltrekord fehlt und warum Speedsurfen manchmal wie Skispringen ist, verrät er im Interview.

Gunnar, du hast deinen Deutschen Rekord in Lüderitz verbessert. Ziel erreicht also? Oder hattest du sogar noch größere Ziele?

Den Deutschen Rekord hatte ich ja auch vorher schon. Natürlich ist es schön, diesen weiter verbessert zu haben. Natürlich hatte ich den Weltrekord im Kopf. Auch wenn es damit nicht geklappt hat, bin ich zufrieden, denn ich konnte sehen, dass ich an vielen Tagen mit Antoine Albeau mithalten konnte. Viele Tagesrankings konnte ich gewinnen. Wir hatten während der vierwöchigen Eventphase zwei Tage, die Rekorde ermöglicht haben. Am ersten habe ich mich etwas verzockt mit meiner Segelwahl und war einen Tick untermotorisiert. Und vor dem zweiten hatte ich mir eine dicke Erkältung eingefangen. Das sollen jetzt keine Ausreden sein, aber es hat einfach immer ein Quäntchen gefehlt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mit Lüderitz jedes Mal nach dem Ende der Challenge noch eine Rechnung zu begleichen habe (lacht).

Am Ende hat Antoine Albeau seinen eigenen Weltrekord weiter verbessert. Wo hat er dir die entscheidenden Zentimeter abgenommen?

Das kann ich anhand der GPS-Daten eigentlich gut sehen: Verloren habe ich direkt am Anfang, da wo man mit dem “Slingshot” um die Kurve abbiegt und die Zeitmessung beginnt. Das ist der körperlich anstrengendste Moment des gesamten Runs. Was Antoine auch außergewöhnlich gut kann, ist, sofort bei 100 Prozent zu sein, er ist extrem konstant. Oft hat man an einem Tag mit Rekordbedingungen nur eine Stunde, wo wirklich alles passt und Rekorde möglich sind. Antoine kann dann sofort abliefern, ich brauche oft ein bisschen mehr Zeit, um mich einzugrooven. Meinen besten Run habe ich auch gefahren, als der Wind schon wieder etwas abgenommen hatte.

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Lass uns noch kurz über den Start sprechen: Was macht den Slingshot vor dem Beginn der Zeitmessung so besonders herausfordernd?

Du fährst auf Halbwind, teilweise sogar leichtem Amwindkurs los, das gesamte Materialsetup ist natürlich auf Raumwindkurs optimiert - du kannst also hier noch nicht voll dichtziehen. Am Ende der Startbox fällst du dann ab und bekommst plötzlich die komplette Power von 45 Knoten Wind ins Segel. Diese in Beschleunigung und Speed umzusetzen, fordert einem schon alles ab. Hinterher konnte ich sehen, dass mir im ersten Teil des Kurses meist so ein Knoten Speed im Vergleich zu Antoine gefehlt hat. Antoine hat seinen Topspeed meistens im ersten Teil bzw. in der Mitte des Kurses erreicht, ich eher im zweiten Teil kurz vor dem Ende.

Stichwort “Equipment”: Was hattest du alles in deinem Material-Kontingent für Lüderitz?

Ich hatte zwei ältere Boards von 2018 und 20219, die hatte ich noch vom Vorjahr in Kapstadt liegen, dazu zwei Prototypen und M8 Serien-Segel von Severne.

Hört sich so an, als wären bei Speedmaterial keine größeren Entwicklungssprünge möglich.

Klar gibt’s gute und schlechte Speedboards. Ich hatte mir letztes Jahr aus einem Pool von sechs oder sieben Boards einfach meine zwei Favoriten herausgepickt. Diese haben sich bewährt und funktionieren für mich einfach gut.

Bis zu 25 Runs spulte Gunnar Asmussen an den besten Tagen ab. Zurück zur Startbox geht’s dann per ShuttleFoto: Peter DaviesBis zu 25 Runs spulte Gunnar Asmussen an den besten Tagen ab. Zurück zur Startbox geht’s dann per Shuttle

Antoine Albeau und du, ihr ward die beiden prominentesten Namen auf der Starterliste der Lüderitz Speed Challenge. Einige Topfahrer wie Vincent Valkenaers oder Hans Kreisel haben gefehlt. Weißt du warum?

Ich vermute, dass manche nicht das absolute Vertrauen hatten, dass der Kanal wirklich gut sein würde. In den Vorjahren hatten wir teilweise stärkeren Wind als diesmal, aber der Winkel war oft zu sehr raumwind. Das bedeutet, dass auf dem Kanal 3o Zentimeter Chop entsteht, da haut es dir die Plomben raus. Diesmal war der Wind zwar etwas leichter, aber der Winkel oft besser. Zudem war der Wind meistens recht konstant. Es gibt Tage, da hast du 50 bis Knoten Böen, aber nur 30 Knoten in den Windlöchern - da ist es schwer, einen guten Run hinzubekommen. Ich würde sagen, die Rahmenbedingungen waren in diesem Jahr ziemlich gut. Ich war gut vorbereitet und fit und fühlte mich auf dem Kanal in diesem Jahr ziemlich sicher.

Speedsurfen ist wie Skispringen. Ein bisschen Glück mit der perfekten Böe musst du haben

Wie viele Runs hast du an den guten Tagen abgespult?

Am ersten guten Tag ging das eigentlich nonstop. Du ballerst runter, lässt dich von Shuttle hochbringen und machst gleich den nächsten. So 25 Runs dürften es gewesen sein. Am zweiten Rekordtag waren es weniger, weil ich nicht fit war - vielleicht so zehn Runs.

Die 500 Meter lange Strecke fährt Gunnar Asmussen in unter 19 Sekunden. Bis Rekorde offiziell sind, müssen diese erst per Videobeweis ratifiziert werdenFoto: Peter DaviesDie 500 Meter lange Strecke fährt Gunnar Asmussen in unter 19 Sekunden. Bis Rekorde offiziell sind, müssen diese erst per Videobeweis ratifiziert werden

Du hast den Deutschen Rekord auf 52,69 Knoten (97,58 km/h) verbessert. Merkt man auf dem Wasser sofort, wenn es ein guter Run war? Oder täuscht das subjektive Empfinden manchmal auch?

Das kommt drauf an - natürlich merkst du, wenn du über die gesamte Distanz voll Druck im Segel hattest und keine Windlöcher überbrücken musstest. Das ist schonmal das Wichtigste. Aber manchmal täuscht es dann doch - etwa, wenn der Wind mal etwas gedreht hat oder es choppy auf dem Kanal ist. Dann fühlt es sich manchmal tierisch schnell an und hinterher schaust du aufs GPS und es war gar nix.

Wie ist dein Plan für die Zukunft? Greifst du 2025 wieder an?

Ich bin 2025 wieder dabei, weil ich glaube, dass man, wenn man den Weltrekord knacken will, einfach immer da sein muss. Sonst macht das alles keinen Sinn!

Gunnar, danke für das Gespräch und viel Glück für deine weitere Rekordjagd!


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