Von 2018 bis 2019 surfte der Brite Jono Dunnett einmal komplett um Europa. Jetzt steht er in den Startlöchern für sein nächstes großes Abenteuer. Innerhalb eines Jahres will er einmal rund um Japan surfen - alleine, über knapp 6000 Kilometer.
Puh, das war manchmal schwierig muss ich zugeben. Es fühlt sich so an, als wäre es schon so lange her. Als ich damals in Norwegen zum Round Europe gestartet bin, habe ich Helena kennengelernt. Nach dem Ende meiner Reise haben wir zusammen ein paar coole Abenteuer erlebt. Lange Paddeltouren und im Jahr 2022 sind wir mit einem kleinen Boot einmal rund um Irland gesegelt.
Nee, sie konnte bis dato gar nicht segeln und hatte sowas noch nie gemacht. Die Route auf der Atlantikseite war dann auch ziemlich wild, da hat sie gelitten und ich hätte es vielleicht etwas ruhiger angehen lassen sollen. Aber sie hat mir verziehen (lacht).
Was mich am Tourensurfen fasziniert ist, dass du nie weißt, was als nächstes passiert
Ich hatte schon länger vor, wieder auf Reisen zu gehen. Ich bekam eines Tages eine Nachricht von einem Surfer, der mein Bucht In the Balance über meine Reise um Europa gelesen hatte. Er sagte: “Wenn du wieder was planst, komm nach Japan.” Ich recherchierte etwas und fand die Idee sofort interessant. Die japanischen Menschen, die ich bislang kennengelernt hatte, waren alle sehr freundlich - in der japanischen Kultur fühlt man sich sofort willkommen und sicher. Wenn die Reise aufs See schon gefährlich wird, will ich wenigstens an Land gut aufgehoben sein.
Die Leute sind ein großer Faktor. Ich bin ein Abenteurer, aber ich will mich nicht irgendwo komplett verloren fühlen. Japan wird außerhalb meiner Komfortzone sein - aber eben nur ein bisschen.
Gerade bin ich noch hier zuhause in Clacton-On-Sea, aber am 23. Mai fliege ich mit dem Material nach Tokio und einige Tage später werde ich aufbrechen.
(Lacht) Ja das war in der Tat eine Mission. Ich hab lange versucht, das Teil als Gepäck anzumelden, ohne Erfolg. Dann bekam ich einen persönlichen Kontakt, deren Namen ich nicht nennen möchte, bei einer Airline, deren Namen ich auch nicht nennen möchte und dann ging’s (lacht) ...
Ich nutze ein Unifiber Proteus Raceboard, das schneidet besser durch die Wellen und ich erhoffe mir davon, weniger Schleuderstürze auf tiefen Raumwindkursen zu machen. Außerdem nutze ich ein Loftsails Switchblade 8,5. Natürlich habe ich wieder mein wasserdichtes Fäßchen dabei, in dem ich mein Gepäck unterbringe. Ich hab’ ein paar Anpassungen an der Befestigung am Board gemacht, um etwas besser stehen zu können, ansonsten hat sich wenig geändert. Außerdem habe ich wieder meinen GPS-Tracker und auch einen Notfall-Sender dabei. Und jede Menge Haferbrei (lacht).
Ich hab mir die Strecke natürlich gut angeschaut. Im Wesentlichen wird es darauf ankommen, zur richtigen Zeit in der richtigen Gegend zu sein. Ich starte von Tokio entlang der Pazifikküste. Hier dürften die Pazifikswells und der regelmäßig auftretende Seenebel die größten Hindernisse werden. Ich surfe zunächst gen Norden, denn den Norden kannst du nur im Sommer runden. Im Winter gibt’s da Packeis, das wäre zu hart. Wie da oben der Wind ist, kann ich nicht sagen, ich lasse mich überraschen. Die Landschaft dort oben stelle ich mir vor wie die Fjorde in Norwegen. Aber du willst da oben nicht zu spät ankommen, sonst hast du Wind aus Norden, onshore und arschkalt (lacht). Dann surfe ich auf der Westseite im Japanischen Meer wieder runter.
Ja, stimmt. Aber ich versuche das diesmal zu vermeiden (lacht). Auch im Süden Japans sollte ich wiederum nicht zu spät ankommen, weil es hier tropisch heiß ist und im Sommer die Taifunsaison startet. Das Gute an Japan ist, dass es recht dicht besiedelt ist, es dürfte also leicht sein, irgendwo Unterschlupf zu finden.
Es wird etwa doppelt so lang sein wie einmal rund um Großbritannien. Das waren etwas mehr als 3000 gesurfte Kilometer, die ich in rund 100 Tagen abgerissen habe. Japan wird vermutlich so 6000 bis 6500 Kilometer zu surfende Strecke sein und ich schätze, dass es etwa neun Monate dauern dürfte. Die Bedingungen werden sicher herausfordernd sein und ich werde auch Geduld haben müssen. Schließlich werde ich nicht jünger (lacht).