Das sind die besten Windsurf-Spots auf den Kanaren

Andreas Erbe

, Tom Brendt

, Björn Dunkerbeck

 · 02.06.2022

Das sind die besten Windsurf-Spots auf den KanarenFoto: Klaus Gahmig

Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote – seit Windsurfen die Gleitschwelle überwunden hat, ist dieses Kanaren-Viererpack ein absoluter Dauerbrenner.

“Inseln des ewigen Frühlings“ werden die Kanaren nicht nur in Reiseprospekten gerne genannt. Wobei sie nicht gerade den nordeuropäischen Frühling verkörpern, sondern mit 20 bis 30 Grad das ganze Jahr über wohl eher den spanischen.

Aus Windsurfer-Sicht wäre der Name „Inseln des ewigen Windes“ wohl passender. Liegen die Kanaren doch fast komplett im Wirkungsbereich des glorreichen Nord-Ost-Passats. „Verantwortlich für den Passat ist ein Hochdruckgebiet über den Azoren“, weiß Rekordweltmeister Björn Dunkerbeck, der auf Gran Canaria aufgewachsen ist und den die Kanaren zum Meister aller Klassen reifen ließen. „Liegt der Kern des Hochs nördlich der Azoren, weht auch der Passat stärker aus Richtung Norden. Liegt es weiter südlich, dreht der Wind mehr auf östliche Richtungen“, weiß Dunkerbeck. „Entsprechend funktionieren dann auch unterschiedliche Spots gut oder weniger gut.“

Grundsätzlich wandert die Passatwindzone in den Wintermonaten weiter nach Süden, so dass einige Spots auf den Inseln nicht mehr durchgehend vom Wind verwöhnt werden.

Warum die Kanaren seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Zielen der Windsurf-Community gehören, zeigt auch ein Blick in die unterschiedlichen Regattakalender – die Worldcup-Profis finden ideale Bedingungen für Freestyle-, Wave-, Slalom- und Speedcontests. Da ist dann aber auch für jeden Freizeitsurfer und sogar für Einsteiger etwas dabei. Allerdings sollte man wissen, wo man was findet. Und auch der Passatwind ist auf den Inseln und an den einzelnen Spots alles andere als immer gleich. An Spots wie Pozo auf Gran Canaria, Sotavento auf Fuerteventura oder El Medano auf Teneriffa sorgen besondere geografische Gegebenheiten dafür, dass der Grundpassat noch einmal massiv verstärkt wird.

Björn und Liam Dunkerbeck heizen in Risco del Paso auf Fuerteventura

Als Windsurfer hat man drei Optionen, seine Leidenschaft auf den Kanaren auszuleben. Wer besonders flexibel sein will, nimmt sein eigenes Material im Flugzeug mit und mietet sich ein günstiges Auto: Flüge gibt es – in normalen Zeiten – mehr als genug. Nicht selten sind die Kanaren auch Ziel von Langzeiturlaubern. Die reisen dann häufig mit eigenem Bus per Fähre von Cadiz in Südspanien an. Das lohnt sich nur, wenn man gleich ein paar Monate bleiben kann. Wer’s bequem haben will und an einem Spot bleiben möchte, kann in den zahlreichen guten Verleih-Centern sein Material buchen. Das geht am besten über die Spezialreiseveranstalter

Teneriffa - die abwechslungsreichste Insel der Kanaren

Teneriffa ist nicht nur die größte Insel der Kanaren, auf ihr trohnt auch mit dem 3715 Meter hohen Pico del Teide der höchste Berg Spaniens. Die Insel ist landschaftlich extrem abwechslungsreich, so dass Flautentage unbedingt für ein paar Ausflüge genutzt werden sollten. Zentrum der Windsurfszene ist El Medano, nur wenige Autominuten vom Flughafen entfernt. Hier gibt es viele Appartements und weniger Hotelbetten. Auch wenn in den letzten Jahren viel gebaut wurde, findet Massentou­rismus hier keinen Einzug. Die Windsurf-Infra­struktur ist perfekt. Mehrere Stationen, Testcenter und Shops findet man in El Medano. An den anderen Spots Teneriffas ist man allerdings auf eigenes Material angewiesen.

1 El Medano

Nur einen Chop Hop vom Flughafen entfernt liegt El Medano, der Hauptspot Teneriffas. Die große Bucht teilt sich in zwei Teile. Im südlichen finden vor allem Freerider und Slalompiloten perfekte Bedingungen. Größere Wellen gibt es eher selten. Hier gibt es auch mehrere gut ausgestattet Windsurf- und Kitestationen. Viele Profis und Regattafahrer nutzen die ganzjährig stattfindenden Trainingscamps. Der Einstieg auf dem Sandstrand fällt flach ab, so dass bei weniger Wind auch Einsteiger zum Zuge kommen. Allerdings lieben auch sehr viele Kitesurfer die Bucht, die aber vor allem im südlichsten Teil unterwegs sind. Am nördlichen Ende der Bucht an der Mole läuft eine gute Welle für Frontsideritte, aber auch Strömung. Allerdings ist hier der Wind etwas böiger und es gibt praktisch keinen direkten Einstieg. Entweder kreuzt man von Süd hoch oder man fährt raumschots von der benachbarten Cabezo-Bucht hierher.

Der Wavespot El Cabezo (links der Felsnase) und die El Medano Bucht (rechts) liegen nur wenige hundert Meter voneinander entferntFoto: Klaus Gahmig
Der Wavespot El Cabezo (links der Felsnase) und die El Medano Bucht (rechts) liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt

2 El Cabezo

In Luv grenzt der Wavespot El Cabezo direkt an El Medano. Hier tummelt sich die internationale Waveelite nicht nur zum Wave-Worldcup im August. Ganzjährig trainieren und leben hier zahlreiche Profis. Zusammen mit den Urlaubern kann es auf dem Wasser schon mal ziemlich voll werden. Der Wind weht schräg auflandig und mit einem guten Swell können die Be­dingungen anspruchsvoll werden – auch weil am Einstieg einige Felsplatten besetzt mit Seeigeln lauern. Vor allem bei Ebbe sorgt der legendäre Felsen – der auf den bezeichnenden Namen „Godzilla“ hört – für reichlich Finnenschrott. Trotzdem ist Spot, der sich sowohl zum Springen als auch zum Wellenabreiten eignet, einer der besten der Kanaren.

El CabezoFoto: Villalba
El Cabezo

3 Las Americas

Deutlich seltener als die Spots um El Medano lockt Las Americas, mitten in den touristischen Hochburgen im Südwesten der Insel, mit guten Bedingungen. Normaler Passatwind kommt hier gar nicht erst an. Nur Tiefdruckgebiete mit Wind aus Nordwest und vor allem der heiße Wüstenwind Calima aus Südosten erwecken den Kanaren-Spot zum Leben. Der Einstieg ist vor der Appartementanlage „Parque Santiago III“. Bei entsprechendem Swell ein Top-Spot, der aber durch den felsigen Einstieg und das spitze Riff nur etwas für erfahrene Wavesurfer ist. Die offiziellen Parkplätze sind absolute Mangelware!

Alternativen: Eine Freeride-Alternative zu El Medano, wenn der Passat zu nördlich weht und die Bucht nicht erreicht, bietet Güimar (4). Nach etwa 35 Kilometern Richtung Norden auf der Küstenautobahn nach Santa Cruz, fahrt ihr ab und kommt zum Playa Nueva.

Fuerteventura - kernige Wavespots und eine Dauerdüse

Die älteste Kanarische Insel ist sehr trocken und karg – Regen ist auf der ganzen Insel Mangelware. Ganz im Gegensatz zum Wind – den gibt es reichlich. Vor allem die Nordküste und die Region der Costa Calma an der Südostküste sind sehr gut belüftet. Generell ballert es an den Spots im Süden aufgrund der lokalen Verstärkung besonders stark. Grund dafür ist, dass der Grundpassat an der schmalsten Stelle der Insel über einen sanften Berg­rücken muss und dann auf dem Weg Richtung Wasser turbomäßig be­schleunigt. Vor allem die Spots Sotavento, Risco del Paso und Matas Blancas bekommen den Extra-Boost. 30 bis 40 Knoten Wind sind vor allem im Sommer absolut keine Seltenheit. An den Spots im Süden gibt es verschiedene, sehr gut ausgestattete Windsurfcenter und Hotels sowie Appartements in Spotnähe. Ein Auto ist hier nicht unbe­dingt notwendig. Ganz im Gegensatz zur Nordküste. Rund um den Ort Corralejo weht der Wind generell gemäßigter als im Süden und die Spots verteilen sich entlang der Küste. Deshalb ist eigenes Material und ein mobiler Untersatz unerlässlich. Verleihstationen gibt es nur am Flag Beach und in Corralejo.

1 Der Norden

Grundsätzlich wird der Norden eher von den Individualurlaubern mit Hang zur Welle bevorzugt. Der Ort Corralejo an der Nordostspitze der Insel dient mit seinen vielen Appartements meist als Basislager. Von dort geht es an die Spots von Cotillo im Westen bis zum Glass Beach auf der Ostseite. Nur wenige Grad Winddreher entscheiden oft, ob man Federball am Strand spielen kann oder in Genuss eines perfekten Wavetages kommt. Das führt dazu, dass Windsurfen an Fuertes Nordküste meist auch Motorsport ist. Die Spots östlich von Corralejo – Rocky Point, Flag Beach und Glass Beach – sind leicht in wenigen Minuten zu erreichen. Das führt aber auch dazu, dass sie bei guten Bedingungen sehr voll werden können, sowohl mit Kitern als auch Wellenreitern. Flag Beach hat einen schönen Sandstrand mit einigen Felsen im Wasser und liefert gute, nicht zu anspruchsvolle Wavebedingungen bei vielen Swellrichtungen, aber auch Flachwasser. Glass Beach kann bei nordwestlichem Wind sehr gut, aber auch sehr voll werden. Die Spots an der berühmten Northshore – Punta Blanca, Majanicho und Mejiones (3) – sind über Schotterpisten nicht nur schwer erreichbar, sondern bleiben wegen des anspruchsvollen Einstiegs und teilweise über masthohen Wellen den Wave-Experten vorbehalten. Das gilt auch für Cotillo, wenn der Swell groß ist. Dann bricht die Welle Close out und mit einem imposanten Shorebreak. Die Sahnetage sind hier selten und dann teilt man sich den Spot mit vielen Kitern.

An der wilden Northshore von Fuerte gibt’s die größten Wellen auf den KanarenFoto: Moncho Gil
An der wilden Northshore von Fuerte gibt’s die größten Wellen auf den Kanaren

2 Der Süden

Das Windsurf-Epizentrum von Fuerte ringt sich in drei Abschnitten um die Urbanizacion Costa Calma mit seinen zahlreichen Hotels. Nördlich liegt der Spot Matas Blancas (4) mit ablandigem Wind und sehr glattem Wasser. Außer einer gut ausgestatteten Surfstation gibt es hier nichts. Südlich des Ortes beginnt der Playa de Sotavento (1) – einer der bekanntesten Surf­strände. Am einzigen Hotel weit und breit liegt die riesige und mit allem Komfort ausgestattete Surf- und Kite­station von René Egli, wo auch der Worldcup stattfindet. Besonders im Sommer ist der Wind hier extrem stark und das Wasser kann glatt, aber oft auch sehr kabbelig sein. Die Kiter haben ihren eigenen Strandabschnitt. Bei starkem Hochwasser läuft eine riesige Lagune voll Wasser und bietet dann perfekte Schulungsbedingungen. Am Ende des kilometerlangen Sandstrandes folgt dann der Spot Risco del Paso (2). Hier gibt es einige Appartements und eine Surfstation. Der Wind ist ebenfalls sehr gut und neben entspannten Freeride-Bedingungen läuft ab und zu auch eine schöne Einsteigerwelle. Die Lagune ist bei kräftiger Flut hier ebenfalls besurfbar.

Sotavento ist seit Jahren Austragungsort des PWA World CupsFoto: John Carter
Sotavento ist seit Jahren Austragungsort des PWA World Cups

Dunkis Alternativen: „Wenn man mal etwas anderes sehen möchte, eignet sich die kleine Bucht von El Castillo (3), etwas südlich vom Flughafen, perfekt zum Freeriden oder Foilsurfen. Ganz im Süden, in den Touristenzentrum von Jandia (4), weht der Wind zwar deutlich schwächer als in Sotavento, aber sowohl am Robinson Club als auch Club Aldiana gibt es Surfstationen und gute Freeride-Bedingungen.“

Gran Canaria: Kanaren- Eiland im Vollgas-Modus

„Insel der Champions“ ist wohl die beste Beschreibung von Gran Canaria aus Windsurfersicht. Björn, Britt und Liam Dunkerbeck, Iballa und Daida Ruano Moreno und Philip Köster – alle auf Gran Canaria groß geworden – bringen es zusammen auf annähernd 100 Weltmeister-Titel. Der Hauptspot der Insel, Pozo Izquierdo, ist weltberühmt und bei Worldcuppern, die sich seit über 30 Jahren an dem Spot messen, gleichsam geliebt und gehasst. Das Ambiente gewöhnungsbedürftig, der Einstieg über die rollenden Lavabrocken herausfordernd und der Wind – sagen wir mal – sehr stark. Wie in Sotavento wird auch an der Ostküste Gran Canarias der Passatwind extrem verstärkt. Hier ist es der Leitplankeneffekt, der die Luft bis auf 50 Knoten be­schleunigt. Dieser funktioniert aber nur sehr lokal. Schon wenige Kilometer südlich von Pozo herrscht im Sommer bereits häufig Flaute. Die Spots nördlich von Pozo – Arinaga, Vargas oder Ojos de Garza profitieren ebenfalls von der Verstärkung, aber nicht mehr so heftig, so dass sie oft zum Fluchtpunkt werden, wenn in Pozo auch die kleinsten Segel nicht mehr zu halten sind. In den Wintermonaten, wenn der Passat mehr aus östlichen Richtungen weht, ändert sich das Bild. Dann erwachen die südlichen Spots Bahia Feliz und Playa Aguila, wo Rekordweltmeister Dunkerbeck sein Surfcenter betreibt, zum Leben.

Wie Teneriffa ist Gran Canaria auch sehr bergig, so dass es vor allem im Norden häufiger regnet und eine blühende Natur präsentiert. Im Süden, rund um der Tourismus-Hochburg Maspalomas, erwartet die Strandurlauber dagegen eine trockene Dünenlandschaft.

1 Pozo Izquierdo

Durch die spektakulären Bilder des Worldcups, der seit über 30 Jahren an dem Spot nur wenige Kilometer südlich des Flughafens stattfindet, ist die Bucht weltbekannt geworden. Über die Jahre ist eine gute Infrastruktur entstanden. Es gibt große Parkplätze direkt am Wasser, Surfshops und Schulen, Tribünen und im Centro Internacional de Windsurfing günstige Unterkünfte. Nicht geändert hat sich der bei Flut und Welle anspruchsvolle Einstieg über die dunklen Lavasteine. Der Spot hat zwei Gesichter: Gibt es keinen Ozeanswell, präsentiert sich Pozo selbst bei sehr viel Wind eher flach. Die kurze Angriffsfläche des lokal verstärkten Windes sorgt nur für kleine, kabbelige Wellen, vor allem bei Ebbe. Trifft aber ein Swell mit dem heftigen Wind zusammen, können die Wellen schon mal logohoch werden und verwandeln den Spot in eine Big-Air-Arena. Da der Wind schräg auflandig kommt, ist das Wellenabreiten nach Lee eher schwierig und verlangt nach einer ausgefeilten Technik. Besser geht das am Mosca Point und in Salinas am Nord-, beziehungsweise Südzipfel der Bucht.

Rollende Steine, Dauersturm und die besten Fahrer der Welt - Pozo ist legendärFoto: John Carter
Rollende Steine, Dauersturm und die besten Fahrer der Welt - Pozo ist legendär

2 Bahia de Formas

Nur etwas nördlich von Pozo, am südlichen Rand von Arinaga, liegt Bahia de Formas. „Das ist unser Speed-, Slalom- und Einsteigerspot“, sagt Björn Dunkerbeck. Der Spot bleibt wegen der schützenden Mole von Arinaga weitgehend flach, so dass man seinen persönlichen Speedrekord jagen kann. Der Wind bläst, etwas schwächer als in Pozo, schräg ablandig. Der Einstieg ist größtenteils mit Kies bedeckt und der Stehbereich beträgt wenige Meter. Eine surferische Infrastruktur existiert nicht, dafür kann man direkt am Strand parken.

Bahia de Formas ist auch für Aufsteiger geeignet
Bahia de Formas ist auch für Aufsteiger geeignet

3 Vargas

Im einzigen Haus am langen Strand von Vargas ist Philip Köster aufgewachsen und reifte zum fünffachen Wave-Weltmeister. „Vargas ist im Sommer einer der Ausweichspots zu Pozo. Der Wind ist meist etwa einige Knoten schwächer als in Pozo, die Welle meist bei Ebbe besser“, weiß Björn Dunkerbeck. Vargas ist einer der längsten Strände des Ostens und ist mit Kieseln übersät, es gibt aber auch sandige Abschnitte. Die Wellen können bei Swell so­gar höher als in Pozo werden. Ohne Swell bietet Vargas aber auch Bump & Jump-Bedingungen. Der nördliche Teil ist den Badegästen vorbehalten, in der Mitte gehen die Windsurfer direkt vom Parkplatz aufs Wasser und im südlichen Teil tummeln sich die Kiter. Der Wind weht sideshore bis schräg auf­landig von links. Es gibt keinerlei Windsurf-Infrastuktur.

Julian Salmonn in Vargas
Julian Salmonn in Vargas

4 Playa Aguila

Im Sommer streicht der Nordostpassat einige Kilometer vor der Küste an der kleinen Siedlung vor San Augustin vorbei. Im Winter, wenn der Passat weiter aus Osten weht, finden Freerider vor der Dunkerbeck Surf-Station und Appartementanlage entspann­te Bedingungen mit Sideshore-Wind. Der dunkle Sandstrand mit Kieseln fällt relativ flach ab und Wellen brechen hier eher selten. Parkplätze gibt es in begrenzter Zahl direkt am Spot.

Dunkis Alternativen: „Im Winterhalbjahr gibt es im Norden, etwas westlich von San ­Andres am Spot El Paso (5), teilweise riesige Wellen, die hawaii­anische Ausmaße annehmen. Der Spot funktioniert bei sehr öst­lichem Wind, der aber deutlich schwächer als an den Spots im Osten bläst.“ Ein Spot für Big-Wave-Spezialisten. Einen weiteren Wavespot mit sehr trashigem Ambiente empfiehlt ­­Björn ebenfalls. „Ojos de Garza (6) liegt direkt nördlich vom Flughafen. Oft gibt es hier größere Wellen als in Pozo, besonders bei nördlicherem Passat. Allerdings fährt man hier immer etwa einen Quadratmeter größere Segel als in Pozo. Wer Surfen oder Windsurfen lernen möchte, der sollte in unsere Dunkerbeck Surf School am Playa de Ingles (7) kommen.“

Lanzarote - die besten Windsurfspots

Die nördlichste der Kanarischen Inseln, Lanzarote, führt in der Familie der Top-Destinationen für Windsportler ein Nesthäkchen-Dasein, allerdings nicht ganz zu Recht. Die Insel Cesar Manriques hat deutlich mehr zu bieten als den aktivsten Vulkan der Kanaren im Timanfaya-Nationalpark, unzähligen kleinen und komplett in weiß und grün gehaltenen pitoresken Dörfern, Höhlenlandschaften, Kakteen und Aloe-Feldern, Weinbergen und dem benachbarten Ausflugsziel La Graciosa. Nicht nur für Wellenreiter hält die Vulkaninsel unzählige Top- Reviere bereit, auch Windsurfer aller Könnensstufen kommen voll auf ihre Kosten und das nicht nur beim sommerlichen­ ­Nordost-Passatwind. Startet man vom Hauptwindsurfort Costa Teguise im Osten der Insel und nur wenige Minuten vom internationalen Flughafen entfernt, sind innerhalb von zwanzig Minuten Fahrtzeit Wellen- und Flachwasserreviere für jede Windrichtung zu finden.

Alle Infos zu dieser Kanareninsel stammen von Tom Berndt, der als Windsurf-Trainer und Insider auf Lanzarote lebt.

Einer der guten Wavesapots auf den Kanaren - Las CucharasFoto: Tom Brendt
Einer der guten Wavesapots auf den Kanaren - Las Cucharas

1 Las Cucharas

Las Cucharas ist der Haupt-Windsurfspot im Herzen von Costa Teguise, einem der touristischen Hot Spots auf der Insel, der allerdings fast ohne Mega-Hotelbunker auskommt, nördlich der Hauptstadt Arrecife und nur wenige Autominuten vom Flughafen entfernt. In der Bucht befinden sich zwei top ausgestattete Windsurfcenter mit Schulung und Verleih. Nach dem Einstieg am Sandstrand, der sich im Zentrum der Bucht von Las Cucharas befindet, wartet eine Flachwasserpiste bis hin zum Ausgang der Bucht. Nur gelegentlicher sehr großer Swell schafft es in die Bucht, um als Shorebreak an den Strand zu donnern. Gestartet wird rechts der Mole in der Buchtmitte und an den mit Bojen markierten Einstiegsbereich sollte sich gehalten werden. Bei Windrichtung Nordost liegen die ersten Meter vor allem bei Niedrigwasser in der Windabdeckung der Mole. Bei Hochwasser schafft es der Wind freier über die Mole, was den Ein- und Ausstieg um einiges erleichtert. Außerhalb der Bucht erwartet dich eine teilweise gewaltige Dünungs­welle, die bei Hochwasser zwar beeindruckend, aber doch recht harmlos über die Riffe bricht. Wind und Welle kommen aus der gleichen Richtung, was das Abreiten nach Lee schwie­rig macht. In Luv der Mole befindet sich der Spot La Pulga. Hier bricht die Welle besser zum Abreiten. Allerdings sind selbst bei Hochwasser die Felsen unter Wasser nicht weit entfernt. Ihre Lage sollte man sich bei Ebbe von Land aus einprägen. Generell wird der Wavespot außerhalb der Bucht bei Ebbe deutlich aggressiver. Wer sich das nicht zutraut, kann aber im gefahrlosen Flachwasserbereich bleiben, in dem die Surfcenter sogar eine Ruheinsel installiert haben.

Freestyle-Action in Los CharcosFoto: Tom Brendt
Freestyle-Action in Los Charcos

2 Los Charcos

Nicht nur die Locals, sondern auch die zahlreichen Windsurfer, die mit ihren mobilen Eigenheimen die Reise auf die Insel antraten, stellen auf dem großen Parkplatz kostenlos direkt am Spot ihre Womos ab. Von dort aus sind es nur wenige Meter zum Wasser. Aufgeriggt wird auf einer großen, palmengesäumten Wiese. Dazu hat der Spot einen netten Strand und zahlreiche Frischwasserduschen zu bieten. Los Charcos ist eine kleine Lagune mit absolutem Flachwasser, sofern keine große Dünung auf dem offenen Meer ist. Der Einstieg erfolgt am Sandstrand, allerdings im Wasser immer über Felsplatten, es ist etwas Vorsicht geboten. Die Lagune wird durch ein Riff abgeschlossen, über das eine saubere Welle bricht. Bei Wind von links lässt sich diese mit einigen Turns nach Lee abreiten. Wer sein Material ­liebt, sollte den Wellenritt nur bis zum Zentrum der Lagunenausfahrt genießen und dann aussteigen. Bei gutem Wind und Wellenbedingungen kann es voll werden – Rücksicht und befolgen der Vorfahrtregeln ist angesagt. Los Charcos funktioniert auch noch, wenn der Wind für Las Cucharas etwas zu nördlich und damit ablandig und böig weht.

Jameos del Agua/KanarenFoto: Tom Brendt
Jameos del Agua/Kanaren

3 Jameos Del Agua

Jameos del Agua ist der Wellenspot schlechthin auf der Insel. Ein wahrer Genuss für Down-the-Line-Liebhaber. Die vielleicht längste Welle Lanzarotes bricht wie an der Schnur gezogen nach Lee. Der Spot befindet sich direkt am Tourismus-Highlight, dem Kunst- und Kulturzentrum des Architekten Cesar Manrique mit einem großen Parkplatz. Von dort führt ein schma­ler Pfad bis ans Wasser. Bevor man sich voller Übermut in die Fluten stürzt, sollte man sich die Zeit nehmen, den Locals zuzuschauen oder sie über den richtigen Einstieg auszufragen, denn dieser ist nicht ohne. Gerade bei Hochwasser kann der Rückweg ans Ufer schmerzhaft werden. Bei Niedrigwasser ist die kleine Lagune mit dem sehr schmalen Channel, der sowohl Einstieg wie auch Ausgang darstellt, leichter zu erkennen. Fehltritte führen unweigerlich zu blutigen Füßen. Es lohnt sich also etwas Zeit zur Spoterkundung einzuplanen. Der Spot selbst wird durch einen Felsblock in die Wellenreiter- und die Windsurf-Zone unterteilt, auch dessen Position sollte man sich vor den ersten Wellenritten eingeprägt haben.

Famara auf LanzaroteFoto: Tom Brendt
Famara auf Lanzarote

Toms Alternativen: Bei zu nördlichen oder nordwestlichen Windrichtungen lohnt sich die Fahrt an den Playa de la Garita (4) südlich von Arrieta. Ein Tal beschleunigt den Wind beträchtlich und sorgt für Power-Freeride-Bedingungen. Ist der Wind in Las Cucharas zu stark, kann der Playa Honda (5) südlich von Arrecife ein guter Fluchtpunkt sein. Hier treffen sich auch die Slalom-, Formula- oder Foilsurfer. Bei winterlichem Süd- oder Südwestwind kann es am Risco de Famara (6) Sahnebedinungen mit Side-Offshorewind geben.