10. bis 14.5.2023PWA Slalom World Cup zurück am Gardasee

Andreas Erbe

 · 09.05.2023

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Foto: Carter/pwaworldtour.com

Zum ersten Mal seit elf Jahren kehrt die PWA (Professional Windsurfing Association) nach Italien zurück. Zum Auftakt der Slalom World Cup Saison kommt die Weltelite vom 10. bis 14. Mai nach Torbole an den Gardasee. Auch acht Deutsche sind dabei.

Teneriffa, Tarifa, Südfrankreich oder Südafrika - überall in der Welt haben sich die Slalom-Piloten über den Winter auf die neue World Cup Saison vorbereitet. Nun scharren alle mit den Hufen und sind heiß auf das erste Kräftemessen im PWA Slalom World Cup 2023. Für die allermeisten ist der Spot zumindest als World Cup Destination Neuland. Zuletzt vor elf Jahren gastierte ein World Cup am Gardasee. Trotzdem kennen die meisten Worldcupper den See im Trentino durch unzählige Trainingsaufenthalte und Regatten wie der One Hour. Der Circolo Surf in Torbole bietet dem PWA World Cup vom 10. bis 14. Mai nicht nur ein perfektes Umfeld sondern auch die Erfahrung aus hunderten von großen Regatten.

Vento und Ora: doppelte Chance auf Wind

Der Gardasee in Norditalien ist nicht nur für seine Schönheit, sondern auch für seine zuverlässigen thermischen Winde (Vento/Pelér und Ora), bekannt. Am Vormittag bläst der Vento/Pelér aus Norden und ab mittags übernimmt die Ora aus dem Süden das Zepter. Aktuell sieht die Wetterlage für die nächsten Tage beim Slalom World Cup allerdings alles andere als gut für den sonst so zuverlässigen Wind aus. Aber erfahrene Lago-Surfer wissen, der See ist immer für eine Überraschung gut.

Nicht gerade berauschend - die Vorhersage für den Slalom World CupFoto: Windfinder.com
Nicht gerade berauschend - die Vorhersage für den Slalom World Cup

Die Favoriten beim PWA Slalom World Cup Torbole

Die Top-Frauen

Insgesamt haben 53 Herren und elf Damen für den World Cup am Gardasee gemeldet. Da Delphine Cousin Questel und Sarah-Quita Offringa, die beide mehrere Slalom-Titel im Köcher haben, nicht am Start sind, ist Titelverteidigerin Marion Mortefon die einzige Weltmeisterin im Frauenfeld, was sie zur klaren Favoritin in Italien macht. Die 31-Jährige hat Ende letzten Jahres in Japan mit einer fast fehlerfreien Leistung ihren zweiten Weltmeistertitel errungen und wird auch am Lago nur schwer zu stoppen sein.
Es sieht so aus, als ob Mortefon vor allem von der letztjährigen Vizeweltmeisterin Justine Lemeteyer unter Druck gesetzt werden kann. Bei ihrem Debüt im letzten Jahr konnte sie gleich überzeugen - in keiner der fünf absolvierten Eliminations beim Slalom World Cup landete sie außerhalb der Top 5.

Die Spanierin Blanca Alabau und das britische Duo Sarah Jackson und Jenna Gibson wollen am Gardasee ebenfalls um die Podiumsplätze mitkämpfen.

Die Top-Herren

Mit nur 200 Punkten, die im letzten Jahr zwischen Platz eins und vier lagen, ist es unglaublich schwer vorherzusagen, wer bei den Männern die Nase vorn haben wird. Das ist einer der Gründe, warum der Slalom World Cup im Moment so spannend ist. Der amtierende Weltmeister Maciek Rutkowski hofft auf einen guten Start bei der Mission Titelverteidigung. Aber die Konkurrenz ist groß. Der Pole musste auf dem Weg zu seinem ersten Weltmeistertitel im vergangenen Jahr eine emotionale Achterbahnfahrt durchstehen, was ihm bei allem, was auf ihn zukommt, eine gute Ausgangsposition verschaffen sollte.

Einer, der garantiert scharf auf den Titel ist, dürfte Matteo Iachino sein, der als einziger 2022 bei beiden Events im PWA Slalom World Cup auf dem Podium stand. Der Italiener verpasste seinen zweiten Weltmeistertitel nur knapp und hofft auf einen starken Saisonstart in seinem Heimatland.

Enrico Marotti beendete das Jahr 2022 mit einem riesen Erfolg, denn der Kroate sicherte sich seinen ersten Sieg auf der World Tour und den letzten Platz auf dem Gesamtpodium mit einem stürmischen Finish des Events in Japan, bei dem er zwei der letzten drei Eliminations für sich entscheiden konnte. Wenn Marotti dort weitermachen kann, wo er aufgehört hat, dann könnte er in der kommenden Saison eine ernst zu nehmende Größe sein.

Der ehemalige Freestyle-Weltmeister Amado Vrieswijk hat seinen Fokus aufs Racen verlagert. Nachdem er 2018 einen Foil-Event in Costa Brava gewonnen hatte, bewies der Mann aus Bonaire im vergangenen Jahr erneut seine Qualitäten, als er den Sylt Windsurf World Cup in dramatischer Weise gewann, indem er Maciek Rutkowski in der letzten Elimination des Events den Titel abnahm. Wäre es etwas besser gelaufen für den 27-Jährigen, dann wäre ein erster Weltmeistertitel nicht mehr weit entfernt gewesen, denn ein 5. Platz in Japan hätte gereicht, um ihm die Krone zu sichern - er verpasste sie jedoch knapp mit Platz 7. Es dürfte klar sein, dass Amado in diesem Jahr im Slalom World Cup wieder voll angreifen wird.

Der PWA Weltmeister von 2021, Nicolas Goyard, war beim World Cup auf Sylt nicht ganz auf der Höhe, als er nur den 9. Platz belegte, aber der Franzose fand in Japan wieder zu seinem Rhythmus und sicherte sich einen soliden zweiten Platz. Auch er sollte 2023 wieder vorn dabei sein. Ein Top-Favorit der vergangenen Jahre ist am Gardasee nicht mehr am Start: Antoine Albeau - der Serien-Weltmeister des letzten Jahrzehnts hat im letzten Jahr seine PWA-Karriere beendet.

Weitere Namen, die zum Favoritenkreis gehören, sind der letztjährige Weltranglistensechste Mateus Isaac und der Weltmeister von 2019, Pierre Mortefon, der sich zurückmelden will, nachdem er zum ersten Mal seit sieben Jahren einen Platz unter den Top 3 der Gesamtwertung verpasst hat. Der junge Däne Johan Soe fuhr 2022 eine herausragende erste Saison auf der PWA-Tour - mit zwei Top-10-Platzierungen (5. bzw. 7. Platz) und dem 8. Gesamtrang. Der fliegende Niederländer Jordy Vonk und der Franzose Alexandre Cousin werden ebenso wie William Huppert hoffen, in die Top 10 beim Slalom World Cup Auftakt in Torbole zu kommen.

Und die deutschen Starter?

Acht Deutsche beim Slalom World Cup in Torbole dabei

Becker greift auch im Worldcup an

Während im Damenfeld keine deutsche Starterin vertreten ist, gehen bei den Herren acht Deutsche an den Start. Dabei liegt das Augenmerk vor allem auf drei Startern. Michele Becker, Auftaktsieger beim Deutschen Windsurf Cup in Ahlbeck und DWC Gesamtsieger 2022, will in diesem Jahr auch im World Cup voll angreifen. Der Cup am Gardasee wird für ihn eine wichtige Standortbestimmung. Das gilt sicher auch für Nico Prien, der sich die letzten Jahre eher auf den Job als Entwickler bei Starboard konzentriert hatte, will in diesem Jahr noch mal wieder Vollgas im World Cup geben. Immer für ein Top-Ergebnis gut ist auch Vincent Langer. Der Routinier aus Kiel ist einfach immer schnell und seine Erfahrung hilft ihm in stressigen Situationen. Der Deutsch-Italiener Malte Reuscher ist auch immer wieder für super Rennen gut, doch meist fehlt die Konstanz. Sebastian Kördel, der definitiv für ein Top-10-Ergebnis in der PWA gut ist, fehlt am Gardasee. Er versucht derzeit in Patras nach seinem Weltmeister-Titel auch Europameister in der iQFOiL Klasse zu holen.

Die weiteren deutschen Starter werden am Gardasee entweder Erfahrung sammeln oder, wie Regatta-Urgestein Markus Steinlein, ihre jahrzehntelange Erfahrung in den Ring werfen. Die weiteren Starter: Benedikt Emser, Maxi Räuchle, Erik Telser

Insgesamt versprechen die nächsten fünf Tage einen spannenden Saisonauftakt, sofern der Wind mitspielt. Auf der PWA Webseite findet ihr alle Infos und vor allem auch wieder den Livestream mit Ben Proffitt.


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