InterviewProtest gegen Nationalpark Ostsee – Vincent Langer surft um Fehmarn

Tobias Frauen

 · 22.05.2023

“Never again?” - unter diesem Motto erfüllte sich Vincent Langer seinen Traum von der Fehmarn-Umrundung. Kommt es zu einem Nationalpark Ostsee, dann wären solche Touren nicht mehr möglich.

Um gegen den geplanten Nationalpark Ostsee zu protestieren, surfte Vincent Langer am Wochenende einmal rund um Fehmarn. Einen neuen Rekord gab es zwar nicht, aber hoffentlich viel Aufmerksamkeit für die Anliegen der Wassersportler. Im Interview berichtet Vincent über seinen Trip.

Das Thema Nationalpark Ostsee war beim Surf-Festival auf Fehmarn allgegenwärtig. Zahlreiche pointierte Plakate (”Baden bald nur noch auf dem Kreuzfahrtschiff?”) machten auf die Problematik aufmerksam, in vielen Talks auf der Bühne gab es deutliche Stimmen gegen die Pläne. Das Surf-Festival war dafür die perfekte Plattform, denn eine Veranstaltung wie diese wäre im schlimmsten Fall bald nicht mehr machbar. Auch Björn Brüggemann, der Initiator der Petition und des ersten Workshops, war nach Fehmarn gekommen um die Besucher zu sensibilisieren und zu mobilisieren.

Eine besondere Protest-Aktion gab es von Vincent Langer: Der Kieler Profi-Surfer startete am frühen Samstag morgen vom Festival-Gelände aus zu einer Insel-Umrundung unter dem Motto “Never again?”. Denn auch dieser Klassiker, bei dem einst Björn Dunkerbeck und Bernd Flessner Rekorde aufstellten, wäre in einem Nationalpark nicht mehr möglich. Wir haben Vincent kurz danach zu seiner Aktion befragt.

Du bist aus Protest gegen den Nationalpark um Fehmarn gesurft. Erzähl kurz, wie du auf die Idee gekommen bist.

Ja genau, unter dem Motto “Never again?” bin ich am Samstag um die Insel gefoilt. Es kann gut sein, dass das nicht mehr möglich ist, wenn der Nationalpark kommt. So steht es im Koalitionsvertrag von CDU und Grünen. Das heißt, man könnte nie wieder um Fehmarn surfen.

Was aber noch viel, viel schlimmer ist, das auch viele andere Strände gesperrt werden könnten. Wassersport wird dadurch sehr limitiert, nicht für Windsurfer, sondern auch für Wellenreiter, Kiter, aber auch für Segler. Dieser Nationalpark ist geplant von Fehmarn im Süden bis Flensburg in Norden und ist ungefähr so gross wie Hamburg. Die Auswirkungen sind bis jetzt noch relativ unabsehbar. Auch das Surf-Festival, das grösste Windsurf-Event der Welt, wäre dann nicht mehr möglich.

Hast du die Tour lange vorher geplant oder war es eine spontane Idee?

Es war nicht ganz spontan. Meine Idole Bernd Flessner und Björn Dunkerbeck haben das ja schon vor einigen Jahren durchgezogen und ich wollte sowas schon immer mal machen. Ich dachte mir, wenn ich das dieses Jahr nicht mache, dann vielleicht nie wieder. Darum bin ich am Samstag einmal rumgefahren. Es war wirklich extrem lang, extrem anstrengend, über 130 Kilometer. Also wirklich eine harte Nummer.

Hattest du ein Boot zur Unterstützung dabei?

Zeitweise hatte ich Support von einem Boot, aber die größten Teil der Strecke war ich alleine unterwegs. Aber man muss auch sagen, das war wunderschön. Ich wurde ab und zu von Tümmlern begleitet, man hat andere Segler gesehen. Viele, viele Wassersportler die auf dem Wasser waren und den Wind genossen haben. Das war wirklich ein tolles Erlebnis.

Wie nimmt man die Küste von so weit draußen wahr, die unterschiedlichen Landschaften?

Also vom Wasser sieht man natürlich die Unterschiede, Westermarkelsdorf hat ja zum Beispiel einen wunderschönen Leuchtturm. Das sind Sachen, die kann man auf jeden Fall vom Strand nicht so sehen. Man hat natürlich die Top-Spots gesehen, weil da sehr, sehr viele Wassersportler auf dem Wasser waren. Es war auf jeden Fall ein supergeiles Erlebnis, auch an Puttgarden vorbei zu fahren mit den großen Fähren, das war wirklich sehr eindrucksvoll.

Was hast du für Material benutzt?

Ich war mit dem Foil unterwegs und einem siebeneinhalber Segel. Wir hatten eigentlich eine Vorhersage von über 20 Knoten, aber an der Lee-Seite der Insel war es dann doch sehr wenig. Ab und zu bin ich sogar stehen geblieben. Das heißt, den Rekord (2:48 h, aufgestellt von Bernd Flessner 2009, Anm. d. Red.) konnte ich nicht knacken, aber mit ein bisschen über drei Stunden war ich auf jeden Fall ganz schön flott unterwegs.

Was erhoffst du dir von der Aktion?

Das Problem ist, dass sich ganz viele Wassersportler und Norddeutsche generell überhaupt nicht der Tragweite der Nationalpark-Pläne bewusst sind. Ich hab unterwegs mit einem Segler, der mir netterweise etwas zu Trinken angeboten hat, kurz geschnackt und er hat gefragt, warum ich das überhaupt mache. Ich hab hab ihm vom Nationalpark erzählt und er wusste davon überhaupt nichts. Das hat mich wirklich schockiert. Mein Ziel ist es, dieses Problem in die Öffentlichkeit zu tragen, Leute zu sensibilisieren und vielleicht auch Leute zu motivieren, aktiv zu werden - in ihrem Freundeskreis, oder politisch. Einfach, um eine Stimme zu haben, laut zu sein und zu sagen “Wir wollen unsere Strände behalten!”. Das größte Problem ist, dass wir überhaupt nicht wissen was auf uns zukommt. Werden die Strände offen bleiben? Sind sie alle zu? Wo dürfen wir Wassersport ausüben, dürfen wir das überhaupt noch? Wie groß sind die Zonen wirklich? Es gibt noch ganz viele Fragezeichen, aber genau jetzt ist die Zeit, dass wir uns zusammenraufen, dass wir laut werden, weil die Verhandlungen jetzt anstehen.

Bist du auch bei den Workshops aktiv?

Bis jetzt war ich noch nicht dabei, aber ich hab mich hier mit Björn Brüggemann (Initiator der Protest-Petition und der Workshops, Anm. d. Red.) unterhalten, und ich werde da in Zukunft dabei sein!


Auch interessant: