Interview mit Sarah-Quita Offringa“Mir läuft die Zeit davon!”

Mart Kuperij

 · 28.05.2023

Was steckt hinter der ewig guten Laune der besten Windsurf-Allrounderin der Welt?
Foto: Patrick Jansen
Die 20-fache Weltmeisterin Sarah-Quita Offringa ist voller Enthusiasmus und immer noch bereit, eine Schüppe draufzulegen. Aber im Alter von 31 Jahren weiß sie nicht, wie sie das alles noch schaffen kann. Es müssen Entscheidungen getroffen werden.

Nach langem Drängen entschied im Jahr 2003 die Organisation beim King of the Caribbean auf Bonaire, dass ein damals 12-jähriger Lockenkopf bei den Profis teilnehmen darf: Sarah-Quita Offringas Debüt auf der PWA World Tour. Sie landete auf Anhieb auf Platz fünf. „Ich habe 800 Dollar gewonnen”, flüsterte sie, zurück auf ihrer Heimatinsel Aruba, einem Freund im Klassenzimmer zu.

Und schon zwei Jahre später bekam sie von Starboard-Chef Svein Rasmussen ein Board und ein Ticket auf die Kanarischen Inseln. Sie wurde Rookie des Jahres und Zweite im Freestyle hinter Daida Moreno. Weitere zwei Jahre später gewann sie auf Fuerteventura ihren ersten Weltmeistertitel und markierte damit den Beginn einer Freestyle-Dominanz, die bis heute andauert.

Anfang Oktober letzten Jahres gewann die Arubanerin auf Sylt ihre zweite WM-Krone in der Welle, das brachte den vorläufigen Zwischenstand auf insgesamt 20 Weltmeistertitel: 13-mal Freestyle, 5-mal Slalom und 2-mal Wave. Eine beispiellose Erfolgsliste, die ihre enorme Vielseitigkeit als Windsurferin unterstreicht. Alles, was sie anfasst, scheint sich in Gold zu verwandeln, obwohl das auch bei ihr nicht immer automatisch geschieht.

Dafür, dass Sarah-Quita aus einem Flachwasserrevier stammt, beherrscht sie die Disziplin Wave erstaunlich gut – zwei WM-Titel sind der Beweis.Foto: RafasoulartDafür, dass Sarah-Quita aus einem Flachwasserrevier stammt, beherrscht sie die Disziplin Wave erstaunlich gut – zwei WM-Titel sind der Beweis.

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An welchen deiner vielen Weltmeistertitel erinnerst du dich besonders gerne?

Mein erster Wave-Titel 2019 auf Maui war etwas ganz Besonderes. Der Titel bedeutet mir wirklich sehr viel, vor allem, weil Wave so weit von meinen Wurzeln entfernt ist – ich komme ja aus einem Flachwasserrevier. Sowohl den Aloha Classic als auch den Weltmeistertitel auf Maui zu gewinnen, war für mich das Sahnehäubchen.

Es gibt Leute, die denken, dass ich mir so einen WM- Titel einfach hole, aber glaubt mir: Es braucht viel Energie und Disziplin. Wenn man bedenkt, was bei so einem Wettkampf alles schiefgehen kann. Es ist so unberechenbar da draußen, man muss sehr gut vorbereitet sein. Ich habe insgesamt 20 Titel, aber die wurden mir nicht einfach so geschenkt.

20 Titel, drei Disziplinen – du bist ständig unterwegs. Kommst du auch mal zur Ruhe?

Weißt du, erst vor Kurzem habe ich eine vorsichtige E- Mail an meinen Segelsponsor NeilPryde geschickt, um zu fragen, ob ich den World Cup in Japan auslassen kann. Am Ende der Saison fühle ich mich oft etwas ausgebrannt. Ich weiß, das liegt daran, dass ich zu viel gereist bin. 2017 habe ich sogar meine Slalomkarriere abgebrochen, weil es körperlich zu hart wurde. Ich kam nach Hause und lag eine Woche im Bett, meine Windsurfmotivation war für ein paar Wochen komplett weg. Das sind die Zeiten, in denen man sich fragen muss: Wie viele Wettkämpfe schaffe ich in einem Jahr, warum mache ich sie und wie macht es mir am meisten Spaß? Die Antwort für mich war, mit dem Slalom aufzuhören und mehr Wave und Freestyle zu fahren – mit dem Ergebnis, dass ich auch den Wave-Titel gewonnen habe.

Sarah-Quita vermittelt immer Spaß, wenn sie auf dem Surfbrett steht – kaum vorstellbar, dass es auch Zeiten gab, in denen sie nicht aufs Wasser wollte.Foto: David TroegerSarah-Quita vermittelt immer Spaß, wenn sie auf dem Surfbrett steht – kaum vorstellbar, dass es auch Zeiten gab, in denen sie nicht aufs Wasser wollte.

Du bist 31. Was ist jetzt anders als mit 21?

Ich habe wirklich das Gefühl, dass mir die Zeit davonläuft. Früher habe ich darüber nicht so sehr nachgedacht, da habe ich mehr im Hier und Jetzt gelebt. Nun denke ich immer öfter: Wie schaffe ich alles, was ich will, in der Zeit, die mir als Profi bleibt? Ich möchte noch so viele Dinge tun!

Wie schaffe ich alles, was ich will, in der Zeit, die mir als Profi bleibt?

Und du machst schon so viel...

Ja, ich weiß, aber das reicht nicht. Ich will noch viel mehr sehen, viel besser im Windsurfen werden, zum Beispiel richtig in den Wellen shredden. Aber wie lange hält man das als Frau durch, wenn man bedenkt, dass man irgendwann vielleicht auch Kinder haben möchte? Ich habe das Gefühl, dass es wirklich ein Zeitlimit gibt. Sowohl in Bezug auf die körperlichen Fähigkeiten – als auch, dass man einfach anfangen muss, ein bisschen mehr in die Zukunft zu schauen. Wie du später, nach der sportlichen Karriere, Geld verdienen wirst, mit Familie und so weiter. Ich bin jetzt noch etwas zielorientierter als damals. Gezieltes Training oder bestimmte Reisen, die ich unbedingt machen möchte. Ich gehe viel achtsamer mit meiner Zeit um, weil ich das Gefühl habe, keine Zeit mehr verschwenden zu können.

Von wie vielen Jahren sprechen wir da?

Ich glaube, mit 36 ist Cut-off-time. Also habe ich noch ungefähr fünf Jahre, um im Windsurfen wirklich das zu machen, was ich noch machen will, und das geht super schnell. Die Frage ist: Was will ich jetzt davon haben und was mache ich nach meiner Wettkampfkarriere? Ich hatte einige wirklich großartige Jahre, aber was den Wettkampf angeht, liegen mittlerweile viel mehr Jahre hinter mir – als noch vor mir.

Hast du für dich schon Antworten auf diese Fragen?

Ich denke viel darüber nach. Es wird Möglichkeiten geben, aber ich sehe sie noch nicht richtig. Ich konzentriere mich noch so sehr auf den Sport. Vor allem die Finanzen sind so eine Sache. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt als Profi-Windsurferin und ich habe nie anders Geld verdient. Ich habe hier und da ein paar Windsurfstunden gegeben und ein Studium gemacht, aber nie etwas damit gemacht. Ich hatte noch nie einen Bürojob, um abzuschätzen, ob ich das schaffe und wie viel ich damit verdienen würde. Nach so einem freien Leben, wie soll ich da jemals einen Bürojob machen?

Früher habe ich nie darüber nachgedacht, aber jetzt spüre ich auch finanziell etwas mehr Druck. Ich bin älter und baue mein eigenes Haus auf Aruba. Dann denke ich: Oh Mann, ich muss weiterhin gute Leistungen bringen. Was wäre, wenn ich keine Wettkämpfe mehr fahren würde? Wie werde ich mich selbst ernähren? Soll ich dann nach etwas suchen, wofür ich nicht die gleiche Leidenschaft habe? Aber womit ich Geld verdienen kann?

Die Zeiten, nur im Hier und Jetzt zu leben, sind für Sarah-Quita vorbei. Immer häufiger denkt sie über das Leben nach der Profikarriere nach.Foto: Patrick JansenDie Zeiten, nur im Hier und Jetzt zu leben, sind für Sarah-Quita vorbei. Immer häufiger denkt sie über das Leben nach der Profikarriere nach.

Spielt es auch eine Rolle, dass man als Windsurfprofi in den meisten Fällen im Prinzip ein Ein-Person-Betrieb ist? Das macht es sicherlich nicht einfacher.

Absolut. Ich habe kein fixes Gehalt, was es zum Beispiel schwierig macht, eine Hypothek zu bekommen. Und ich verdiene nicht genug, um einen Manager zu haben, also muss ich vieles selbst arrangieren. Es gibt einem viele Freiheiten, aber es ist auch ein ungewisses Leben.

Um zurück zu einer deiner eigenen Fragen zu kommen: Was möchtest du denn in deiner Karriere noch machen?

Ich hätte mir schon immer einen etwas besseren Mix gewünscht. Ich bin konkurrenzfähig und fahre gerne Wettkämpfe. Und das brauche ich auch, um eine Leitlinie, ein Ziel am Horizont zu haben. Aber ich würde auch gerne mehr individuellere Reisen machen. Eines dieser Abenteuer, die Thomas Traversa macht: auf Wellenjagd in Namibia, oder so. Dass man sich einfach selbst seine persönlichen Traumbedingungen raussucht und bei einer guten Vorhersage losfliegt.

Was hält dich auf?

Ich müsste zuerst mal meine Sponsoren fragen, wie sie es fänden, wenn ich weniger Wettkämpfe fahren würde – und ob sie mich dann immer noch so unterstützen würden. Der Wettkampfkalender bestimmt schon lange maßgeblich, wie mein Jahr aussieht. Ich weiß, wo ich stehe, wann ich bereit sein muss und wann ich Zeit für meine eigenen Abenteuer habe. Im Wettkampf zu surfen war schon immer das, was ich gut kann. Meine anderen Pläne, mich beispielsweise mehr auf besondere Reisen an außergewöhnliche Orte zu konzentrieren und davon guten Content zu liefern, bedeuten auch, dass ich neu anfangen und lernen muss, wie man das am besten anstellt. Das wäre ziemlich spannend.

Auf der Worldtour gab es letzte Saison keinen Freestyle-Wettkampf für Damen – und somit auch gar keinen Weltmeistertitel zu vergeben. Wie war das für dich?

Für die Entwicklung des Sports und der anderen Damen, die daran teilnehmen, ist das natürlich grauenhaft. Mir ist es eigentlich egal, ob ich noch einen Titel gewinne oder nicht. Ich habe 13 Freestyle-Titel, ich muss mich nicht mehr beweisen. Ich brauche Wettbewerbe für mich selbst, um besser zu werden, um mir Ziele zu setzen. Obwohl ich in einem Wettbewerb eigentlich selten auf meinem höchsten Niveau surfe. Mein Ziel beim Windsurfen ist es generell, die krassesten Tricks zu machen. Aber die lande ich hauptsächlich beim freien Fahren und nicht im Wettkampf. Wenn ich für einen Monat in Brasilien bin, mit all den Typen, die dort um mich herumfahren, dann ist mein Niveau ganz oben. Während eines Wettkampfes geht es eher ein oder zwei Schritte zurück – ich musste nicht oft auf meinem höchsten Niveau surfen.

Seit mehr als einem Jahrzehnt dominiert Sarah-Quita die Freestyle-Disziplin.Foto: Patrick JansenSeit mehr als einem Jahrzehnt dominiert Sarah-Quita die Freestyle-Disziplin.

Was ist dein Antrieb nach all den erfolgreichen Jahren im Freestyle?

Mein Antrieb im Freestyle und im Windsurfen im Allgemeinen ist es, zu zeigen, dass wir Frauen auch auf einem hohen Niveau surfen können. Ich wurde immer respektiert, aber ich habe auch so viele miese Kommentare von Männern gehört, dass das allgemeine Niveau der Frauen schlecht wäre: Frauen könnten dies und das nicht. Und das bedeutet mir wirklich viel. Mein Ziel war es immer, das Level nach oben zu bringen. Auch um Respekt von den Männern zu bekommen. Egal, ob Slalom, Freestyle oder Wave. Nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Frauen. Ich denke, wenn eine Person diesen Schritt nach vorne macht, werden die anderen folgen.

Ich habe so viele miese Kommentare von Männern gehört.

Doch das Niveau der Frauen ist niedriger als das der Männer, oder?

Ja, das Niveau ist niedriger als bei den Männern, aber man kann nicht einfach sagen: Die Frauen sind schlecht. Man muss sich auch die Hintergründe anschauen: Frauen, die kein Budget für Ausrüstung bekommen und ihre Reisen selbst bezahlen müssen. Viele arbeiten oder studieren das ganze Jahr über und surfen nebenbei. Wie kann man einen Vollzeitjob mit Teilzeit – oder noch weniger – vergleichen? Es gibt viele Männer, die sich voll aufs Windsurfen gestürzt haben, weil sie die Gelegenheit dazu bekommen haben. Das führt automatisch zu einem höheren Niveau.

Auch mir ist in den letzten Jahren immer deutlicher klar geworden, dass ich ziemlich verwöhnt bin. Ich lebe auf Aruba, hatte immer Sponsoren und kann aufs Wasser, wann immer ich will. Ich mache seit 13 Jahren das, was ich wirklich will! Manche Leute merken erst viel später, was ihnen gefällt, ich konnte das immer. Diese Erkenntnis und die Vorstellung, dass sie endlich ist, macht mich manchmal ein wenig melancholisch. Ich möchte nicht wirklich, dass es aufhört.

Was magst du denn am Leben auf der Profi-Worldtour am liebsten?

Alles ist so unvorhersehbar. Die Leute auf der Worldtour, das ist so eine nette, durchmischte Truppe, mit denen man an seltsame Orte reist und verrückte Dinge erlebt. Daraus entstehen viele, schöne Erinnerungen.

Kannst du ein Beispiel nennen?

Dass wir in einer Karaoke-Bar in Korea landen, und Finian Maynard wenig später singt und dabei die Hüften schwingt: Das erwartest du nicht unbedingt. Seit 2016 haben wir wirklich eine Kerngruppe von Damen, mit denen ich richtig viel Spaß habe. Oda Johanne, Lina Erpenstein, Maaike Huvermann – das sind vielleicht die Menschen, die ich in einem Jahr am häufigsten sehe. Sie fühlen sich wirklich ein bisschen wie eine Familie an. Manchmal hat man zum Beispiel sehr schwierige Bedingungen auf dem Wasser, denen man sich gemeinsam stellen muss. So etwas zusammen durchzustehen, bringt dieses gewisse Familiengefühl hervor.

Asien ist dafür bekannt, Prominente zu vergöttern und anzuhimmeln. Wie ist das für dich als bekannte Windsurferin?

Als ich das letzte Mal in Japan war, wurde ich alle zehn Meter angehalten, um mich fotografieren zu lassen. Auf Sylt ist es übrigens genauso. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, aber ich muss mein Bestes geben, wenn Leute auf mich zukommen. Ich stehe im Rampenlicht, weil ich gut bin in dem, was ich tue, aber ich stelle mich nie aktiv ins Rampenlicht. Ich sehe mich eher als Backstage-Mensch. Ich falle mit meinen Haaren auf, bin aber eigentlich ziemlich schüchtern.

Sarah-Quita macht auch unter Wasser eine gute Figur.Foto: Patrick JansenSarah-Quita macht auch unter Wasser eine gute Figur.

Kannst du als eines der Aushängeschilder des Sports aktuell gut vom Windsurfen leben?

Ja, ich kann von dem Geld leben, das ich von den Sponsoren bekomme. Aber wenn ich keine Wettkämpfe gewinne, habe ich kein Geld mehr. Das Budget ist gut, ich muss mich nicht darum kümmern, irgendwohin zu fliegen. Doch um auch ein wenig sparen zu können, muss ich Wettbewerbe gewinnen, damit ich Preisgelder bekomme – und meinen Bonus zum Beispiel, wenn ich am Ende unter den Top drei des Jahres bin.

Für mich stellt sich die Frage, ob ich genauso viel Geld verdienen würde, wenn ich weniger Disziplinen machen würde, dafür aber den Sport anders fördern würde. Da möchte ich hin.

Du bist Sarah-Quita Offringa, 20-fache Weltmeisterin. Ich denke, das sollte doch funktionieren, oder?

Ich habe in den letzten Monaten viel darüber nachgedacht. Ich glaube, ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich da etwas mehr Energie hineinstecken werde. Und ja: Ich bin Sarah-Quita, aber ich bin auch eine Frau. Und wir verdienen einfach weniger als die Männer. Ich mache drei Disziplinen und verdiene trotzdem weniger als der beste männliche Slalomfahrer. Am Ende arbeite ich für meine Sponsoren – und sie entscheiden, was sie zahlen wollen. Ich sollte mich mehr auf Unternehmen außerhalb des Windsurfens konzentrieren, die vielleicht nicht so eine altmodische Denkweise haben. Die nicht so sehr auf Mann oder Frau schauen, sondern nur auf den Wert der Person.

Du hast ein Coaching-Projekt zusammen mit deiner Freestyle-Kollegin Oda-Johanne gestartet. Kannst du uns etwas darüber erzählen?

Wir hatten zuerst ein Camp in Griechenland geplant, das aber coronabedingt abgesagt wurde. Und wie können wir Menschen noch coachen, wenn wir sie nicht physisch treffen können? Online natürlich! Daher haben wir die Windsurf University gegründet – mit der Idee, den Leuten zu erklären, wie wir uns selbst trainieren. Und das hauptsächlich, indem wir viel Videoanalyse machen. Wir geben den Schülern einen konkreten Plan für ein bestimmtes Manöver, bevor sie ins Wasser gehen und üben. Dadurch ist der Lernprozess viel effektiver. Ein schönes Projekt, an dem wir weiterhin arbeiten werden.

Man hat dich in letzter Zeit auch ab und zu auf dem iQFOiL gesehen. Greifst du jetzt auch noch beim olympischen Windsurfen an?

Ich finde iQ-Foiling immer interessanter. Aber ich habe schnell gemerkt, wie viel Zeit ich darin investieren müsste, um nach vorne zu kommen. Wenn ich jetzt in die olympische Laufbahn einsteigen würde, dann hauptsächlich, weil die Leute es von mir erwarten. Hier auf der Insel fragen sie mich seit 15 Jahren, warum ich nicht an den Olympischen Spielen teilnehme. Dann muss ich immer erklären, dass ich zu schwer für RS:X bin. In dieser Hinsicht ist iQ eigentlich perfekt für mich. Aber das, was ich jetzt mache, macht mir einfach schon zu viel Spaß, da möchte ich nicht drauf verzichten. Es gibt Dinge in der Welle, die ich wirklich erreichen möchte, wie zum Beispiel den Double Forward oder das Abreiten von größeren Wellen. Generell mache ich lieber Tricks und übe an neuen Techniken und Bewegungen. Aber die Herausforderung wäre spannend, es macht taktisch Spaß auf dem iQFOiL. Also ja, vielleicht in ein paar Jahren, wenn ich dann noch Rennen fahren möchte.

Hast du immer Lust auf Windsurfen? Oder fühlt es sich manchmal wie Arbeit an?

Ich habe fast immer Lust auf Windsurfen, aber wenn ich keine Lust habe, gehe ich auch nicht. Ich mache fast alles nach Gefühl. Es macht mir nichts aus, einen Tag nicht aufs Wasser zu gehen. Ich muss Dinge tun, weil ich Lust dazu habe.

Was machst du gerne in deiner Freizeit ?

Kiten, Tennis, Radfahren – und Windsurfen natürlich. Das ist Training, aber auch Freizeit. Wenn ich auf Aruba bin, bin ich sehr viel zu Hause. Ich finde es cool, im Garten zu sitzen und ein Buch zu lesen. Oder die Pflanzen zu gießen und zu schneiden. Doch während der Windsaison verbringe ich natürlich viel Zeit am Strand und habe oft zwei Sessions am Tag. Morgens gehe ich ins Fitnessstudio, dann meist zum Windsurfen – und nachmittags gibt es oft noch eine Wind- oder Kite-Session.

Kannst du uns einen Ausblick geben? Ein Idealbild, wenn du 80 Jahre alt bist?

Ich will jetzt nicht Hawaii an sich sagen, aber ich lebe irgendwo, wo es Wellen gibt. Bis dahin habe ich alles gemacht, was ich machen wollte: schöne Wellentrips nach Chile, Mexiko oder Peru. Die längste Welle finden, solche Sachen. Ich hoffe, dass ich mit 80 noch fit bin, dass ich mit meinen Enkelkindern zum Surfen gehen kann. Wahrscheinlich trinke ich immer noch zu viel Kaffee. Tagsüber bin ich mit meinen Pflanzen beschäftigt – und meine Enkel kommen zu Besuch.

Sarah-Quita 2.0? Der Lockenkopf ist auf jeden Fall schon da.Foto: Patrick JansenSarah-Quita 2.0? Der Lockenkopf ist auf jeden Fall schon da.

Was ist die beste Anekdote aus dieser Zeit, die du ihnen erzählen wirst?

Vielleicht erzähle ich ihnen die Geschichten aus dem Jahr, in dem ich meinen Film „Cabeibusha” mit Julian Robinet gedreht habe. Die Reise für den Film nach Australien war verrückt – ein wahrhaftiges Abenteuer. Wir wussten nie genau, was wir am nächsten Tag tun werden. Sechs Stunden Fahrt ins Nirgendwo. Dann hat dein Auto eine Panne und du musst am Straßenrand schlafen, während alle möglichen Lastwagen vorbeirasen. Oder damals, als ich mit Fotograf John Carter in Geraldton bis zur letzten Minute für ein Fotoshooting auf dem Wasser war, und er danach direkt zum Flughafen musste. Fünf Stunden Fahrt im Leihwagen von Dieter Van der Eyken. Wir haben es ganz knapp geschafft – und hinterher bekam Dieter einen Strafzettel, mit einem Foto von John Carter zugeschickt (lacht).

Windsurfen lässt dich Dinge tun, die ein normaler Mensch niemals machen würde.

Wie du immer sagst: kleine Abenteuer.

Ja, es sind all die Dinge, die das Windsurfen so mit sich bringt, die man dafür tut – und davor und danach erlebt. Niemand, der bei Verstand ist, ist noch in Geraldton, wenn er am selben Tag von Perth abfliegen muss. Ein normaler Mensch hat schon drei Tage vorher seine Sachen gepackt und ist ordentlich zwei Stunden vor Abflug am Flughafen. Windsurfen lässt dich Dinge tun, die ein normaler Mensch niemals machen würde. Ist das nicht fantastisch? Sarah-Quita 2.0? Der Lockenkopf ist auf jeden Fall schon da.


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