Mit einem Windsurf-Board aus Plastikmüll ist Merijn Tinga gerade in der Ostsee unterwegs. Der Aktivist aus den Niederlanden surft von Oslo nach London, um dort Plastikmüll “zurückzugeben”, der über die Nordsee von Großbritannien nach Norwegen getrieben wurde. Ursprünglich wollte Tinga durch den Limfjord und dann an Dänemarks Nordseeküste entlangfahren, doch wegen zu viel Wind entschied er sich für eine Ostsee-Route über Schweden und Kopenhagen. Am Freitag oder Samstag will er Kiel erreichen.
Dort wartet dann eine weitere Herausforderung: Weil Windsurfen auf dem Nord-Ostsee-Kanal nicht erlaubt ist, sucht Merijn noch nach einem Boot, das ihn durch den Kanal mit nach Brunsbüttel nehmen kann. Dort will er dann am Sonntag oder Montag in die Nordsee starten.
Insgesamt 2000 Kilometer ist die Tour lang, die sich der Aktivist vorgenommen hat. Start war am 17. Juni in Oslo. “Als ich 2015 meine zweite Expedition abschloss, war ich schockiert von der Menge an Plastikmüll an der skandinavischen Küste”, schreibt Tinga auf seiner Webseite. “Ein genauerer Blick auf die noch lesbaren Etiketten zeigte, dass diese Flaschen, getragen von den Meeresströmungen und dem Wind, den ganzen Weg von den Niederlanden und Großbritannien über das Meer gereist waren.” Ziel seiner Aktion ist es, diesen Plastikmüll symbolisch zurückzubringen. Dafür hat er ein Touren-Board aus Flaschen und anderem Abfall gebaut, verstärkt mit Naturfasern aus Pilzen. Der Shape kommt von Rob van den Berg.
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Am Mittwoch hat Tinga den südlichsten Punkt Dänemarks bei Gedser passiert und ist nun auf dem Weg Richtung Westen. 75 Kilometer ist er dabei vorwärts gekommen, durch viele Kreuz-Kurse waren es deutlich mehr gefahrene Kilometer, wie er in einem Instagram-Video erzählt. Am Tag zuvor waren es sogar 130 Kilometer, teilweise bei viel Wind und großen Wellen. Gab es mal beängstigende Momente unterwegs? “Einmal in Schweden bin ich eineinhalb Stunden bei viel Wind quer durch eine Bucht gefahren. Am Ende hab ich die felsige Landspitze nur ganz knapp umrunden können”, berichtet er. Die schwedischen Schären seien aber der bislang schönste Teil der Tour gewesen. Allerdings habe er dort auch am meisten Müll im Meer gesehen. “In Dänemark ist das deutlich weniger!”
Bislang sei er im Zeitplan, die Ankunft in London hat er für den 19. Juli geplant. Dort will Merijn das Board und eine Unterschriften-Liste an Rebecca Pow übergeben, Staatssekretärin für Umweltqualität und Widerstandfähigkeit. Hintergrund der Aktion ist auch, dass Großbritannien noch kein Pfandsystem hat, wie viele andere Länder. Für 2025 ist eine Einführung geplant, bislang gibt es aber noch nicht mal einen Textentwurf für das Gesetz. “Um die Entwicklung des britischen Rechts zu unterstützen, werde ich Erkenntnisse aus den Ländern sammeln, die ich auf meiner Route besuchen werde. Diese Lektionen werden mir von den ehemaligen Ministern Norwegens, Schwedens, Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande erteilt, die alle schon längst Pfandsysteme eingeführt haben.”
In der Vergangenheit hat Merijn Tinga bereits zahlreiche Projekte ins Leben gerufen, um die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll einzudämmen. Er habe das Gefühl gehabt, auf einer Suppe aus Plastik zu surfen - daher der Name Plastic Soup Surfer. Seine erste Aktion war 2014 eine Kite-Tour von Belgien nach Deutschland auf einem ebenfalls aus Plastikmüll gebauten Board. 2015 segelte er durch Nord- und Ostsee und dokumentierte die Umweltverschmutzung in Vlogs, 2016 überquerte er die Nordsee von den Niederlanden nach England auf einem Kitefoil-Board in Form einer Plastikflasche. Ein Jahr später paddelte Tinga auf dem SUP den Rhein von der Quelle bis zur Mündung.
Daneben setzt Merijn Tinga auch einige Kunstprojekte um, etwa eine Foto-Sammlung weggeworfener To-Go-Becher oder Hüllen von Schokoriegeln. Er hält außerdem regelmäßig Vorträge über seine Projekte und seine Ziele.
Mehr zur Tour und anderen Aktionen gibt es unter plasticsoupsurfer.org. bei Instagram könnt ihr die Reise unter @plasticsoupsurfer verfolgen.