Surf Testteam
· 15.02.2023
Wie man es auch dreht und wendet, um ein gutes 4,7er Segel kommt man nicht herum. Wir haben für euch zwölf Wavesegel auf links gekrempelt und dabei einige gute Allrounder für Brandung, Manöver und Flachwasser entdeckt – aber auch richtige Spezialisten mit kleinerem Einsatzbereich.
In diesem Artikel:
Am 4, 7er bleibt man hängen, irgendwie gehört diese Größe einfach in ein gut sortiertes Segelsortiment. Dabei müsste die Klasse der Wavesegel eher als Allroundsegel tituliert werden – denn egal, ob für den Einsatz in der Brandung auf Nord-, Ost- und in Übersee oder als Starkwindmotor fürs Flachwasser: Diese Segelgruppe kommt nahezu überall zum Einsatz. Auch als Flachwassersurfer oder Aufsteiger sollte man sich von der Bezeichnung „Wave“ also nicht abschrecken lassen, in Größen unter 5,0 qm wird es mit Alternativen in anderen Segelklassen nämlich langsam dünn. Weil sich aber viele Hersteller darüber im Klaren sind, dass Wavesegel eben auch zum Herumheizen auf Flachwasser eingesetzt werden, sind viele Modelle absolut massentauglich designt.
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Zwischen dem schwersten und leichtesten Modell dieser Gruppe liegen knapp 1,3 Kilo Gewichtsunterschied – eine Welt. Die Messwerte sind eine gute Zusatzinfo, mehr aber auch nicht. Denn unsere jahrelange Testerfahrung zeigt, dass das gefühlte Gewicht auf dem Wasser teilweise deutlich von den Messwerten auf der Waage abweicht, wenn etwa die Gewichtsersparnis durch die Verwendung von sehr dünnem (und damit leichtem) Material erzielt wird. Das kann im Extremfall bedeuten, dass sich ein Segel in Böen verzieht und der Druckpunkt wandert – das leichte Segelgefühl geht dann schnell flöten.
Andererseits können Gewichtseinsparungen, die durch die Verwendung von hochwertigen Materialien erzielt werden, natürlich einen fühlbaren Unterschied auf dem Wasser ausmachen. Die Idee dabei: Nehmen zugfeste Fäden aus Aramide, Kevlar oder Carbon die Kräfte im Segel auf, kann der umgebende Monofilm dünner und damit leichter gewählt werden. Unterm Strich macht kein Segel dieser Testgruppe einen unterdimensionierten Eindruck. Beim North Sails Wave wird das Fabelgewicht von 2,27 Kilo großteils durch die High-Tech-Fasern und eine nahezu nahtfreie Konstruktion erzielt. Allerdings wird auch konsequent Gewicht gespart, indem auf jeglichen Scheuerschutz oder Trimmrollen aus Metall verzichtet wird.
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Die meisten Segel der Testgruppe werden auf einem 370er Mast geriggt. Einige Modelle bieten aber zusätzlich die Option, auch einen 400er Mast zu verwenden. Vor allem, wenn das 4,7er die kleinste Segelgröße im persönlichen Sortiment ist, kann man sich dann unter Umständen den 370er Mast komplett sparen.
GA Sails Manic, Loftsails Wavescape, Naish Force 4 und NeilPryde Combat Pro funktionieren aufgrund ihrer Vorliekmaße ausnahmslos auf einem 370er Mast. Goya Eclipse Pro, GunSails Seal, North Sails Wave, Patrik 5 Wave und Sailloft Curve wurden von uns mit einem 370er Mast getestet, generell sind bei diesen Modellen aber beide Mastlängen möglich und auch vom Hersteller getestet. Bei Goya und North Sails benötigt man aber eine kurz einstellbare Verlängerung, um den 400er Mast tatsächlich nutzen zu können.
Generell gilt: Verwendet man den längeren 400er Mast, wird jedes Segel etwas steifer – wer über 90 Kilo wiegt, kann vom strafferen Segelgefühl manchmal profitieren. Umgekehrt würden wir Nutzern unter 80 Kilo in allen Fällen zum 370er Mast raten, weil dieser das Segel etwas weicher macht und sich das Profil bei Leichtwind etwas besser ausbildet. RRD Vogue Pro, S2Maui Alchemy und Severne S1 sind von den Herstellern auf 400er Masten empfohlen und wurden auch von uns so getestet. Theoretisch ist bei diesen drei Modellen auch ein 370er fahrbar – eine lange 36er Verlängerung vorausgesetzt. Der 400er bleibt jedoch, unabhängig vom Körpergewicht, unsere klare Empfehlung.
Beim Finden des passenden Trimms greifen Marken wie Goya, GunSails, Loftsails, NeilPryde und RRD den Nutzern mit Trimm-Markierungen unter die Arme, die beim Finden des Vorliektrimms helfen. Generell beobachten wir immer wieder zwei grundlegende Design-Philosophien: Segel wie das Goya Eclipse, Loftsails Wavescape, RRD Vogue HD, S2Maui Alchemy oder Sailloft Curve werden gerne mit etwas mehr sichtbarem Loose Leech geriggt, dafür an der Gabel nur mit wenig Spannung eingehängt und funktionieren so geriggt bereits über einen großen Windbereich.
Umgekehrt haben Modelle wie das GA Sails Manic, Neil-Pryde Combat Pro oder Severne S1 ein auf den ersten Blick flaches Profil mit weniger Grundspannung, erst dichtgeholt zieht sich hier ein tiefes Profil ins Segel. Hier will das Profil dann oft mit mehr Trimmschotspannung an den jeweiligen Windbereich angepasst werden, dafür haben solche Segel meist auch eine ausgeprägte On-Off-Charakteristik, quasi Power auf Knopfdruck.
GA Sails, Goya, Loftsails, Naish, Patrik und RRD statten ihre Modelle mit zwei Schothornösen aus. Welche Öse man verwenden sollte, hängt meist weniger von der Körpergröße als von den Windbedingungen ab. Generell ist die Idee, durch die Verwendung der oberen Öse das Achterliek stärker geschlossen zu halten, um damit mehr Gleitpower und Vortrieb beim Wellenabreiten zu generieren. Umgekehrt soll die Verwendung der unteren Öse das Achterliek freier twisten lassen können, in Böen öffnet sich das Topp dann besser und sorgt für bessere Kontrollierbarkeit. Unserer Erfahrung nach sind die gefühlten Unterschiede umso größer, je weiter auseinander die beiden Ösen positioniert sind. Bei Goya und Loftsails spürt man in der Tat einen deutlichen Unterschied zwischen beiden Setups. Liegen die Ösen – wie bei Patrik, Naish oder GA Sails – eher eng zusammen, fällt der Unterschied überschaubar aus. Ein Hinweis noch zum Loftsails Wavescape: Hier würden wir aufgrund der insgesamt sehr hohen Schothornposition eher zur unteren Öse raten – und das Segel nahezu ohne Zug an der Trimmschot einhängen.
Die zwölf Modelle dieser Testgruppe sind allesamt für kernige Brandung gemacht, haben aber bei den anderen Einsatzbereichen Flachwasser-Freeride und Freestyle bestimmte Stärken und Schwächen, die im Einzelfall über Top oder Flop entscheiden können. Ordne dich deshalb für eine erste Vorauswahl einem der folgenden drei Typen zu, dann kannst du mit großer Sicherheit die schlimmsten Fehlkäufe vermeiden.
Wenn du dein Wavesegel vorrangig zum Heizen und Halsen auf Freeride-, Freemove- oder Freestyle-Waveboards verwendest und richtige Brandungstage die absolute Ausnahme sind – dann solltest du ein Segel auswählen, das dich ohne zu zögern über die Gleitschwelle bringt, sich einfach fahren lässt, wenig Trimmanpassungen verlangt und auch mit mittlerem Fahrkönnen einfach zu kontrollieren ist. Achte in diesem Fall besonders auf folgende Kriterien:
Flachwasser und Brandung halten sich bei dir in etwa die Waage? Über das Stadium „Welleneinsteiger“ bist du hinaus, du kommst problemlos durch die Brandung und reitest Wellen auch mal frontside nach Lee ab? Auch Flachwasser-Sessions mit klassischen Moves wie Carving-360, Duck Jibe oder Vulcan bist du nicht generell abgeneigt? Solltest du dich hier wiederfinden, dann achte – neben den bereits erklärten Noten „Gleiten“ und „Kontrolle“ – vor allem auf folgende Kriterien:
Beim Testen behält jeder Tester sein Board, getauscht werden nur die Segel. Auf diese Weise werden Stärken und Schwächen deutlich, die wir immer auch in einer Bewertungsskala darstellen.
Hier kommt ihr zu den detaillierten Test-Ergebnissen aller Wavesegel: