Manuel Vogel
· 09.06.2022
Im zweiten Teil unserer Serie zum Foilsurfen geben wir dir den Masterplan für einen kontrollierten Abflug und verraten alles zum Handling des Foilmaterials an Land.
Flugplan: Ein in letzter Pumpzug an der Gabel, ein letztes Rauschen unter dem Board und dann: Stille! Keine Erschütterung rüttelt dich mehr durch, dein Segel steht still im Wind und alles was du spürst, ist das leise Zischen des Foils unter dir und den Wind in den Haaren. Wer das erste Mal für 100 Meter abgehoben hat, träumt in der folgenden Nacht von diesem Gefühl – Fliegen macht süchtig!
Aus pragmatischer Sicht ist vor allem die Tatsache attraktiv, dass beim Windfoilen der Spaß einfach ein paar Knoten früher beginnt als beim Windsurfen mit Finne, oder man bei gleicher Windstärke schon eine Segelgröße kleiner riggen kann.
Wer von einer Finne auf ein Foil wechselt, spürt – zumindest an Land – erst mal nur Nachteile – ein Board samt Foil ist einfach sperrig und schwerer. Abhängig von Körpergröße und Konstitution gibt es mehrere Tragetechniken, mit denen du dein Board sicher und easy ans Wasser bekommst. Empfehlenswert ist es für Einsteiger immer, Board und Rigg getrennt ans Wasser zu bringen.
Hier gibt’s Tipps zum Tragen des Materials:
Den Weg ins Wasser kannst du dir stark vereinfachen, wenn du einen Mastfuß mit Kardangelenk (z.B. von Chinook) verwendest. Sind Brett und Rigg verbunden, ist stets Vorsicht geboten, um sich am spitzen Foil nicht zu verletzen, oder das Material zu beschädigen. Worauf du achten solltest, erfährst du in der folgenden Bilderstrecke:
Beim Windfoilen solltest du immer Schuhe tragen, um dich im Wasser nicht am Foil zu verletzen. Aus diesen Gründen empfiehlt es sich auch, auf Wasserstarts mit entsprechenden Schwimmbewegungen der Beine zu verzichten – Schotstarts sind sicherer. Reine Foilboards haben im Vergleich zu Windsurfbrettern kompaktere Maße mit kürzerem Bug und viel Volumen im Heck. Achte deshalb beim Schotstart darauf, den Bug nicht zu sehr zu belasten, stehe mit dem hinteren Bein weiter hinten als gewohnt (1)! Durch die Volumenkonzentration im Heckbereich kannst du auf Foilboards direkt nach dem Anfahren in die vordere Schlaufe, ohne dass dir das Heck absäuft (2). Ideal ist es zum Üben, wenn du die nötige Abhebegeschwindigkeit ohne größere Pumpanstrengungen erreichen kannst. Daher unser Tipp: Nutze zu Beginn eine Segelgröße, mit der du beim „normalen“ Windsurfen mit Finne gerade so ins Gleiten kommen würdest. Mit der richtigen Pumptechnik kannst du aber auch mit deutlich kleineren Segeln auf die nötige Abhebegeschwindigkeit kommen. Ein leichter Raumwindkurs ist dafür ideal. Schlüpfe in die vordere Schlaufe und ziehe die Pumpbewegungen mit maximaler Intensität durch. Sobald das Foil leicht angeströmt wird, wird das Brett bereits entlastet, der Widerstand des Bugs im Wasser wird geringer und dein Speed erhöht sich mit jedem weiteren Pumpzug (3-5).
Ziel sollte es sein, sachte von der Wasseroberfläche abzuheben, in einem möglichst flachen Winkel. Generell gilt: Ein leichter Impuls des hinteren Fußes aufs Heck lässt das Board steigen (6). Bist du an der absolut unteren Windgrenze, kannst du nach dem Abheben deinen Kurs etwas in Richtung Luv auf einen leichten Anwindkurs verändern – auf diese Weise baust du mehr Segelzug auf und bleibst auch in Windlöchern länger auf dem Foil (7).
Zu Beginn fällt es noch schwer, die Flughöhe konstant zu halten. Kommt das Foil an die Wasseroberfläche, reißt die Strömung ab und der Bug stürzt ab – die ersten Foilversuche erinnern daher meist eher an Flipper – den Delfin. Die Ursache in einem unkontrollierten Steigen des Boards liegt meist in einer zu starken Heckbelastung, in Verbindung mit zu großer Rücklage des Oberkörpers (Fehlerbild 1). Versuche deshalb im Moment des Abhebens zunächst mal aufrecht über dem Board zu bleiben. Halte den Oberkörper aufrecht und übe nur leichten Druck auf das Heck aus (zweites Bild).
Die Verwendung eines kurzen Foilmasts (weniger als 75 Zentimeter Länge) wird immer wieder als Einsteiger-Tipp propagiert. Unserer Erfahrung nach fällt Neueinsteigern das Foilen mit Mastlängen von 75-90 Zentimetern am leichtesten, da man hier mehr Spielraum und damit Zeit hat, ein plötzliches Steigen oder Fallen des Foils auszugleichen – und an die Höhe, die letztlich ja auch den Reiz des Foilens ausmacht, gewöhnt man sich schnell!
Nach den ersten Foilsessions wirst du Muskeln spüren, von denen du nicht mal wusstest, dass du sie besitzt – zumal es zu Beginn auch sinnvoll sein kann, sich erst mal nicht ins Trapez einzuhaken. Der Wunsch nach einer Pause kommt also oft schneller als gedacht. Wie aber solltest du das Material sicher am Strand lagern?
Liegt das Brett alleine am Strand, z.B. wenn du mal das Segel tauschen musst, lege dein Board am besten mit dem Heck in den Wind und drehe das Foil auf die Seite (1). Stelle es nie aufs Foil und lasse es vor allem nie mit dem Foil nach oben am Strand liegen – es besteht die Gefahr, dass eine Windböe das Board umwirft und das Foil beschädigt wird. Außerdem stellt ein nach oben gedrehtes Foil an stark frequentierten Stränden ein erhebliches Verletzungsrisiko dar!
Damit aus der Pause keine „Zwangspause“ wird, solltest du beim Foilsurfen ernsthaft über einen Helm (3) und über eine Prallschutzweste nachdenken. Auch wenn Foilsurfen nicht übermäßig gefährlich ist – die größere Fallhöhe und die Verletzungsgefahr am scharfen Foil oder an der harten Brettkante lassen sich nicht komplett wegdiskutieren. Einen aktuellen Test von acht Surfhelmen findest hier.