Tobias Frauen
, Tatjana Pokorny
· 14.05.2023
Bei der iQFoil-EM in Griechenland musste sich Sebastian Kördel im Medal Race mit Platz zwei zufrieden geben. Nicolo Renna kam vor ihm ins Ziel, bei den Damen gewann Mina Mobekk aus Norwegen.
Das Medal Race gehört zu den Eigenheiten der olympischen iQFoil-Klasse: Die zehn besten Fahrerinnen und Fahrer gehen um die finalen Platzierungen in das Rennen, das über die finalen Platzierungen entscheidet - unabhängig von den Ausgangspositionen. Sebastian Kördel, der amtierende Weltmeister, lag nach 18 Läufen souverän vorne und konnte den Großteil der Rennen für sich entscheiden. Im Medal Race jedoch war Nicolo Renna aus Italien schneller und ist somit neuer Europameister, Kördel holt “nur” Silber. Dritter wurde Kiran Badloe, der amtierende Olympiasieger.
Kördel hat dennoch mit dem Auftritt in Patras seine Rolle als heißer Anwärter auf eine olympische Medaille unterstrichen. Sowohl in harten Bedingungen mit 25 Knoten und mehr wie an den Auftakt-Tagen als auch bei Leichtwind wie am vorletzten Event-Tag fuhr der Mann vom Bodensee immer vorne mit. Zum Finale wehte der Wind im Golf von Patras nochmal mit rund 30 Knoten, aus Sicherheitsgründen wurden die Starts zunächst verschoben. Fabian Wolf kam am Ende auf Platz 62, Jonne Heimann auf Platz 86, Lars Poggemann wurde 92.
Das alles entscheidende Rennen begann mit einem teuren Frühstart, in dessen Folge zunächst der holländische Olympiasieger Kiran Badloe disqualifiziert wurde. Damit wurde aus dem geplanten Dreikampf um den Titel ein Duell. Dem Italiener gelang der bessere Start. Kördel kämpfte sich zwar zwischenzeitlich noch einmal dichter heran, konnte Nicolò Renna aber an diesem Tag nicht stoppen.
Kördel nach dominanter Hauptrunde erst im Finale gestoppt
Silber statt Gold änderte nichts an der Tatsache, dass der 1,91 Meter große Ausnahmewindsurfer im German Sailing Team in 18 Rennen bis zum Finaltag sechs Siege geholt hatte. Der Blick auf die Nettopunkte aller Akteure bei den europäischen Titelkämpfen bis zum letzten Rennen zeigt, wie überragend Kördel surfte: Mit nur 42 Nettopunkten nach fünftägiger Hauptrunde hatte er sich seinem direkten Weg ins Finale souverän gebahnt.
Nächstbester Windsurfer war vor Finalbeginn Kiran Badloe mit 62 Punkten. Der spätere Europameister Nicolò Renna hatte in der Hauptrunde sogar mehr als 100 Punkte gesammelt, bevor der den Finaltag zu seinem machte. Weil im Gegensatz zu den Seglern die olympischen Windsurfer ihre Ergebnisse aus der Hauptrunde nicht mit in den Finaltag nehmen, reichte Renna nach gelungenem Viertel- und Halbfinale ein einziges Finalrennen, um den deutschen Weltmeister nach dessen grandioser Serie im EM-Finale noch vom Thron zu stoßen.
Sebastian Kördels britischer DSV-Trainer Dom Tidey zog nach dem Silber-Erfolg seines Schützlings zufrieden Bilanz: „Sebastian hat eine großartige Serie bestritten. Unsere Hauptmission war es, im gelben Trikot ins Finale einzuziehen. Das ist gut gelungen. Wir sind mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 ganz sicher auf Kurs.“ Gefragt nach den Stärken „Basti“ Kördels, sagte Dom Tidey: „Er ist einfach ein sehr starker Allround-Surfer, kann Slalom- und Kursrennen gewinnen.“
Kördel selbst sagte, er sei im Finale mit „falschem Set-Up“ unterwegs gewesen. „Ich war über die Woche der Beste. Der Italiener war heute der Beste. Er hat den richtigen Tag getroffen. Wir haben dadurch neuen Input bekommen, mit dem wir fokussiert weiterarbeiten können.“ Seine erneut demonstrierte Medaillensicherheit bewertete Kördel als positiv: „Das ist natürlich gut.“ Nach einer Stippvisite am heimischen Bodensee geht es für Kördel zurück nach Kiel, wo er im Juni als Top-Favorit in die Kieler Woche startet.
Bei den Damen bot sich ein ähnliches Bild wie bei den Herren: Sharon Kantor aus Israel hat große Teile der EM dominiert, landete im Medal Race aber nur auf Rang zwei hinter der Norwegerin Mina Mobekk. Dritte wurde Emma Wilson aus Großbritannien. Mit Shahar Tibi und Katy Spychakov stehen zwei weitere Starterinnen aus Israel in den Top 10, die erst 16 Jahre alte Tamar Steinberg auf Rang 12 zeigte ebenfalls starke Leistungen und lag zwischenzeitlich sogar auf dem zweiten Platz. Auch das Team Niederlande brachte mit Sara Wennekes auf Platz 8 und Lilian de Geus auf neun zwei Top 10-Platzierungen nach Hause.
Beste Deutsche ist Theresa Steinlein auf Platz 22, knapp dahinter landete Lena Erdil auf Platz 24. Alisa Engelmann beendete die EM auf Platz 42, Helena Wanser auf 78.