Finnen-Wertung im DWCMatthias Regber über die neuen Klassen im Windsurf Cup

Tobias Frauen

 · 23.02.2023

Im Deutschen Windsurf Cup wird es 2023 wieder eine Wertung nur für Finnen-Fahrer geben.

Wer vorne mitfahren möchte, muss Foil fahren - das ist der Trend in den letzten Jahren. Doch die Zahl der Finnen-Fans ist nach wie vor groß, und gerade Regatta-Neulinge fühlen sich auf dem Foil nicht immer wohl. Im Deutschen Windsurf Cup wird es deswegen 2023 wieder eine reine Finnen-Wertung geben. Wir haben mit DWC-Organisator Matthias Regber von Choppy Water über die neuen Klassen, Ratschläge für Einsteiger und die Events in der kommenden Saison gesprochen!

Sechs Events stehen für 2023 auf dem Kalender des Deutschen Windsurf Cups. Sind die alle schon wasserdicht?

Ja, und da sind wir auch stolz drauf! Wir machen seit 25 Jahren den Windsurf Cup und bis Corona hat es noch nie eine Absage gegeben. Wir bieten eine Planungssicherheit für alle Beteiligten und haben seit Jahrzehnten gewachsene Partnerschaften mit Orten, mit Sponsoren und sonstigen Partnern. Auch die Fahrer und die Industrie wissen zu schätzen, dass der DWC eine sichere Plattform ist.

Matthias Regber und Choppy Water führen seit über 25 Jahren den Deutschen Windsurf Cup durchFoto: privat
Matthias Regber und Choppy Water führen seit über 25 Jahren den Deutschen Windsurf Cup durch

Mit Heiligenhafen ist ein ganz neuer Spot dabei.

Wir finden den Standort super, da er gut zu erreichen ist und einen tollen Rahmen bietet. Durch die Seebrücke kann man die Zuschauer nah an den Sport ranbringen. Wenn die Zuschauer gut gucken können, macht es das für die Sponsoren und für den Ort interessant, aber auch natürlich für die Fahrer! Für die Windsurfer aus Schleswig-Holstein liegt Heiligenhafen ja fast vor der Haustür, deswegen möchten wir diesen Tourstopp auch langfristig etablieren.

Etwas überraschend war für viele, dass das Summer Opening auf Sylt von seinem traditionellen Termin an Pfingsten auf Himmelfahrt vorverlegt wurde – parallel zum surf-Festival auf Fehmarn. Warum?

Sonst war das gesamte Summer Opening von Himmelfahrt bis Pfingstmontag, im ersten Teil mit Kiten, im zweiten Teil dann mit Windsurfen. Im Zuge von Corona und dem Ukraine-Krieg ist es hinsichtlich der Sponsoren nicht ganz einfach. Hinzu kommt noch, dass auf Sylt Bauarbeiten an der Promenade starten, deswegen mussten wir das Event verkürzen und auf den Himmelfahrts-Termin legen. Wir müssen eine Balance zwischen den unterschiedlichen Interessen finden, weshalb es nicht anders machbar war.

2023 gibt es neben dem Open Foil-Format, bei dem frei zwischen Finne und Foil gewählt werden kann ganz neu eine reine Finnen-Wertung. Wie kam es dazu?

Im vergangenen Jahr hatten wir nur eine Disziplin, in der Foil und Finne kombiniert waren, aber realistisch musstest du eigentlich immer Foil fahren, um konkurrenzfähig zu sein. Allerdings fühlt sich nicht jeder auf dem Foil wohl, weshalb wir ein paar Leute verloren haben. Parallel kam die Industrie auf uns zu, weil die Verkaufszahlen weit hinter dem Hype ums Foilen zurückbleiben. Viele Freizeitsurfer foilen nur bei Leichtwind, an Tagen, wo sonst gar nichts geht. Die wenigsten finden es aber erstrebenswert, bei mehr als 20 Knoten halb außer Kontrolle übers Wasser zu schießen. Das ist eine kleine Minderheit, die das wirklich beherrscht.

Die wenigsten finden es erstrebenswert, bei mehr als 20 Knoten halb außer Kontrolle mit dem Foil übers Wasser zu schießen.

Und aus der Situation heraus mussten wir reagieren. Auf der Jahreshauptversammlung der GWA (German Windsurfing Association, Anm. d. Red.) wurde entschieden, dass sich am Foilslalom nichts ändern soll, weil viele Leute sich darauf eingestellt haben und dafür trainieren. Parallel brauchten wir aber alternative Angebote für die Slalom-Piloten und die Industrie, die sich ein attraktives Finnen-Format wünschen. Deswegen haben wir 2023 zwei Slalom-Disziplinen: Open Foil, wo man sowohl mit Foil als auch mit Finne fahren kann - in der Praxis werden da die meisten mit Foil fahren. Und dann Fin Only, für den Mittel- und Starkwindbereich, wo Leute nur mit der Finne fahren können.

Als dritte Disziplin gibt es im Windsurf Cup dann noch Foil-Racing, also Kursrennen.

Es gibt eine ganze Reihe Leute, die dieses Racing-Format mögen und sich dann auch aufs Foil trauen. Es ist ja ein großer Unterschied, ob du im Racing startest und dann im Grunde alleine auf deinem taktischen Kurs fährst, oder ob du mit zehn oder 15 Leuten halb außer Kontrolle gemeinsam an der Tonne ankommst und dann da um die Tonne rumfahren sollst, wie es im Slalom der Fall ist. Deswegen haben wir gesagt, wir führen auch Foil-Racing bei ausgewählten Events ein.

Hättet ihr als Veranstalter Finne und Foils gerne wieder komplett getrennt?

Ich glaube, das ergänzt sich super. Einige, die sich danach kritisch geäußert haben, hatten nicht verstanden, wie es gemeint war. Sie dachten, dass es in der Disziplin Slalom dann zwei separate Wertungen geben soll, aber immer zusammen gefahren wird. Sie hatten die Sorge, dass sich das Feld dann spaltet und man keine richtige Zuordnung mehr hat. Gedacht ist es aber als zwei völlig unabhängige Disziplinen. Jeder Fahrer kann sich entscheiden, ob er an einer oder beiden teilnimmt, da es unabhängige Wertungen gibt. Die Starter im Open Foil-Format verlieren nichts, aber die Finnen-Fahrer haben ein eigenes Format. Unter idealen Bedingungen würde man dann abwechselnd fahren, eine Elimination Open Foil, eine Elimination Finne, und am Ende gibt es dann separate Sieger und eine separate Jahreswertung

Welche Zielgruppe habt ihr mit der reinen Finnen-Wertung? Eher Profis und Halbprofis oder auch Newcomer?

Grundsätzlich bietet der DWC eine Plattform für alle. Es ist die höchste Klasse in Deutschland, aber wenn man einigermaßen sicher Halsen kann, kann man problemlos beim Windsurf Cup mitfahren. Wir richten uns an die Spitzensurfer, damit sie in Deutschland in hochklassigen Feldern Regatten fahren können, es ist aber gleichzeitig auch eine Plattform wo Leute einfach mit den Besten um die Wette fahren können. Und da kommt natürlich das Finnen-Format vielen entgegen, denn grade aus dem Freizeitsurfer-Bereich ist die Mehrheit noch auf der Finne unterwegs. Selbst Spitzenfahrer wie Vincent Langer haben Lust, Finne zu fahren, das fehlt denen. Denen bieten wir eine Plattform und haben jetzt auch noch mehr Andockstellen für Einsteiger.

Selbst Spitzenfahrer wie Vincent Langer haben Lust, Finne zu fahren, das fehlt denen.

Ist das auch eine Reaktion auf den Erfolg des Racer of the Sea?

Grundsätzlich ist es wichtig, sich den Einsteigern zu öffnen. Das kommunizieren wir auch immer wieder den etablierten Fahrern, die häufig in ihrer Regatta-Blase leben. Racer of the Sea ist da sicherlich ein Format, wo dies sehr niederschwellig angeboten wird. Die Leute, die da mitfahren und dann den nächsten Schritt gehen möchten, können dies beim Windsurf Cup tun.

Ihr seht euch also eine Stufe höher?

Wenn man sich die Teilnehmer beim Racer of the Sea anguckt, sind da ja auch viele Windsurf Cupper dabei. Da findet also ein Austausch statt und es ist gut, wenn die Leute da einen fließenden Übergang finden. Das Setup ist beim Windsurf Cup größer, mehr Zuschauer, mehr Coverage. Das ist schon ein Upgrade, aber es gibt auch einen großen Überlappungsbereich.

Was würdest du einem interessierten Hobbysurfer raten, der gerne mal in Regatten reinschnuppern möchte?

Ich würde mich zum Start auf eine Disziplin konzentrieren, in der ich mich wohlfühle. Man braucht auch kein Spezialmaterial. Die Erfahrung zeigt, dass das richtige Material vor allem an der Spitze wichtig ist, so ab Platz 15 nach vorne. Weiter hinten im Feld kommt es eher drauf an, dass man zur richtigen Zeit startet und dass man die Halsen gut hinkriegt. Man braucht auch nicht viel, im Foiling reicht ein Board und eventuell noch ein kleinerer Frontflügel für mehr Wind, und dann ein Medium-Slalomboard mit einem 7,8er Segel. Auch im Slalom braucht man nicht das neueste Material, da kann man auch mit drei oder vier Jahre altem Material völlig problemlos mitfahren. Das Wichtigste ist, dass die Leute sich trauen und dann lernt man bei den Events sehr schnell. Es ist eine nette Community, die Fahrer nehmen dich mit und geben Tipps und dann wird man schnell besser.

Das Wichtigste ist, dass die Leute sich trauen

Gibt es im DWC Trainings-Angebote oder Camps für Neulinge?

Es gibt bei fast jedem DWC am Einschreibungstag ein offenes, kostenloses Training für Jedermann. Da werden dann Tonnen ausgelegt, Starts gefahren und man kann sich einfahren und reinschnuppern. Über die GWA gibt es auch diverse Camps zum Thema Foil-Slalom an verschiedenen Spots, wo man völlig ohne Wettkampfdruck Erfahrungen sammeln kann, um dann eventuell später mal beim DWC mitzumachen.

Die Klassen für Finne und Open Foil sind auf 40 Teilnehmer beschränkt, muss man sich mit der Anmeldung beeilen?

Wir hatten auch schon mehr als 40 Anmeldungen, das wird sich dieses Jahr auch ein wenig auf die Disziplinen aufteilen. 40 ergeben sich daraus, dass wir die Zeit optimal nutzen wollen. Bei 40 Fahrern können wir mit vier Heats in der ersten Runde starten, mit maximal zehn Fahrern pro Heat. Bei mehr leidet die sportliche Wertigkeit und das Verletzungsrisiko steigt. Vier Heats in der ersten Runde, dann Halbfinale, und dann C-Finale, B-Finale und A-Finale, dann ist man in etwa 45 Minuten mit einem Slalom durch. In Idealbedingungen wechselt man dann die Disziplin.

Im DWC wird so gefahren, dass es nicht direkt vorbei ist, wenn du bei einer Elimination ausscheidest. Bei uns gibt es immer auch Losers Finale. Wenn jetzt ein Einsteiger mitfährt, dann ist es erfahrungsgemäß so, dass er den Start nicht hinkriegt oder an den Tonnen reinfällt. Aber er ist dann nicht weg, sondern steht im C-Finale und fährt dann nochmal mit allen, die in einer ähnlichen Situation sind. Dann findet er sich in einem leistungsangemessenen Umfeld und kann nochmal fahren, so dass jeder auf seinem Niveau seinen Platz ausfahren kann.

Sind Open Foil und Finne gleichwertig oder gibt es da die „Königsklasse“?

Grundsätzlich sind die immer gleichberechtigt, bei den Events soll für jede ausgeschriebene Disziplin ein Ergebnis zustande kommen. Aber da Foil ja weniger Wind braucht, wird bei mehr Wind voraussichtlich eher mal Finne gefahren.

Wie sind die Perspektiven in den Foil-Klassen?

Da gibt es ja Formula Foil mit den ein Meter breiten Boards und den IFCA-Bereich mit 91 cm Breite. International soll das zusammengeführt werden, die IFCA hat auf 95 cm erhöht, parallel hat die Formula-Klasse die maximale Breite für neu registrierte Bretter auf 95 cm reduziert. Das ist genau das Maß von iQFoil. Damit hat man angestoßen, dass sich diese Klassen immer weiter annähern. Perspektivisch soll es dann eine Foilklasse mit flexiblen Formaten geben. Das wird dann auch für die Industrie und die Teilnehmer einfacher.

Wie sieht es im Jugendbereich aus?

Für die Jugendlichen gibt es Sonderwertungen. Da gibt es ja die Jugendklasse der IFCA mit zwei Boards und vier Segeln, dann gibt es Open Windfoil Youth, eine deutsche Nachwuchsserie, die der DSV als Unterklasse für iQFoil geschaffen hat, und dann gibt es noch Techno Windfoil als „Optimist“ des Foilens. Das ist vor allem für U17 und U15 interessant, weil das Material sehr günstig ist. Mit allem Material kann man grundsätzlich im DWC mitfahren. Das ist ja auch das reizvolle am Windsurf Cup, dass du auch mal mit einem Vincent Langer, einem Nico Prien oder einem Gunnar Asmussen um die Tonnen fährst. Dann lernt man einzuschätzen, wie gut die sind und wo man selber steht. Diese Jugendklassen laufen als Sonderwertungen mit extra Siegerehrungen.

Danke Matthias für das Gespräch!


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