Tommy Brandner
· 22.03.2025
Unser Vormieter, ein Windsurfer der ersten Stunde, war recht praktisch veranlagt und ließ seine alten Gurken beim Auszug einfach in der geräumigen Doppelgarage. Horizontal übereinander montiert, dienten die Sport-Antiquitäten seit Jahrzehnten als Regal für allen möglichen Krempel. Mal das kaputte Schlauchboot runterzerren – aber hallo! Ein gelber „Ten Cate Original Windsurfer“, BJ 1971, mit Holzschwert, -mastfuß, Teak-Gabelbaum, PE-Finne und Dreiecksegel.
Auf so was haben die damals Windsurfen gelernt! Erst mal 22 Kilo Brett ans Wasser schleppen, da ist doch der Tag schon gelaufen. Den Gabelbaum mit einer Schot und Spezialknoten am Mast anschlagen, irgendwie trimmen, Schwert nicht vergessen. Auf dem Deck ist man öfter ausgerutscht als gestanden, wurde mir erzählt, und der Mastfuß war auch mehr draußen als drinnen. Das 5,6er-Rigg war doppelt so schwer wie ein heutiges 7,5er und das Ding war nur am Anluven. Kurzum, ein echter Spaß. Dass da jemand drangeblieben ist!
Oh, was ist das? HiFly 444, der Bordstein. 50 cm Square Tail, 20 cm dick, zwei Bremsfinnen, 18 Kilo, never glide. Ein Serien-Funboard aus PE. Allein diese Idee war schon strafbar. Hoppla, Etage drei, ein Raceboard, Cobra 366 Equipe. Regattafahren, spannend, im Dreieck, mit strengen Regeln, Ranglisten, Pokalen. Wichtigtuer und Verbandsgedöns. Drüber eine Gun 320. Vom Dreieck-Pumpen direkt ins Geradeausdonnern, das nenn ich ein Fähnchen im Wind!
Aber da, oberste Etage, der Spaß kommt zurück, ein Sunset, der Vater aller Funboards. Bis hierhin hat er’s also geschafft, unser Boardsammler. Klasse, eine Garage voller Erinnerungen, ein Windsurf-Museum. So was wirft man nicht weg. „Wie weit bist du mit dem Gerümpel?“, ruft die Frauenstimme aus dem Haus. „Bin dabei. Zerrissene Laubsäcke, Streusalz, 40 Meter löchriger Gartenschlauch, verrosteter Grill und so, alles draußen.“ „Und die alten Surfbretter?“ „Was? Ich versteh dich nicht!“ „Die alten Surfbretter!“ „Welche alten Surfbretter? Aber sag mal, brauchen wir wirklich das zweite Auto?“