Tobias Frauen
· 11.01.2023
Powerbox, US-Box, Slotbox, Tuttlebox und Co.: Wir geben einen Überblick über die verschiedenen Systeme für Finnenboxen - samt ihrer Vor- und Nachteile.
Die wenigsten Surfer werden sich ihr Board alleine nach der Finnenbox auswählen. Allerdings kann manchmal ein Blick auf die Alternativen lohnen, um bereits vorhandene Finnen auch in einem neuen Board nutzen zu können - etwa Seegrasfinnen oder die Lieblingsfinne aus dem Vorgänger-Brett.
Wir geben einen Überblick über die Finnen-Systeme auf dem Markt:
Bei den meisten Boards ist eine Finne serienmäßig dabei, mit der man nicht viel falsch machen kann. Nur reinrassige Slalom-Boards kommen in der Regel ohne Finne, da Profis und Regatta-Fahrer diese meistens nach persönlichen Vorlieben und der Performance auswählen. Zudem ist eine gute Slalom-Finne sehr teuer. In anderen Brettgruppen sind zumeist ordentliche Finnen dabei - von den größeren Marken liefert nur Naish derzeit seine Boards “unten ohne” aus, hier müssen passende Finnen dazugekauft werden.
Wer die Performance seines Materials steigern möchte oder die Fahreigenschaften seines Brettes verändern will, der kann mit einer anderen Finne viel erreichen. Ratgeber dazu findet ihr unter anderem hier:
Einige Systeme wie etwa US-Box und Starbox ermöglichen es, die Finne bei Waveboards auf der Längsachse des Boards zu verschieben. Egal, ob Twinser, Thruster oder Quad – die Finnenposition beeinflusst die Fahreigenschaften des Bretts spürbar. Dabei gilt: Schiebt man die Finnen nach hinten, verliert man Drehpotenzial, verbessert aber Angleiten und Beschleunigung etwas, zudem nimmt das Heck etwas mehr Druck an – ein Tipp zum Beispiel bei Leichtwind in Verbindung mit großen Segelgrößen. Umgekehrt führt ein Nach-vorne-Schieben der Finnen zu einem freieren, agileren Drehverhalten – ideal für enge Haken und Slidingmanöver wie Takas, das allerdings zu Lasten der Gleiteigenschaften geht.
Der Dauerbrenner unter den Finnenboxen: Simpel, praktisch und vielseitig einsetzbar. Von Freemove- bis hin zu Freerace-Boards ist die Powerbox seit vielen Jahrzehnten in allen Brettklassen und -größen anzutreffen. Dementsprechend groß ist auch die Auswahl auf dem Finnenmarkt, beispielsweise für Seegrasfinnen.
Der Finnenkopf für die Powerbox ist konisch geformt, das heißt alle Seiten laufen aufeinander zu. Das hat den Vorteil, dass die Finne auch dann fest in der Box sitzt, wenn sie nicht optimal passt. Die Schraube wird von oben durchs Board geschraubt, die Länge ist dabei einheitlich und erleichtert den Wechsel zusätzlich. Es sollte je eine Unterlegscheibe aus Kunststoff und eine aus Metall dabei sein. Für sehr lange Finnen (ab ca. 50 cm) ist die Powerbox jedoch nicht geeignet, da der konische Kopf durch die Querkräfte aus der Box gehebelt werden kann - hier ist dann eine Tuttlebox gefragt. Auch Foils gibt es mit Powerbox, diese werden dann durch eine Platte an der Base stabilisiert
Oldie, but Goldie: Die US-Box ist bereits seit den Kindertages des Windsurfens auf dem Markt. Heute wird sie vor allem bei Waveboards (für die Centerfinne) eingesetzt, denn die Finne lässt sich in Längsrichtung verschieben und ermöglicht stufenlosen Trimm. Außerdem passt sie durch die geringe Bauhöhe auch in dünne Waveboard-Hecks. Der Einbau mit Plättchen und kleinem Schräubchen ist jedoch nichts für kalte Finger und Leute, die gerne Kleinteile verschludern.
An der Base mit parallelen Flächen ist hinten ein Quer-Splint vorhanden, der in eine Aussparung der Box eingeführt wird. Zusätzlich wird ein Plättchen eingelegt, in dessen Gewinde die Schraube an der Vorderkante geschraubt wird.
Die kleine Schwester der US-Box. In der Regel sind bei Thruster-Boards die Seitenfinnen in dieser Variante vorhanden, Quads sind häufig komplett mit Slotboxen ausgestattet. Sie sind deutlich leichter sind als US-Boxen, bei Multifin-Boards ein durchaus relevanter Faktor. Slotboxen kommen aus dem Wellenreiten und sind ausschließlich für sehr kleine Finnen geeignet. In geringem Umfang können diese je nach Länge der Box auch in Längsrichtung verschoben werden.
Die Finnen haben an den Seiten des Kopfes kleine Aussparungen. Die zwei Schrauben pro Finne werden an der Unterseite des Boards schräg in die Box hineingeschraubt und packen dann in diese Aussparungen.
Eigenentwicklung von Starboard für die Sidefins bei Waveboards, inzwischen auch von Severne verwendet. Eine Mischung aus Slotbox und US-Box, mitsamt ihrer Vor- und Nachteile. Der Verstellbereich ist größer, die Handhabung etwas simpler. Normale Slotbox-Finnen können einfach an die Starbox angepasst werden, wenn man vorne eine entsprechende Kerbe sägt.
Wie bei der US-Box wird ein Plättchen in die Box eingeführt, jedoch dann zunächst ohne Finne verschraubt. Dieses kann in der Box verbleiben. Die Finne wird dann mit der Kerbe am Plättchen eingehakt und hinten wie bei der Slotbox mit einer zweiten Schraube schräg von der Seite fixiert.
Wo die Powerbox bei langen Slalom-Finnen an ihre Grenzen kommt, schlägt die Stunde der Tuttlebox. Sie wird vor allem bei reinrassigen Slalom-Boards und im Foil-Bereich eingesetzt. Für festen Sitz ist manchmal etwas Schleif-Arbeit nötig.
Ähnlich wie bei der Powerbox wird eine Tuttlebox-Finne von oben verschraubt, hier kommen jedoch zwei Schrauben zum Einsatz. Der Kopf ist etwas größer als bei der Powerbox (und benötigt dementsprechend ein fettes Heck), die Seitenflächen sind parallel und deswegen unempfindlicher für hohe Querkräfte. Vorder- und Hinterseite des Kopfes laufen aufeinander zu, der Kopf verjüngt sich also nach oben hin.
Vom Prinzip her wie eine Tuttlebox, jedoch mit nochmals höherem Kopf. Erstmals bei extrem langen Formula-Finnen eingesetzt, inzwischen vor allem bei sportlichen Foils weit verbreitet. Auch hier müssen Box und Kopf gut passen.
Auch hier werden zwei Schrauben von oben durch Heck geschraubt. Weil der untere Teil des Kopfes praktisch identisch ist mit der normalen Tuttlebox, lassen sich mit entsprechenden Schrauben auch Finnen der kleineren Variante montieren.
Variante der Tuttlebox für kleine Seitenfinnen bei Waveboards.
Der Kopf der Finne ist ähnlich geformt wie bei einer Slotbox, allerdings ohne die seitlichen Einkerbungen. Die Finne wird mit einer Schraube von oben durch das Board verschraubt
Im Foil-Bereich sind öfter zwei parallele US-Boxen zu sehen:
Hier werden pro Seite zwei Gewinde-Blöcke in die Schienen eingesetzt. In einigen Varianten lassen sich diese mit einer kleinen Inbus-Schraube in der Schiene fixieren und können dann im Board bleiben. In den Gewinden wird dann das Foil mit einer Basis-Platte befestigt.
System aus dem Wellenreiten, hat sich seit den 90er Jahren dort etabliert. Während zuvor die Finnen bei Wellenreitern oft fest anlaminiert waren, erlaubt das FCS (Fin Control System) einen Tausch oder Demontage für den Transport. Nur für kleine Finnen ohne viel Seitendruck einsetzbar, deswegen im Windsurfen nicht verwendet, sondern nur bei Wave-SUPs mit Multifin-Setup.
Das Grundprinzip ist identisch mit der Slotbox: Die Finnen werden in die Boxen gesteckt und mit schräg angesetzten Schrauben fixiert, die in eine Nut im Finnenkopf greifen. BEi FCS ist allerdings alles eine Nummer kleiner, zudem ist der Kopf in zwei “Laschen” geteilt. Seit 2013 gibt es zusätzlich FCS-II, bei dem die Finnen nicht mehr geschraubt, sondern nur noch eingeklickt werden. Die Systeme sind aufwärtskompatibel, das heißt herkömmliche Schraub-Finnen passen auch in das Klick-System, neuere Klick-Finnen aber nicht in die normalen Boxen.
In den 80ern und 90ern verwendete vor allem Fanatic mit der Trimbox eine eigene Lösung, auch von Bic wurde sie teilweise eingesetzt. Das Prinzip war ähnlich wie bei der Powerbox, über mehrere Gewinde im Finnenkopf ließ sich diese jedoch längs verstellen. Mit der Übernahme von Fanatic durch Mistral ausgestorben.
Ebenfalls ausgestorben, früher eine Spezialität von Tiga. Wie der Name schon sagt, war der Kopf wie bei der Powerbox konisch. Vorne wurde die Finne mit einer Einkerbung an einem Querbolzen eingehakt und dann am hinteren Ende von oben verschraubt. Schon zu Lebzeiten ein Exot mit schwieriger Ersatzteilversorgung, allerdings ließen sich Trimbox-Finnen mehr oder weniger passend zurechtbasteln.