Es ist quasi ein Rückblick im Rückblick: Im Frühjahr 1987 feierte surf den ersten runden Geburtstag. Gleichzeitig war es 20 Jahre her, dass Jim Drake zum ersten Mal sein Erfindung gewassert hatte. Aus heutiger Sicht ist vor allem spannend, wie damals in die Zukunft des Sports geblickt wurde.
surf-Test auf Gran Canaria, in den 80ern ein viel genutzter Spot. Jede Menge Starkwind machte den Slalom-Test 1987 eh schon zu einer Herausforderung, dass viele der Boards damit schlichtweg überfordert waren, machte es nicht besser. Das spektakulärste Bild lieferte Werner Buschmann: Er mit dem HiFly Slalom im Sprung, seine Finne einige Meter in Lee: “Beim Absprung knackste es kurz und trocken.” Albert Pucher wurde nach einem Finnenbruch zum Fall für die Seenotretter, doch selbst mit dem Motorboot blieb der havarierte Tester auf dem Atlantik verschwunden. Nach bangen Stunden tauchte er einige Kilometer südlich wieder auf, er hatte sein Trapez als Not-Abdrifthemmer ums Heck geschnallt und sich an Land ziehen lassen. Insgesamt brechen drei Finnen, zwei Finnenkästen werden verbogen und einer bricht komplett aus dem Board.
surf analysiert später: Die Finnenkästen - durch die Bank US-Boxen - sind zu schwach für moderne Shapes, die Finnen werden immer länger und die Fahrweise kraftvoller und schneller. Bei Extrembedingungen wie im Test kommen Finnen und Kästen dann an ihre Grenzen. Die damals gültige DIN-Norm verlangt, dass die Finne “mindestens drei Schläge von definierter Stärke” überstehen muss - im Labortest brechen viele Modelle bereits beim ersten Schlag. Eine bemerkenswerte Evolution machte das Sailboard-Brett durch: Vom schnellen Verbiegen des ersten Brettes bis hin zu einem sehr soliden Probanden im Schlagtest - das machte surf stutzig. Alle drei wurden durchgesägt, und siehe da: Das letzte Modell hatte deutlich dickeres Laminat und eine Alu-Verstärkung. Unter dem Verdacht, dass es ein für den Test frisiertes Brett sein könnte, riet surf allen Käufern, sich die Verstärkungen vom Shop schriftlich garantieren zu lassen. Im Interview fordert ein Experte ein neues Finnen-System, macht jedoch angesichts der Kosten wenig Hoffnung. Doch nur wenig später kam die Powerbox und ist bis heute weit verbreitet.
Beim Test in regulären Bedingungen gab es dann soweit keine Überraschungen: Der F2 Sunset Slalom überzeugt als Top-Allrounder, der Mistral Diamond Head glänzt mit guter Geschwindigkeit, der HiFly ist zwar nicht ganz so schnell wie die Top-Modelle, aber für weniger geübte Fahrer bestens zu kontrollieren. Doch neben dem Finnen-Problem nervten im Test auch brechende Mastfüße, unsaubere Kanten, schwache Verklebungen und empfindliche Laminate.
“Wir wollten eine Schreibe wie beim Spiegel, ein Layout wie beim Stern, Verbraucherberatung wie bei der Stiftung Warentest und freche Storys wie im Playboy”, erinnern sich Uli Stanciu und Gerd Kloos an die Gründungsjahre der surf. In einem großen Artikel schreibt Jim Drake, wie er das Windsurfen erfunden hat, welche Stolpersteine es gab und wie er die Zukunft des Sports sieht. Dabei hebt er vor allem eine Erfindung hervor: Den Wind-Wing - und wir wissen alle, wie diese damalige Grundidee inzwischen eingeschlagen hat.
Außerdem im Jubiläums-Special: Ein Rückblick auf zehn Jahre Robby Naish. Mächtig rund geht es in der Peter-Brockhaus-Story: Der Mistral- und spätere F2-Gründer teilt mächtig aus und berichtet, wie er quasi im Alleingang den Windsurf-Markt gestaltet hat. Obwohl viele seiner Projekte sehr erfolgreich waren, gab es auch immer horrende Kosten. “Peter Brockhaus schläft mit zwei Millionen Schulden besser als andere mit 200 000 Mark Guthaben”, wird ein ehemaliger F2-Geschäftsführer zitiert. Ein faszinierendes Stück Windsurf-Geschichte - ebenso wie die “seltsamsten Ideen der Surfbranche”: Neben kuriosen Gabeln und Brettern mit Kiel wird hier auch ein aufblasbares Brett genannt. Moderne iSUPs können da nur müde lächeln.
Beim Worldcup in Japan fordern brutale Bedingungen die Fahrerinnen und Fahrer: Ein Tag mit neun Windstärken und masthohen Wellen bringt alle an die Grenzen. Björn Dunkerbeck schafft es, ein Rennen auch mit gebrochener Finne zu beenden, aber auch er hat kaum Kontrolle. Bojen fliegen weg, Regattaboote müssen aus Sicherheitsgründen abdrehen. “Die schwierigste aller Fragen galt der Segelgröße: Mehr als drei, drei, weniger als drei Quadratmeter?” Am Ende gewinnt - natürlich - Robby Naish, doch die Jungen holen auf.
Kleinod am Heftende: Der natürlich hochseriöse Test von Richard Fryklund, Tommy Brandner und Bernhard Förth
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