“Jetzt zeigen wir’s den Männern!” - unter dieser Headline stellt surf die damals radikalsten und prägendsten Surferinnen vor. Allen voran Natalie Siebel, damals 19 Jahre alt und amtierende Wave-Weltmeisterin. “Das Können der Frauen ist in den letzten Jahren extrem gestiegen”, berichtet sie von Maui. Im Artikel von Autorin Susanne Schuler geht es dann aber leider weniger um die Surferinnen, sondern vor allem um die Befindlichkeit der sensiblen Männer-Gemüter. Während Vance Killan noch findet, man müsse den Männern ein wenig Vorsprung lassen, um sie nicht zu verstören, darf kurz darauf Ober-Macho Mike Eskimo vom Leder ziehen. Über Lena Kerr oder Angela Cochran sagt er “mit einem nicht zu überhörenden verächtlichen Unterton”: “Das sind doch richtige Machogirls. Klar, die sind mutig, aber die haben [...] ja breitere Schultern als ich und sind halt so auf dem Emanzipationstrip.” Immerhin hat Mike seiner eigenen Frau auch erfolgreich Windsurfen beigebracht, und dabei gleich mit dem Wasserstart angefangen um ihr das lästige Segelaufholen zu ersparen. Unbeeindruckt von Eskimos Macho-Allüren resümiert Angela Cochran: “Ich gehe nicht bei brutalen Bedingungen raus, weil ich den Männern imponieren möchte. Ich möchte vielmehr all die anderen Mädchen aufmuntern, möchte ihnen zeigen, daß sie auch in so extremen Bedingungen surfen können.”
Neun Bretter testet surf gemeinsam mit dem TÜV auf ihre Haltbarkeit: Sind Serienboards für “Freaks” in der Brandung genauso robust wie Custom Mades? Das einzige Brett, dem alle Folter-Methoden nichts anhaben konnten, war der HiFly 275 Extreme. Einen Bruch der Außenhaut herbeizuführen war “unmöglich”, das Board konnte danach einfach weiter gesurft werden, während alle anderen Testkandidaten nur noch Sondermüll waren. Neben der buttrigen Thermoplast-Bauweise des HiFly erwiesen sich die Stringer bei Mistral und F2 als besonders haltbar. Als schwächstes Modell erwies sich die Fanatic Ultra Bee, ausgerechnet das High-Tech-Modell der Marke. Fanatics Marketing-Mann Adolf Hetzer bleibt gelassen: “Wir gehen davon aus, daß es sich um einen Ausreißer handelt, der unter 1000 Brettern einmal auftritt.”
“Wie schlimm ist Sucht-Surfen?” fragt Autorin Annegret Becker und geht dem Sucht-Faktor des Windsurfens auf den Grund. Die Symptome: Der oder die Betroffene hat “zu wenig Freizeit für die Arbeit”. Einer der Süchtigen aus dem Artikel: Abiturient und “Szenen-Insider von St. Peter-Ording” Ingo Meyer (19): “Wenn’s draußen pfeift, wetze ich unruhig auf meinem Hosenboden hin und her. Die Konzentration ist hin, ich warte auf den erlösenden Schulgong.” Dahinter stecken laut medizinischer Auskunft die Endorphine, die beim Surfen ausgeschüttet werden. Doch Sportpsychologe Günther Bäumler hat Verständnis für süchtige Windsurfer: “Surfen übt eine große Faszination aus, es birgt so viele Überraschungen, Erfahrungen und Verbesserungen der eigenen Fähigkeiten, daß es nie monoton wird. Dieser Ansatz allein genügt für eine gesunde Person, um süchtig zu werden.” Im Gegensatz zu “echten” Drogen jedoch hebt Surfen das Selbstbewusstsein und das Körpergefühl nachhaltig, oder wie Professor Bäumler es ausdrückt: “Die psychohygienischen Vorteile des Surfens überwiegen weit die Nachteile.” Auch das Gesetz ist auf der Seite der Windsurf-Süchtigen: Paragraph 20 StGB erlaubt das unerlaubte Fernbleiben vom Arbeitsplatz für jeden, der “wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen.”
Was heute der Racer of the Sea oder die German Wave Tour, war 1989 der Wave-Slalom-Cup. Die Grundideen gleich sich: Unkomplizierte Regatten für Neu-Einsteiger, ohne Vereinszwang oder Profi-Allüren. “Proteste und Bürokratismus sind verpönt”, es gehe um Spaß und faire Duelle. Drei Contests in St. Peter-Ording, Sylt und Klitmöller sind geplant, wer kein eigenes Material hat kriegt F2-Boards und -Riggs gestellt. Echte Profis dürfen zwar mitfahren, kommen aber bis auf eine Supersession nicht in die Wertung. Stattdessen fungieren Björn Schrader und Axel Ohm als Schiedsrichter: “Die Show war besser als manches Worldcup-Waveriding”, so ihr Fazit nach dem Auftakt-Event.
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