Surf-Freak Tim Kallas hat ein Auslands-Semester auf Teneriffa verbracht, die Surf-Bedingungen standen dabei vielleicht ein kleines bisschen mehr im Vordergrund als der akademische Aspekt. Zwischen Rentnern und Aussteigern gibt es auch eine deutschsprachige Surf-Szene, so dass bei der Morgen-Session “plötzlich mehr Landleute um mich herum standen als beim letzten deutschen Fußball-Länderspiel”. Den Spaniern ist es hingegen noch zu früh. Neben zweien, die sich langsam in die Insel und irgendwann auch in eine Einheimische verliebt haben und ganz nach Teneriffa gezogen sind, ist auch ein gewisser Daniel Bruch dabei - “der Mann, der Wellen 360er, einhändige Rückwärtsloops und Goiter so einfach aussehen lässt als wäre es ein Schotstart.” Neben dem Job in der Firma seiner Eltern betreibt Dany damals einen eigenen Radiosender und startet gerade in World Cup durch. Er setze “unumstritten den Standard an diesem Spot”, heißt es schon 2002. Bart David hingegen, der Maurer aus Belgien, ist nur im Winter in El Medano (oder “el cemento”, wie die Einheimischen den Ort wegen seiner Bettenburgen damals nennen) zu finden, im Sommer ist es ihm dort zu touristisch. In den Bergen baute er sich seine eigene Finca. Auch Autor Tim Kallas ist sich damals sicher, bald wieder zurückkommen zu wollen.
“Das Tier”, so wird Antoine Albeau 2002 wegen “seiner Statur und Riesenpranken” genannt. Der Franzose, der sich in den nachfolgenden Jahrzehnten Legenden-Status erarbeiten und weit mehr als 20 WM-Titel sammeln sollte, war da gerade Freestyle-Weltmeister geworden - angesichts der Konkurrenz von Josh Stone und sicherlich etwas überraschend. Auch wenn ihm die Eleganz seiner Gegner abgeht, bringt der damals 29-Jährige jede Menge Ehrgeiz und Trainings-Disziplin mit. Sein Ziel: Der beste Allrounder der Welt zu werden. Albeau trainiert gezielt seinen Style, um den Gewichts-Nachteil auszugleichen. Gegenüber den jungen Newcomern wie Kauli Seadi und Ricardo Campello sieht er vor allem seine Erfahrung aus dem Racing als Vorteil: “Ricardo hat das Ding, Wettkämpfe zu gewinnen, aber nicht die mentale Stärke, um Weltmeister zu werden”, sagt er über seine späteren engen Freund. Windsurfen sei “vom athletischen Standpunkt her eine der komplexesten Sportarten”, so Antoine, der sich nach einem Freestyle-Wettkampf körperlich ausgelaugt fühlt, nach dem Racing hingegen eher mental. Dann erzählt Albeau noch, warum er kein Abitur hat: “1992 gewann ich meinen ersten Slalom gegen Björn. Auf dem Rückweg hing ich am Flughafen von New York fest. [...] Am nächsten Tag hätte ich mein Abitur machen müssen, aber 2000 Mark [für Übergepäck] waren damals für mich eine Stange Geld. Selbst mein Vater riet mir davon ab, übereilt nach Hause zu fliegen.”
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