RückspiegelDas waren die Highlights in surf 1-2/2002

Tobias Frauen

 · 05.07.2025

Man muss auch mal loslassen können:  Robby Naish cutbackt einhändig auf dem Cover, Darrlo Wong fotografierte (mutmaßlich) single-fingered
Foto: surf Archiv
In der ersten surf-Ausgabe 2002 steht der große Wave-Test im Mittelpunkt, dazu lernen wir Antoine Albeau und die deutschen Teneriffa-Locals näher kennen! Blättert mit uns durchs Heft!

Szene Teneriffa

Surf-Freak Tim Kallas hat ein Auslands-Semester auf Teneriffa verbracht, die Surf-Bedingungen standen dabei vielleicht ein kleines bisschen mehr im Vordergrund als der akademische Aspekt. Zwischen Rentnern und Aussteigern gibt es auch eine deutschsprachige Surf-Szene, so dass bei der Morgen-Session “plötzlich mehr Landleute um mich herum standen als beim letzten deutschen Fußball-Länderspiel”. Den Spaniern ist es hingegen noch zu früh. Neben zweien, die sich langsam in die Insel und irgendwann auch in eine Einheimische verliebt haben und ganz nach Teneriffa gezogen sind, ist auch ein gewisser Daniel Bruch dabei - “der Mann, der Wellen 360er, einhändige Rückwärtsloops und Goiter so einfach aussehen lässt als wäre es ein Schotstart.” Neben dem Job in der Firma seiner Eltern betreibt Dany damals einen eigenen Radiosender und startet gerade in World Cup durch. Er setze “unumstritten den Standard an diesem Spot”, heißt es schon 2002. Bart David hingegen, der Maurer aus Belgien, ist nur im Winter in El Medano (oder “el cemento”, wie die Einheimischen den Ort wegen seiner Bettenburgen damals nennen) zu finden, im Sommer ist es ihm dort zu touristisch. In den Bergen baute er sich seine eigene Finca. Auch Autor Tim Kallas ist sich damals sicher, bald wieder zurückkommen zu wollen.

Porträt Antoine Albeau

“Das Tier”, so wird Antoine Albeau 2002 wegen “seiner Statur und Riesenpranken” genannt. Der Franzose, der sich in den nachfolgenden Jahrzehnten Legenden-Status erarbeiten und weit mehr als 20 WM-Titel sammeln sollte, war da gerade Freestyle-Weltmeister geworden - angesichts der Konkurrenz von Josh Stone und sicherlich etwas überraschend. Auch wenn ihm die Eleganz seiner Gegner abgeht, bringt der damals 29-Jährige jede Menge Ehrgeiz und Trainings-Disziplin mit. Sein Ziel: Der beste Allrounder der Welt zu werden. Albeau trainiert gezielt seinen Style, um den Gewichts-Nachteil auszugleichen. Gegenüber den jungen Newcomern wie Kauli Seadi und Ricardo Campello sieht er vor allem seine Erfahrung aus dem Racing als Vorteil: “Ricardo hat das Ding, Wettkämpfe zu gewinnen, aber nicht die mentale Stärke, um Weltmeister zu werden”, sagt er über seine späteren engen Freund. Windsurfen sei “vom athletischen Standpunkt her eine der komplexesten Sportarten”, so Antoine, der sich nach einem Freestyle-Wettkampf körperlich ausgelaugt fühlt, nach dem Racing hingegen eher mental. Dann erzählt Albeau noch, warum er kein Abitur hat: “1992 gewann ich meinen ersten Slalom gegen Björn. Auf dem Rückweg hing ich am Flughafen von New York fest. [...] Am nächsten Tag hätte ich mein Abitur machen müssen, aber 2000 Mark [für Übergepäck] waren damals für mich eine Stange Geld. Selbst mein Vater riet mir davon ab, übereilt nach Hause zu fliegen.”

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Und sonst so?

  • Visionär Welz: Wenn “Querulanten ins diffuse Rampenlicht des Internets” treten und in Foren behaupten, dass die surf-Testnoten nach Anzeigenvolumen ausgerichtet oder “die Testfahrer geschmiert” seien, dann helfen nur stichhaltige Argumente und Transparenz, so der damalige Chefredakteur in seinem Editorial. Denn: “Wer keine hat, versteckt sich in der Anonymität des Netzes.” Leider heute immer noch so wahr wie 2002.
  • Fan-Post für die Profis: Während Andy Laufer zum Date eingeladen wird und Josh Angulo eine Bibel-Stunde abhält, bekommt Josh Stone Post von einem Oberstudienrat, der den “Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen” anprangert und für einen Vortrag Stellungnahmen aus der Jugendkultur sammelt. Auf Stone sei er über seinen Sohn gekommen, ein “besessener” surf-Leser (“Ich persönlich halte nichts von dieser Lektüre, da ich sie für jugendgefährdend halte!”) Spaß-Fake? Vermutlich, aber Stone antwortet trotzdem sehr diplomatisch.
  • Die boot 2002 steht vor der Tür, auch damals waren schon nicht mehr alle großen Hersteller dabei. Dafür stehen Parties mit verheißungsvollen Namen wie “Tequila Suicide” oder “Jägermaestro” auf dem Programm.
  • Vom großen Test in Südafrika gibt es eine große Foto-Story und einen Blick hinter die Kulissen. Dabei sind unter anderem Exoten wie Hi-Tech oder Drops. Passend dazu hat ganz hinten Zeichner Bernhard Förth gemalt, wie er sich den surf-Test so vorstellt...
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  • Worldcupper Rich Foster zeigt die Etikette und die Vorfahrtsregeln in der Welle. Als “Opfer” auf den Bildern hat er sich ausgerechnet Josh Angulo ausgesucht
  • Perlen der Werbung: Das Wort “Bodyshaming” war 2002 noch völlig unbekannt, so dass ein Reiseveranstalter ungestraft mit einer etwas aus dem Leim gegangenen Wurstbrot-Esserin in der Rückansicht und dem Slogan “Wir haben die schönsten Fitness-Studios der Welt” werben konnte
  • Beim World Cup in Irland ist Vidar Jensen beinahe Weltmeister - doch völlig unerwartet kommt am letzten Tag doch nochmal Wind und der auf Gran Canaria lebende Norweger fliegt raus. Es gewinnt - wer wohl - Kumpel Björn Dunkerbeck. Gesprächsthema Nummer Eins während der Flautentage sind die Anschläge in New York und Babypläne der Worldcupper
  • Andy Pusch zeigt die besten Spots an der Costa Brava: Durch Party-Touristen hat die Region einen schlechten Ruf, die Thermik ist zwar verlässlich, aber ohne Über-Hack - doch ideal für modernes, früh gleitendes Material

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