“Die Schöne ist ein Biest”, so wird die legendäre Welle von Teahupoo beschrieben. Spätestens seit Olympia 2024 ist der Break weltbekannt, 2006 ist das noch ganz anders. Jason Polakow und Robert Teriitehau gehören zu den ersten Windsurfern, die mit Segeln in die Welle gehen - wer sonst, sind doch beide nicht gerade als zögerliche Sicherheits-Freaks bekannt. “Die Welle rief meinen Namen”, so Jason poetisch, “aber es war die Stimme eines Monsters!” Tahiti-Local Robert war schon mal draußen, und lässt sich leicht überzeugen gemeinsam mit Jason in Teahupoo (sprich: “Tscha-Pu”) rauszugehen. Die “heaviest wave on earth” lasse selbst Pipeline wie ein “Kinderkarussell” aussehen, beschreibt Polakow. Nach ein paar Ritten auf dem Wellenreiter steigen Jason und Robert aufs Windsurf-Zeug um. Während sich Teriitehau von einem Jet Ski in den Break ziehen lässt, pumpt sich Polakow selber in die Wellen rein - und setzt einmal sogar einen Wave-360 an. Nach ein paar Traum-Wellen erwischt es Poli allerdings und er wird übers Riff gewaschen. “Nachdem ich mein gesamtes Material völlig zerstört hatte, fand ich, es sei an der Zeit, Roberts Einladung zu einem echt tahitianischen Essen bei ihm zuhause anzunehmen!”
Die Balearen sind nicht gerade als Starkwind-Paradies bekannt, das gilt auch für Formentera. Die “kleine Schwester von Ibiza” im Schatten der bekannten Inseln ist dennoch ein lohnendes Windsurf-Ziel: Karibische Wasserfarben, traumhafte Strände, lebhafte Ecken ohne Ballermann-Ambiente und das gut erreichbar. Der Österreicher Walter Baldinger betreibt die drei Wassersport-Stationen auf Formentera und schwärmt: “Gleitwind zwischen drei und fünf Beaufort ist nicht selten”, im Frühjahr und Herbst könne es sogar Wellen und Wind fürs 4,5er geben. Fortgeschrittene können mit gutem Material durch die idyllischen Buchten heizen, Einsteiger machen einen Kurs und der nichtsurfende Teil der Familie wird nicht gesandstrahlt. Zu den Surflehrern bei Walter gehört auch der spätere PWA-Profi Andrea Rosati. “Die Farben sind der abolute Wahnsinn”, schwärmt er. “Wenn du am Playa de Illetes entlanggleitest, ist das Wasser so klar, dass du meinst, jedes einzelne Sandkorn am Grund erkennen zu können!”
“Was da im Stillen vor sich hinschlummert, muss nur wachgeküsst werden”, schreibt surf-Regattaredakteur Alois Mühlegger in seinem Editorial und macht kräftig Werbung für die immer noch zahlreichen Windsurf-Clubs in Deutschland. Im Heft wird dann die Rheinische Windsurfing Gemeinschaft vorgestellt, die am Zülpicher See aktiv ist. Leider ist der See im Laufe der Jahre durch wachsende Bäume am Ufer immer windstiller geworden, viele Jüngere fahren lieber nach Holland. Mühlegger, einst selber als Sportwart im Club engagiert, stattet dem “Zülpi” zum Sommerfest einen Besuch ab. Nach den Rennen auf dem Wasser - unter anderem mit Tandems - tritt die Kölsch-Band Brings auf. “Keine Regatta ohne richtige Party” lautet das Grundprinzip.
2005 war das Jahr von Kauli Seadi, er holte seinen ersten WM-Titel in der Welle. Wie so viele Stars seiner Generation war der Brasilianer zunächst im Freestyle erfolgreich, der ganz große Traum war aber immer das Waveriding. “Freestyle habe ich nur so nebenher gemacht”, sagt Kauli im surf-Interview. Sein Einfluss aufs Waveriding ist immens: “er revolutionierte den Stil in der Welle”, hieß es schon 2006, weil Kauli Freestyle-Elemente mit ins Waveriding einbrachte. “Ich bin überzeugt, dass Freestyle die Zukunft in der Welle ist”, sagt er - heute setzten die Judges jedoch wieder mehr auf klassisches Waveriding. Später sorgte Kauli für das Comeback der Multifin-Boards und hatte als erster kürzere, kompakte Shapes dabei. Auch in Sachen Vorbereitung geht Seadi neue Wege, er setzt auf Mental-Training, Meditation und Yoga. Dabei hätte er auch das Zeug zum Tennis-Profi gehabt, Seadis Vater war ein anerkannter Coach. “Aber den Rest meiner Karriere einem gelben Ball hinterherrennen? Nein Danke!” Außerdem habe sein Temperament nicht in die Tennis-Mentalität gepasst, erzählt Kauli. 2007 und 2008 kamen noch zwei weitere WM-Titel hinzu, heute betreibt Seadi in seiner Heimat Ibiraquera ein Wassersport-Hotel.
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