Mit welcher Seite hältst du es? Fast jeder Surfer hat eine Schokoladen-Seite, auf der die Manöver einfach besser klappen. Meistens ist das durch die Bedingungen am Home-Spot geprägt oder wo bestimmte Dinge gelernt wurden. Das beginnt beim Beachstart und endet auch für gestandene Profis bei komplexen Moves nicht. Dave Kalama etwa berichtet, dass er Sprünge zwar mit Training auf beiden Seiten gleich gut auf die Reihe bekommt, smoothe Turns auf der Welle aber nur mit dem rechten Fuß hinten. Ein Sportwissenschaftler bestätigt, dass die Einseitigkeit in jedem Körper angelegt ist und sich nur bedingt anders trainieren lässt, Stichwort Links- oder Rechtshänder. Auch wer Manöver vor dem inneren Auge durchspielt, steht dabei meistens unbewusst auf seiner starken Seite. Ingo Meyer trainiert für seine Ausgewogenheit je drei Monate auf Maui (Wnd von rechts) und in Südafrika (Wind von links), zusätzlich ließ er sich von einem “Doc” auf Maui per Elektroschock vernachlässigte Muskelpartien reizen. Viele Hobbysurfer haben hingegen laut Karsten Gallo vom VDWS eine ganz eigene Methode, mit ihrer schwächeren Seite umzugehen: “Irgendwie stimmt bei vielen Leuten in einer Richtung immer mit den Trapeztampen etwas nicht. Die müssen dann ja zwangsläufig vom Brett und an ihren Leinen herumfummeln. Wenn sie dann schon unten sind, können sie das Brett auch gleich umdrehen.”
“Dein Juchzer wird gehört”, so bringt ein alter Tandem-Recke seine Liebe zum Windsurfen im Doppelpack auf den Punkt. Nachdem Tandem-Surfen in den Kindertagen allgegenwärtig war, gerieten die riesigen Doppelplanken zwischenzeitlich in Vergessenheit. 1996 hat nun F2 ein neues Tandem am Start - das aber auch keine echte Renaissance einläuten konnte (ein weiterer Versuch war das Starboard-Tandem, dem Kai Lenny und Ricardo Campello 2020 zu kurzer Berühmtheit verhalfen). Kutte Priessner berichtet erst nostalgisch von eigenen Tandem-Erfahrungen, es folgt der Test des neuen F2-”Donnerbalkens”. Ganz wichtig: Die Abstimmung der Piloten, vor allem in Manövern. Wasserstart kann man fast komplett vergessen, auch der Schotstart ist nicht weniger diffizil (”Die Gefahr, beim Segelaufholen den Co-Piloten vom Brett zu fegen, ist eher eine Garantie.”). Das Fahrerlebnis auf dem Tandem ist dabei durchaus unterschiedlich: Der Vordermann (immer der Leichtere, der Techniker) schwebt bei schnellerer fahrt mit Leichtigkeit über dem Wasser, der hintere Surfer (der schwere Kraftbolzen) muss die Fuhre auf Kurs halten. Der Spaß, so die einhellige Meinung aller, die schon mal zu zweit auf dem Brett standen, ist aber unvergleichlich: “Die Gefahr zu ersaufen ist ziemlich groß”, so F2-Fahrer Chris Calthrop, “weil man beim Tandemsurfen so viel lachen muss!”
Eine etwas beschwerliche Anreise nehmen die Brüder Thomas und Christian Miklautsch auf sich, um einen geheimnisvollen Secret Spot in Marokko zu entdecken. Sie surfen 110 Kilometer von Fuerteventura aus über den Atlantik, um sich dann mit Offroader, Kamel und zwei Eseln an der Küste entlang in Richtung des Wellen-Paradieses durchzuschlagen. Der 13 Stunden dauernde Langschlag ist geprägt von Flaute und Seekrankheit, in Marokko wartet auf halbem Weg ein surrealer Spot: Ein riesiger Schiffsfriedhof mit rostigen Wracks sorgt für spektakuläre Bilder. Doch die Session ist nur kurz, direkt unter der Wasseroberfläche lauern messerscharfe Trümmer: “Schnell tasten wir uns aus diesem Labyrinth wieder heraus und nehmen die Gewißheit mit, daß wir an diesen seltsamen Ort nie wieder zurückkehren werden.” Das Ziel entschädigt dann auch nicht wirklich für die Mühen: Fünf Tage lang lassen sich weder Wind noch Wellen blicken. Immerhin war das Versprechen “keine anderen Surfer weit und breit” nicht gelogen.
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