RückspiegelDas waren die Highlights in surf 7/1990

Tobias Frauen

 · 20.01.2024

Die Highlights aus surf 7/1990
Foto: surf Archiv
Auf dem Titel von surf 7/1990 springt Christoph Walker vor die Linse von Olaf Fippinger
Heute kennt sie jeder, damals war sie brandneu: Die Powerbox erblickte im Sommer 1990 das Licht der Welt. Außerdem nähert sich die Windsurf-Welt Kapstadt und seinen Traumspots an - vor dem Hintergrund der immer noch bestehenden Apartheid kein einfaches Thema.

Powerbox und bunte Segel

Gleich zwei Material-Neuheiten, die für uns heute selbstverständlich sind, werden im Sommer 1990 der Öffentlichkeit präsentiert: Mistral und F2, zwei der größten Board-Hersteller, haben gemeinsam die Powerbox entwickelt, die ab 1991 in allen Boards der Marken verbaut werden soll. Die altbekannte US-Box hatte bei immer größeren Finnen und Segeln Schwächen offenbart. “Das starke Stück am Heck ist 16 Millimeter breit und nimmt klaglos jeden ‘Slalomprügel’ von Finne auf”, frohlockt surf. Mistral-Mitentwickler Helmut Kirner glaubt: “Jetzt können die Konstrukteure ihre Finnen endlich bruchsicher und strömungsgünstiger gestalten”, während der F2-Kollege ankündigt, dass man mit der neuen Box besser angleiten könne. Auch wenn die Powerbox selbst in den 2000ern an ihre Grenzen geriet und für noch größere Kräfte Tuttleboxen her mussten - ein absoluter Meilenstein! Die andere Neuerung war von F2 und Hoechst gemeinsam entwickelter farbiger Monofilm, der zumindest teilweise eine Alternative zur transparenten Tristesse im Segeldesign bot.

Kapstadt - Paradies oder pervers?

Heute jeden Winter ein Traumziel für tausende Windsurfer, Winger und Wellenreiter, 1990 noch umstritten und exotisch: Durch die “Kap-Perestroika” und dem sich abzeichnenden Ende der Apartheid rücken Südafrika und seine perfekten Spots in den Fokus. “Darf man schon nach Südafrika reisen?” fragt surf F2-Segelentwickler Klaus Walther, der seit Jahren nach Kapstadt fährt. Der berichtet, dass man abseits der Brennpunkte wenig von den damaligen Unruhen mitbekomme und begrüßt die langsamen Veränderungen, betont aber auch, dass es noch eine ganze Reihe von Ungerechtigkeiten gebe. Ansonsten schwärmt er von den grandiosen Bedingungen, die damals noch vielfach unentdeckt sind. Profis wie Robby Seeger oder Jutta Müller zögern jedoch noch in das noch weitgehend isolierte Land zu reisen, sie haben Angst vor Sanktionen, wie es sie etwa im Tennis gab.

Fahrtechnik-Offensive

Große Fahrtechnik-Offensive im Sommer: Der “Fun-Trainer” für Fortgeschrittene zeigt Fußsteuerung sowie die optimale Technik zum Gleiten und Höhelaufen, im Special “Fun on board” geht es um Einsteiger. Neben einer großen Reportage aus einem Surfkurs gibt es einen Gutschein für eine Schnupperstunde und jede Menge Grundwissen. Von Brettgrößen über Rigg-Komponenten bis hin zu Fachbegriffen bekommen Windsurf-Willige alles an die Hand, um durchzustarten.

Und sonst so?

  • Mistral wird neu aufgestellt, künftig gehört die Marke zu gleichen Teilen Gaastra und dem Hersteller Fritzmeier. Zudem wird die Zentrale von München nach Oberbayern verlegt, neuer Chef ist Rainer Ramelsberger.
  • Perlen aus der Werbung: NeilPryde preist das neue Wave Slalom-Segel mit “Twin Cam” an. Zwei abnehmbare Camber und drei “Convertible Battens”, die kürzer oder länger genutzt werden können, bieten sage und schreibe acht verschiedene Setup-Möglichkeiten für unterschiedliche Bedingungen. Ein Traum für Trimm-Nerds, ein Albtraum für alle, die schnell aufs Wasser wollen.
  • Unter “Gleitzeit ‘90” geht es um An- und Durchgleiten. Neben Pumptechnik und Segelgrößen (”auf Slalomboards sind 7,5 Quadratmeter die Grenze des Zumutbaren”) geht es auch um die neuen, langen Finnen: Mit bis zu 38 cm sind die “riesigen Finnenstachel” erstaunlich gut zu fahren, solange es nicht um die Kurve geht.
  • Gaastra bringt für Ein- und Aufsteiger ein “lattenfreies Leichtsegel” aus Monofilm mit nahezu gerader Masttasche. Fazit nach dem ersten Test von sechs Quadratmeter Folie am Stück: Für Aufsteiger bei Leichtwind durchaus okay, sensationell einfach beim Schotstart - aber reichlich Kontrollprobleme, schwammiges Fahrgefühl und ohrenbetäubendes Knattern bei mehr Wind.
  • Heißbegehrt in der Prä-Windfinder-Ära: Eine Übersicht von Telefonnummern von Surfschulen, -stationen und Wetterdiensten, die Auskunft über den Wind an den bayerischen und österreichischen Seen geben
  • Beim World Cup im japanischen Omaezaki starten die Fahrerinnen und Fahrer erst, nachdem Greenpeace das Wasser untersucht hat. Zuvor hatten Gerüchte über einen Zwischenfall im nahegelegenen Kernkraftwerk die Runde gemacht
  • “Windsurfen verlangt Intelligenz, Hartnäckigkeit und Schnelligkeit. Windsurfen ins Phantasie und Poesie” - sagt Georgios, ein Maler von Mykonos, der das Surfen zu seiner zweiten Kunstform erkoren hat und als Erfinder der Duck Tack gilt.
  • Der Spot Guide Sylt (zum Heraustrennen!) zeigt die besten Spots auf West- und Ostseite und listet ganze vier Surfshops auf der Insel auf

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