Juli 2006, klingelt da was? Genau, zur Fußball-WM in Deutschland war das ganze Land im Sommermärchen-Fieber. Wer zwischen Poldi, Jogi und Ballack das Windsurfen nicht vergaß, bekam im Juli-Heft ein dickes Paket an großartigen Themen, auch fast 20 Jahre später noch hochinteressant! Spot-Guides an der Nordsee (zum Anpfiff wieder zuhause!), Steve Chismar auf den Spuren der legendären Schweini- ...äääh, Schweinebucht, Windskaten für die Halbzeitpause oder einen Windsurf-Trip in den garantiert Fußball-freien Oman.
Den Watschelgang von Charlie Chaplin oder den Hüftschwung von Elvis kenne jeder, so schreibt es surf-Autor Steve Chismar, und genauso gebe es auch bei vielen herausragenden Windsurfern den einen Move, der in Sachen Style und Radikalität unerreichbar für andere ist. Egal wie sehr sie es noch probieren, es wird immer noch eine Imitation sein. Die damals noch jungen Boujmaa Guillol und Victor Fernandez sind schon früh für ihre gebogenen Sprünge beziehungsweise den Pushloop Table Top bekannt. Doch die Signature Moves der Legenden kennt auch heute noch fast jeder Windsurf-Grom: Wer hat nicht schon mal von einem Bottom Turn a lá Polakow geträumt? Er mache “aus einem Standard-Move ein Feuerwerk”, schwärmt Steve. Josh Angulo hat mit seinen One Handed Aerials den Signature Move quasi erfunden und dasmit die Bezeichnung für das, was Robby Naish mit seinen Tweaked Table Top schon hatte. Die nächsten Generationen haben indes seit dieser Geschichte nachgelegt: Philip Kösters furchtlose Pushloop Forwards, Marcilio Brownes Doppelloops, Morgan Noireaux und seine 360er - jeder hinterlässt seine eigene Unterschrift.
Wir Spätgeborenen kennen die Schweinebucht am Gardasee nur noch aus Erzählungen (die auf Kuba hingegen aus Geschichtsbüchern). Steve Chismar machte sich 2006 auf, um den Mythos der nahezu unzugänglichen Bucht am Westufer zu ergründen. Sie begründete ihren Ruf in den goldenen Zeiten als “Hookipa vom Gardasee”, hier waren sie alle, hier wurde der Wind noch einmal beschleunigt, hier fuhr Mike Eskimo die erste Duck Jibe Europas. Wer dabei sein wollte, musste nicht nur eine steile Felswand herunterklettern, sondern sich auch auf dem Wasser vor der eingeschworenen Schweinebucht-Gemeinde beweisen: “Wer Bretter über 250 Zentimeter fährt, soll Hackengas geben und Torbole surfen”, erinnert sich Schweinebucht-Legende Hänsen Vogelsammer, nur echte Sinker seien angesagt gewesen. “Die Jungs, die größere Boards fuhren, wurden Flößer genannt.” Unten auf dem Kies war wenig Platz, teilweise stapelten sich 15 Riggs übereinander. Einige schliefen gleich unten, andere in ihren Bussen direkt an der vielbefahrenen Straße, die Parties waren lang und laut. Neben der Geschichte, die Schweinebucht sei wegen ihrer Abgeschiedenheit nach ihrem kubanischen Vorbild benannt, gibt es noch weitere Herleitungen des Namens: Die Surfer hätten dort wie die Schweine gehaust (was alle von sich weisen), das nahe Hotel hätte seine Abfälle in der Bucht entsorgt (”bei uns war es immer piccobello sauber”) oder der Name komme daher, weil all die “armen Schweine” vom Pier dort angetrieben wurden: “Es war der letzte Strand bis zum Ponale, die letzte Rettung vorm ewigen Fels!”
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