RückspiegelDas waren die Highlights in surf 7/2008

Tobias Frauen

 · 12.10.2024

Ben Proffitt begeistert seine Zuschauer mit einem Cutback auf Falkland, fotografiert von Jean Souville
Foto: surf Archiv
Ben Proffitt in der bis heute teuersten Story der surf-Geschichte auf den Falkland-Inseln, der junge Balz Müller und Bernd Roediger, Einblick in die Custom-Made-Szene und vieles mehr: Die Juli-Ausgabe der surf aus dem Jahr 2008 ist ein echtes Kleinod!

Die legendäre Falkland-Story

Die Titelstory der Juli-Ausgabe 2008 gilt bis heute als teuerste Produktion in der Geschichte des Magazins. Die Idee: Wir gehen mit einem argentinischen und einem britischen Windsurfer auf den Falkland-Inseln gemeinsam auf Spot-Suche. Die Inselgruppe im Südatlantik war nicht nur Schauplatz des Krieges zwischen den beiden Nationen, sondern hat auch kristallklares Wasser, weiße Strände, Wellen und - mitten in den “Roaring 40’s” gelegen - jede Menge Wind. Der unvergessene Steve Chismar lud also Fotograf Jean Souville, den Argentinier Mariano Estevill und den Briten Ben Proffitt nach Falkland ein.

Vor Ort sind die Spuren des Krieges von 1982 immer noch sicht- und spürbar: Hubschrauber-Wracks, Kanonen-Reste und jede Menge Minen sich auf Falkland allgegenwärtig. Weil 2008 noch zahlreiche Minen vor allem an den Stränden liegen, sind viele Abschnitte gesperrt - die Hinterlassenschaften der Argentinier haben aber laut Aussage der Locals bislang nur ein paar Kühe getötet. Der britische Offizier, der sich um die Räumung kümmert, freut sich die Rückkehr ins Königreich: “Zu viel gottverdammter Wind!”

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Am Volunteers Beach, dem ersten Spot der Expedition, warten dann hunderte Zuschauer auf die ersten Windsurfer, die hier jemals aufs Wasser gehen. Der Strand beherbergt die weltweit größte Kolonie von Königspinguinen, die Ben und Mariano neugierig beäugen. “Die Welle und das Wasser sind wie in Südafrika”, meint Ben, “die Luft hat etwas Schottisches.” Schon in den Achtzigern nahm der Brite Dick Sawle seine Windsurf-Ausrüstung mit auf die Falklandinseln, surfte allerdings an anderen Stränden. Nach einem Materialbruch wurde er einmal von Delfinen zurück ans Ufer geschoben, erzählt er Steve. Doch auch 2008 gibt es noch viele Ressentiments, ein Brite weigert sich, dem Argentinier Mariano die Hand zu geben. Er und Ben verstehen sich hingegen blendend und teilen sich jede Menge Wellen.

Ben Proffitt und Mariano Estevil im Porträt

Weiter hinten im Heft werden Ben Proffitt und Mariano Esteville dann nochmal genauer vorgestellt. Wir lernen, dass Ben den Move “Proffitteroll” erfinden hat, der dann aber von Ricardo Campello als Air Chachoo bekannt gemacht wurde, dass er mal was mit einem deutschen Playboy-Model hatte, und lieber auf Sex als aufs Windsurfen verzichten würde. Immerhin die Sache mit der fehlenden Bekanntheit hat sich inzwischen erledigt: Als PWA-Kommentator und “Mr. Windsurfing TV” ist Ben die Stimme des Windsurfens.

Mariano Estevil stammt aus dem gleichen Ort wie Francisco Goya und eiferte dem Weltmeister nach: Geld sparen, nach Maui fliegen und dort besser werden. Nebenbei streicht er fast jedes Haus auf der Insel, um Geld zu verdienen. Dank guter Ergebnisse im Freestyle kann er als Profi um die Welt reisen, inzwischen ist es aber ruhig um ihn geworden.

Besuch bei der Custom Made-Schmiede “Soul Session”

surf-Autor Stephan Gölnitz schaute den Machern von Soul Session über die Schulter, einer kleinen Marke, die auf einem bayerischen Bauernhof in genau den Räumen arbeitet, wo auch schon Helmut Kirner Boards baute. “Boardbau ist in erster Linie alles andere als Soul, sondern harte, akribische Arbeit.” Das Shaper-Duo Jona Velte und Stefan Gliesche vereint eine “Liebe zum Laminat” und eine “Begeisterungsfähigkeit für jeden Millimeter Rockerlinie”. Teamfahrer Fabi Weber hat großen Marken abgesagt, um die Boards von Soul Session fahren zu können. An Serienboards lassen die beiden kein gutes Haar, Customs seien haltbarer, besser auf die Kunden zugeschnitten und ihrer Zeit voraus. Trotzdem träumen sie von der Zusammenarbeit mit einer großen Marke, doch Gespräche mit Mistral sind schon zwei Mal gescheitert. Neben Bau und Reparatur von Boards sehen sich Stefan und Jona vor allem als Entwickler: “Man muss nicht 1000 Bretter gebaut haben, um ein gutes Board bauen zu können”, so die Philosophie. “Man muss 20000 im Kopf haben.”

Das gesamte Heft gibt es oben in der Galerie zum Durchklicken!

Und sonst so?

  • Der (vermutlich) erste Auftritt von Balz Müller im surf Magazin. Er schickte ein Bild, wie er als Flauten-Beschäftigung in bester Eagle-Wing-Manier mit dem Material vom Steg springt
  • RS:X sollte erst einige Wochen später seine Olympia-Premiere feiern, doch schon vor den Spielen 2008 bewirbt sich Starboard mit einem Formula-Brett um die Nachfolge als Einheitsklasse. Das sollte noch 16 Jahre dauern, erst 2024 löste das iQFoil die RS:X-Klasse ab.
  • Wer schlägt das NeilPryde RS Racing? Das Top-Segel im World Cup und DWC muss sich gegen sechs andere reinrassige Renn-Lappen in 8,5 beweisen. Die Tester finden heraus: Andere Segel sind auch schnell - haben aber nicht Flessner oder Albeau an der Gabel
  • Schwerpunkt Kinder-Produkte: Die Hersteller haben 2008 eine Fülle von Boards speziell für Kinder im Programm - surf stellt sie vor!
  • Die “Big Five” des Freestyle in der Fahrtechnik, gezeigt von Gollito Estredo und André Paskowski: Volcan, Spock, Diabolo, Grubby und Flaka
  • surf hat einen neuen Mitarbeiter: In Zukunft soll Björn Dunkerbeck regelmäßig im Heft schreiben und Fragen der Leser beantworten
  • Windsurfen fördert auch die Fähigkeiten in anderen Sportarten, surf zeigt junge wie Hockeyspieler und Skifahrer auf dem Brett trainieren
  • surf trifft Sunstar, Fotografen-Legende aus den 80ern: “Bis heute lebt er auf Hawaii ein mystisches Leben zwischen Erde und Kosmos, Yin und Yang, schreibt Bücher und fügt sich den Wundern unter seiner Sonne.” Spötter nennen Sunstar übrigens auch “Sunstroke” (Sonnenstich).
  • Die Film-Profis von Tonix testen für surf die ersten Actioncams (”Wasserdichte Camcorder”). Handhabung und Qualität überzeugen.
  • Spot Guide Slowenien: Freestyler Tine Slabe zeigt die besten Spots seines Heimatlandes. Trotz gerade einmal 40 Kilometer Küstenlinie hat Slowenien zwischen Koper und Piran viele abwechslungsreiche und wunderschöne Reviere
  • Nochmal Nachwuchs: Robby Naish stellt die größten Talente seines Kids-Teams vor, das nahezu täglich mit dem Meister aufs Wasser geht. Allen voran natürlich Supertalent Kai Lenny, aber auch Bernd Roediger (damals mit Iro statt Lockenmähne). Um Kanza Stott und Ashley Baxter ist es hingegen vergleichsweise still geworden

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