Die allermeisten surf-Leser und Leserinnen dürften dem Namen Jean Souville schon mal begegnet sein. Der Franzose macht begnadete Bilder, oftmals mit atemberaubenden Lichtstimmungen. Außerdem hat er euch schon viele Spots in seinem Heimatland nähergebracht, von der Mittelmeerküste bis in die Normandie. In einer Fotografen-Serie stellt surf im Juli 2009 Jean Souville ausführlich vor und zeigt einige seiner bis dahin besten Bilder. “Er fängt Licht- und Landschaftsmomente ein wie kein Zweiter”, beschreibt Autor Steve Chismar das, was Souville ausmacht. Dazu gehört auch die Liebe zum Detail und der Blick für das Besondere, wie etwa die Spiegelung eines Windsurfers in einem Wassertropfen, der von einem Tampen heruntertropft. “Ich würde gerne das Surfen mehr im künstlerischen Bereich ablichten”, erzählt der etwas wortkarg daherkommende Souville im Interview. “Es ist aber eine brotlose Kunst. Gefragt ist meistens nur gute Action.” Auch die bekommt er vor die Linse, meistens von den französischen Profis, mit denen er viel reist und Zeit verbringt. Auch auf Hawaii? “Da war ich einmal. Hab alles gesehen. Da gibt es sehr viele Surffotografen, der Konkurrenzkampf wäre für mich nicht rentabel.” Souville selber bezeichnet sich nicht als Profi, weil er keine Ausbildung in Fotografie-Technik habe und keine gute Ausrüstung. Früher hat er in einem Surfshop gearbeitet, jetzt kann er aber dennoch von Windsurf- und Kitebildern leben. Eines seiner Highlights bislang: Der legendäre Falkland-Trip im Auftrag von surf, mit Ben Proffitt und Mariano Estevill: “Jeder Moment ist dort ein anderer Eindruck: Grelles Licht, Delfine, Pinguine, Sturm. Da lacht das Fotografen-Herz!”
“Surfen mit dem iDo ist so einfach wie Radfahren mit Stützrädern!” jubelt surf über eine neue Erfindung, die die Schulung revolutionieren soll, “vielleicht seid ihr gerade live dabei, wie das Windsurfen zum zweiten Mal erfunden wird!” Hinter iDo verbirgt sich ein neues Mastfuß-System für große Schul-Boards, mit dem das Segel nicht mehr ins Wasser fallen kann. Ein begrenztes Kugelgelenk erlaubt zwar ein Neigen des Riggs in alle Richtungen, aber bei etwa 30 Grad ist Schluss. Anfänger können so den vollen Surfgenuss erleben, ohne sich beim Schotstart auszupowern. Klingt logisch, auch der erste Eindruck bei Tests am Gardasee ist gut. Damals musste Erfinder Dario Oliviero seine Idee noch zur Serienreife entwickeln, seither hat man nicht mehr viel von dem System gehört, auch wenn er es auf seiner Internetseite noch weiter bewirbt.
Kaum ein Spot wird so mit einer Person in Verbindung gebracht wie Sotavento mit Rene Egli. Der Schweizer hat dort, im Süden Fuerteventuras, den Grundstein für ein Windsurf-Imperium geschaffen. Zum 25. Geburtstag schaute surf-Chefredakteur Andreas Erbe bei Egli vorbei - genau wie bei seiner allerersten surf-Dienstreise. Gestartet ist Egli mit acht Boards, die jeden Tag aus dem Keller eines Hotels an den Strand gekarrt und aufgebaut werden mussten. Die Erweiterungen kamen dann nach und nach eher zufällig - das Materiallager des World Cups wurde in ein festes Storage umgewandelt. Dennoch hatte sich Rene Egli seine Station schon in den Anfangstagen genauso skizziert, wie sie im Jahr 2009 dann aussah. Der Weg dorthin verfolgte er mit schweizer Beharrlichkeit: “Ich habe nie mit Banken zusammengearbeitet”, verrät er, “ich habe lieber ganz klein angefangen und keine Schulden gemacht.” Ein Schlüssel zum Erfolg war der World Cup, den Egli seit 1984 organisierte - viele Jahre durchgängig, erst während und nach der Corona-Zeit gab es Jahre ohne Fuerte-Event. Immer wieder bedeutete die Organisation viel Überzeugungsarbeit bei den Behörden und lokalen Medien - zunächst wegen der Finanzierung, später dann um den Sport nicht hinter den Partys verschwinden zu lassen. Reden und überzeugen, das ist 2009 Hauptjob von Rene Egli - der aber immer noch versucht, jeden Abend aufs Wasser zu kommen.
Nicht viele Windsurfer dürften Estland ganz oben auf ihrer Reise-Liste haben. Das baltische Land, kulturell und sprachlich näher an Finnland und Skandinavien als am großen Nachbarn Russland, stemmt einen großen Teil seiner Küstenlinie jedoch der weit offenen Ostsee entgegen, so dass zumindest in der Theorie einiges gehen müsste in Sachen Windsurfen. Das dachten auch Andy Wolff und Henning Nockel, die nach einer Nacht in Tallinn und der Überfahrt auf die Insel Hiiumaa bald ein Schild mit der Aufschrift “Surf Paradies” entdecken. “Ich kann nicht glauben, dass es die Ostsee sein soll, die vor mir liegt”, schreibt Henning Nockel. “Die Bedingungen erinnern an Klitmøller an einem sehr guten Tag mit Südsüdwest.” Locals gibt es keine, dennoch sind am Ende des Tages gut zehn Windsurfer auf dem Wasser, die meisten aus Lettland. Worldcupper Andy Wolff an ihrem Spot ist die große Attraktion, alle wollen ihm zeigen was sie drauf haben, auch wenn Andy hier und da nach einigen heftigen Waschgängen etwas zurückzieht. “Es ist nicht mal die Höhe allein, die uns so überrascht, vor allem die Kraft, die in den Wellen steckt, kann sich durchaus sehen lassen!” Es gibt in Estland überall kostenloses W-Lan (2009!!!), dafür aber weit und breit nichts, wo man Essen einkaufen könnte. Die sehr netten Einheimischen scheinen sich ohnehin eher von Getränken zu ernähren, hin und wieder schießt jemand einen Elch...
Das gesamte Heft gibt es oben in der Galerie zum Durchklicken!