RückspiegelDas waren die Highlights in surf 8/1992

Tobias Frauen

 · 29.03.2025

Gleitfreuden auf dem surf-Cover im August 1992, fotografiert von Darrell Wong
Foto: surf Archiv
Kuriose Werbung, die Windsurf-Aussteiger auf Fuerte, Spots rund um den Darß, ein neuer surf-Sticker und vieles mehr - geht mit uns auf Windsurf-Zeitreise ins Jahr 1992!

Die Werbung in diesem Heft verdient besondere Beachtung: Gleich auf der zweiten Umschlagseite springt den Leser*innen ein imposantes “Vorfahrt gewähren”-Schild entgegen, zusammen mit der Zeile “Mit sicherem Segel am Gardasee”. Nanu, gibt es dort Einschränkungen in Sachen Material? Tatsächlich bittet die Kommune gemeinsam mit einigen regionalen Partnern darum, die Schwimmwestenpflicht zu beachten und Rücksicht zu nehmen. Zumindest bemerkenswert, dass dafür Marketing-Budget ausgegeben wurde. Einige Seiten später räkelt sich Terminator Björn Dunkerbeck in Klamotten von Boss, kurz darauf ein kleiner Diss unter konkurrierenden Marken: “Wie man die North One Hour gewinnt? - Ganz einfach mit dem schnelleren Material” feixen Fanatic und ART. GunSails hingegen bewirbt sowohl den kurzen Ausflug ins Board-Business (im Sunset-Look der 80er) als auch die Segel mit einem etwas merkwürdigen Muskelmann mit Pantomimen-Schminke, dessen genaue Bedeutung im Dunkeln bleibt.

Die Windsurf-Aussteiger auf Fuerteventura

surf-Autor Christian Tillmanns war zu Gast bei den Windsurf-Aussteigern auf Fuerteventura. Klaus Baumann tauschte den schwarzen Banker-Anzug gegen den Neo und pendelte einige Jahre zwischen Fuerte und dem Gardasee, wo er in einem Shop Geld verdienen konnte. Er finde es dumm, von “schlechten Surftagen” zu reden: “Es geht uns doch schon gut, wenn wir überhaupt surfen können”, so der Lebenskünstler. Auch Gunnar aus Schweden lebt für Wind und Wellen, verdient zwischendurch etwas Geld mit “shitty jobs”, und “sogar die erzwungenen regelmäßigen Telefonate mit den Eltern sind ihm lästig”. Sein Weg, um mit möglichst wenig Geld auszukommen: “Er ernährt sich von einem undefinierbaren, übelriechenden, braunen Getreidepulver namens Gofio”, dass auch an “Hunde und Säuglinge verfüttert” werde. Markus hingegen lebt nicht dauerhaft auf Fuerte, sondern kommt zwischen Abi, Bundeswehr, Studium und Lehre immer wieder auf die Insel - oft für mehrere Monate. Doch auch er möchte seinen Wohnsitz dauerhaft auf die Kanaren-Insel verlegen statt “merkwürdige Sachen” wie Heiraten, Häuser bauen oder Kinder kriegen anzustreben.

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Spot Guide Fischland/Darß/Zingst

“Jahrzehntelang war die Ostsee tabu, jetzt dürfen auch wir endlich in die Welle”, freut sich die ostdeutsche Surf-Szene, surf zeigt die besten Spots an der Halbinsel Fischland-Darß. “Da sind die Wessis wohl nur arm dran”, so das Urteil eines Locals aus Neuhaus nach einem Ausflug nach Fehmarn. Die Szene ist lebhaft, wer als Windsurfer erkannt wird, ist schnell integriert. Die bekommen auf dem Campingplatz die besten Plätze, Normal-Touristen müssen in die zweite Reihe, “arrogante Wessis” werden teilweise gleich wieder abgewiesen. Nach den Entbehrungen der DDR-Zeit liegt modernes Material hoch im Kurs, es wird aber trotzdem immer noch selbst getüftelt: Gabeln werden in Eigenregie gebaut (”Alu gewickelt, der ist leichter und stabiler als der von North!”), und selbstgebaute Carbonfinnen auf dem Campingplatz für 80 Mark angeboten. Im Zuge des Aufbau Ost werden auch die Kläranlagen modernisiert, die Wasserqualität der Boddengewässer im Hinterland hat sich spürbar verbessert und macht die Region zu einem Top-Ziel, nicht nur für Gäste aus dem “Moloch Berlin”: “Die Optik von Sylt, den Anspruch an den Gardasee, und du brauchst keine Angst zu haben, daß dir dein Material zerklopft wird!”

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Und sonst so?

  • Alle surf-Abonnenten bekommen den neuen Sticker: Nachdem das klassische Motiv mit dem Surfer auf der Welle des “s” seit 1978 mehr als drei Millionen mal verklebt wurde (mit einem Material-Update 1987), wird das Segel jetzt nur noch stilisiert dargestellt, dafür dynamischer und in Farbe.
  • Surf-Masten im Dienste der Wissenschaft: Auf La Palma musste eine Weltraum-Kamera über einem Teleskop montiert werden. Das Max-Planck-Institut nutzte dafür drei North-Unterteile.
  • surf war Gegenstand der Diplomarbeit von Christian Penning, weil das Magazin “richtungsweisend” für viele Spezialzeitschriften gewesen sei, so die Begründung. Ergebnis: surf ist bunter geworden, bringt besonders viele Test- und Reisethemen und animiere Leser und Industrie gleichermaßen.
  • Tennis-Queen Steffi Graf, 1992 auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, träumt vom Windsurfen: “Ich möchte Windsurfen können, habe aber keine Zeit dafür”, sagte sie in einem Interview
  • Jürgen Klinsmann hingegen, Deutschlands Stürmer-Star, hätte während der EM 1992 auch surfen gehen können, wenn es nach Bundestrainer Berti Vogts gegangen wäre.
  • Neil Pryde höchstpersönlich schrieb 1992 aus Hongkong an surf, um klarzustellen, dass der Importeur-Wechsel von Jarstorf zu Shiro eine “betriebswirtschaftliche Entscheidung gewesen sei” und keine Unzufriedenheit ausdrücke. In der kommenden surf-Ausgabe 5/2025 lest ihr übrigens ein große Porträt von Mr. Neil Pryde.
  • surf zeigt, wie man mit modernem Material schon ab drei Windstärken ins ersehnte Gleiten kommt und verrät in einer Tabelle, was man je nach Gewicht braucht.
  • “Hohe Lippen soll man küssen”, so das Motte der Aerial-Fahrtechnik. Robby Naish zeigt in Hookipa wie es bei Sideshore-Bedingungen geht, Ian Boyd demonstriert dann, wie hoch man auch backside in St. Peter-Ording springen kann. Cesare Cantagalli zeigt anschließend den 360er.
  • “Die Vorteile des Stretching lassen sich nicht nur an Katzen beobachten”, und deswegen gibt es neun Aufwärm-Übungen für Windsurfer
  • An GoPro, Insta360 und Co dachte 1992 noch niemand, für schlanke 2699 Mark gab es aber einen angeblich wasserdichten Camcorder von Hitachi.
  • Naish zeigt ein T-Shirt im Heavy Metal-Look mit Skelett-Shaka: “Hand loose aus dem Nirwana” kommentiert der offenbar nicht sonderlich begeisterte surf-Autor das “makabre Shirt”.
  • Endlich entdeckt auch die Industrie die Einsteiger: F2 hat ein neues leichtes Lern-Board samt Rigg im Programm, am Gardasee darf eine Surf-Schülerin mit dem treffenden Namen Graziella es für die surf-Kamera ausprobieren
  • Mit “Board & Balg” nach Harderwijk, und “Kevin bleibt nicht zu Hause” beim Surf-Urlaub - Headline-Gold bei den Trips.

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