Er sei der “James Dean der New Generation”, heißt es schon in der Einleitung, die Headline lautet passenderweise “Rebel Without A Cause”. Unter den zahllosen schrillen Typen der Windsurf-Szene sticht der damals gerade einmal 19 Jahre alte Josh Angulo noch einmal hervor. Mega-Talent Mark als großer Bruder, Shaper Ed als Vater, dazu das ungezügelte Temperament des Nachgeborenen, der immer ein wenig im Schatten seiner Familie steht. Um dort rauszukommen, rebelliert Josh - auf dem Wasser wie an Land. Sein “radikaler New-School-Skatestil” rückt ihn schnell in den Fokus von Fans und Industrie, sein “Bad Boy-Verhalten an Land” sorgt dann für Irritationen und Schlagzeilen. Er wolle kein Superstar sein, sagt Josh gegenüber surf-Autor Bernd Zerelles bei einer gemeinsamen Session in Hookipa, “lieber ein Stupidstar”. Er möchte gerne Overall-Weltmeister werden, dafür trainieren mag er aber nicht. Stattdessen lieber Sex, Drugs & Rock’n’Roll (”Yeah, I like all three of them - at the same time!”) und Reeperbahn-Exzesse. Dass er in seinem ersten Jahr auf der PBA-Tour Wave-Fünfter wird und in Almanarre sogar Platz sieben im Kursrennen holt (Sponsor: “Mich hat es erstaunt, dass er überhaupt geradeaus fahren kann.”), zeigt sein unglaubliches Talent. Und auch Joshs Geldgeber drücken (noch) ein Auge zu, sie nehmen sein Image trotz aller Eskapaden gerne an. Nach einigen Jahren zwischen Genie, Glaube und Wahnsinn und einer Odyssee durch die Markenlandschaft fängt sich Angulo schließlich, gründet auf den Kapverden eine Familie - und wird 2003 und 2009 Wave-Weltmeister.
Nach dem Ende des Krieges um die Sinai-Halbinsel rückt das Gebiet langsam in den Fokus des Tourismus, surf-Autor Olaf Dohse macht sich auf Entdeckungstour Richtung Dahab. “An Land ist Frieden, gekämpft wird auf dem Wasser” heißt es angesichts verheißungsvoller Windstatistiken. Nicht mal ein Mensch pro Quadratkilometer lebt auf dem Sinai, die Anreise ist beschwerlich, die Landschaft karg - doch der Wind ist da, Ende 1994 soll dann eine erste Surfstation eröffnen. Der Spot schimmert in traumhaften Farben, die Bucht bietet perfektes Glattwasser, da “haust du die geilsten Halsen deines Lebens rein”, wie ein Test-Urlauber (ja, das gibt’s) schwärmt. Als Flautenprogramm lockt unter anderem die Stadt Assala, der “Treffpunkt der Rucksacktouristen”, wo es jede Menge Bars, Restaurants und Geschäfte gibt. Das Essen verlangt allerdings laut Reiseführer nach “etwas Risikofreude”. Die Einheimischen lässt das unbeeindruckt, die sind nur von einer Sache wirklich genervt: dem ewigen Wind.
Sieben geladene PBA-Profis fliegen zum ersten Long Distance World Cup auf die Kapverden. Was als relaxter Ausflug beginnt, wird zum knallharten Kampf. “Wir haben das alles hier ein bisschen unterschätzt”, muss Robby Seeger am Ende zugeben, und der Veranstalter war am Ende froh, dass alle Fahrer “das Flugzeug nach Hause senkrecht betreten konnten”. Für surf ist Andreas Erbe dabei, der gemeinsam mit den Profis von einer klapprigen Propellermaschine ins militärisch anmutende Fahrerlager geflogen wird. Der Prolog und “Rund um Sal” waren zu Beginn noch der Flaute zum Opfer gefallen, nach einem Fun Race über zehn Kilometer wird es ernst: Ein “Speed Crossing” über 100 Kilometer durch hai- und wrackverseuchte Gewässer steht an, und das bei 40 Knoten und mehr. Masten delaminieren und knicken weg, Robby Seegers Brett ist von den permanenten Schlägen butterweich geworden, alle Teilnehmer sind völlig fertig. Erst bei der Siegesfeier fällt auf, dass noch ein Franzose fehlt. Er wird drei Stunden später zufällig von einer Fähre aus dem Atlantik gefischt.
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