Normalerweise sind Locals ja eher zugeknöpft, wenn es um ihre noch wenig bekannten Homespots geht. Doch eine Gang britischer Windsurfer um John Carter, John Skye und Timo Mullen möchte zeigen, welch hervorragende Spots das Königreich zu bieten hat und sie “dem Massentourismus preisgeben”. Die Truppe - bald “Motley Crew” getauft - will die besten Spots in den besten Bedingungen surfen. Dafür werden über mehrere Jahre hinweg lange Wege und viele Telefonate in Kauf genommen, die Gang wächst zwischenzeitlich auf neun so illustre Mitglieder wie Robby Swift, Ross Williams oder Tristan Boxford. Der Lohn: Spektakuläre Bilder aus Cornwall, Irland, Schottland und der Südküste. Nur einige Top-Spots in Wales sind noch nicht fotografisch dokumentiert. “Wenn ihr also mal in Wales (oder irgendeinem anderen Spot in Großbritannien) einen einsamen Fotografen am Strand und ein paar verrückte Jungs mit Segelnummern auf dem Wasser seht - dann könnt ihr sicher sein, dass ihr zur richtigen Zeit am richtigen Ort seid!” verspricht John Carter. “Ihr müsst dann nur noch herauskriegen, in welchen Pub die Motley Crew am Abend geht!”
surf-Redakteur Steve Chismar durfte das Material der Profis surfen. Nachdem er sich einst über Jason Polakows Equipment wunderte (“fassungslos, wie man mit so einem Segeltrimm so graziös die Wellen schlitzen kann”), schnappte er sich nun beim World Cup auf Fuerte die Ausrüstung einiger Freestyle-Profis und analysierte deren Set Up im Detail - ohne etwas zu verstellen. Auffällig: Die Einen fahren die Schlaufen sehr weit für mehr Bewegungsfreiheit (Chismar: “Da hätte ich genausogut ohne fahren können”), die Anderen knalleng für besseren Kontakt zum Brett. Damals noch ungewöhnlich waren die langen Trapeztampen vieler Pros. Thomas Traversa, damals 17 Jahre alter Newcomer, fährt zwar schon ein Vollenweider-Custom, dazu aber ein bleischweres Nautix-Rigg. Am besten passt für Steve das “fast normale” Material von Iballa Moreno.
Die Mehrzahl von Xantos ist “Xantosse”, zumindest wenn man nach surf-Tester Stephan Gölnitz geht. Der hat zwei F2-Freerider verschiedener Epochen mit einem modernen Nachkommen verglichen. Früh Geborene erinnern sich: Mit dem Slogan “Power is nothing without control” kam der Xantos 1994 als volksnahe Alternative zu den zickigen No Nose-Rennern und schlug voll ein. Ein früher 295er wurde nun gegen einen Xantos 290 von 1999 und einen damals aktuellen X-Cite Ride 135 getestet - sehr gut vergleichbar mit den VW Bulli-Generationen T3, T4 und T5 auf dem Aufmacherbild. Der kurze und breite JP schlägt seine Ahnen dabei in allen Disziplinen: Er ist schneller, gleitet besser, ist einfacher zu halsen und dabei angenehm zu fahren. Nur der 99er kann in Sachen Speed einigermaßen mithalten, allerdings nur unter schweren Einbußen beim Komfort. Der einst hochgelobte Ur-Xantos entpuppt sich als wilder Ritt: “Seine lange, spitze Nase ragt steil in den Himmel, als wolle er jeden Moment die Umlaufbahn verlassen”, so die Tester schockiert. “Instinktiv hält man doppelten Abstand zum Gegenverkehr - man weiß ja nie, wohin die spitze Nase als nächstes stochert.” Noch eklatanter sind die Unterschiede bei zwei Mistral Screamern von 1992 und 2004: Der Neue ist Dank breitem Heck rundum überlegen, der alte Screamer “nur noch ein erbärmlicher Jammerer”.
“Höhö, der heißt ja Busen!” So in etwa hat vermutlich der Autor des Spot Guides rund um Wilhelmshaven beim Schreiben vor sich hingekichert, und mit großer Sorgfalt kein Wortspiel vermieden. Kostprobe? “Gespeist mit Muttermilch aus der Nordsee, schmiegt sich der Jadebusen links der Weser in die flache Weite Ostfrieslands. Wenn die Flut kommt und er prall gefüllt ist, saugen [...] surfgeile Windsurfer an ihm.” Weitgehend ohne pubertäre Wortspiele kommen dann die Tipps für tolle Freeride- und Freestyle-Spots in der Region aus, an die auch ein Worldcupper wie Rik Fiddike immer wieder gerne zurückkehrt - trotz neugieriger Camper-Omis und Kiter-Flut. In Dangast wollte man sich übrigens vom “Busen”-Hype abgrenzen und hat einen Phallus als Symbol für das Künstler-Örtchen gewählt, inklusive imposanter Skulptur. Es gibt also noch jede Menge ungenutztes Wortspiel-Potential am Jadebusen!
Das gesamte Heft gibt es oben in der Galerie zum Durchklicken!